Samstag, 10. März 2007

Chancen-Risiko-Analyse aus historischer Perspektive

Gestern bekam das Häusle gleich zweimal das Prädikats-Urteil: "wirklich schönes Haus."

Abriss? -> Ja ned!

Viel zu tun? -> Sicher, aber das ist es unbedingt wert.

Haben auf einmal alle den Bau(m)herrinnen-Schonwaschgang eingelegt oder liegt es am Wetter? Bau(m)herrin erneuert ihren Schwur, vor Einzug den Hausstand zu entrümpeln.

Der Reihe nach: Am Mittag durfte Bau(m)herrin sich aus professionellen Gründen wieder mit Gesichtszügen ,-muskeln und -ausdrücken befassen. Spätnachmittags dann Treffen mit neu zum Team geholten Meister Innenausbau. Bau(m)herrin kennt einige seiner Arbeiten, vor allem aber schätzt sie seine Fähigkeit, sich auf jedes Projekt neu einzulassen und als Herausforderung anzunehmen.

Als besagter Meister Innenausbau aus dem Auto steigt und das Häusle betrachtet, befindet kritisches Bau(m)herrinnen-Teleauge, dass das aufsteigende Lächeln echt und ehrlich ist. Nicht angesichts der Bau(m)herrin, sondern eindeutig das Häusle hat das Entzücken hervorgerufen.

Meisterarchitekt hat jetzt einen weiteren standhaften Pfeiler im Bollwerk gegen Bau(m)herrins gelegentlich aufsteigende Ungeduld an seiner Seite: Weihnachten im Häusle feiern darf keine Priorität haben. Schließlich wollen wir dem Häusle nicht in fünf Jahren schon wieder an die Pelle rücken. Das geht nur mit sorgfältiger, gut überlegter Planung. Dasselbe gilt für die Ausführung. Dürfen wir für 2012 eine mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit annehmen?

Im Dachstock sieht Bau(m)herrin den Wagen ihres Lieblings-Ex-Nachbarn einparken. Eine Fata Morgana? Er ist doch im super-mega-Stress... Nein, er ist es *freu*, kommt trotz Stress die Baumstelle besuchen.

Im Keller eine für Bau(m)herrin erschütternde Entdeckung durch Meister Innenausbau: zwei der geliebten Kellertüren wurden von einem verpennten Schreiner gebaut. Leider gibt es noch keine Bilder. Das Prinzip ist einfach zu verstehen - zwei horizontale Latten oben und unten, dazwischen eine Diagonale. Richtig gebaut ergibt sich von links nach rechts (Türanschlag links) ein Z. Die beiden Türen zu West-UG-Räumen sind links angeschlagen, das Z ist gespiegelt. Wir werden die Türen als lebendes Beispiel für verpennte Schreiner in's Museum aufnehmen. Gemeinsam mit dem lebenden Beispiel der nicht-mehr-lebenden Thujen.

Beide Besucher befinden, dass das Häusle unter anderem deshalb eine Perle ist, weil bisher nicht im großen Stil an ihm herumgeschustert wurde. Meisterarchitekt und Bau(m)herrin hatten auch schon bemerkt, dass im ihnen bekannten Schwesterhaus, eigentlich nur das störte, was in den 70er Jahren "aufgefrischt" worden war.

Dazu passen die Dokumente, die Herr Verkäufergemeinschaftsvertreter am Vortag zum Kopieren überlassen hatte. Zwei architektonischen Entwürfen war das Häusle knapp entronnen - der erste kam bis zur Baugenehmigung.

Garage 1978

Wenn Bau(m)herrin die Historie recht versteht, wurden 1979 folgende Entwürfe in zwei Versionen eingereicht:
  1. Garage mit Terasse
  2. Garage ohne Terasse
Genehmigt wurde ohne Terasse. 1982 dann erneut der Antrag mit Terasse, dieses Mal ist sie genehmigt.

Garage sollte massiv in Beton gebaut werden, Kostenschätzung DM 6.000,-. Ob das zu teuer war? Auf jeden Fall haben wir eine Baulast ohne Garage. Gut so.

Obwohl - der Baumbestand wirkt irgendwie gepflegt auf den Entwürfen.
Kleine Cottage-Feinheit: der Architekt hat an den Giebelseiten ganz schwäbisch (nicht vorhandene) Dachüberstände gezeichnet.


Dachausbau 1988

Bau(m)herrin findet den Grundriss nicht sonderlich revolutionär. Miniküche und -bad entsprechen Stil des Bauherren:

Das Verlängern der nördlichen Gaube ist auch in ihrem Team angedacht:

Aber hoppla, was ist denn das? Ein Zwerchhaus, wenn Bau(m)herrin richtig gelernt hat. Irritierend ist das Gefälle im Garten - sollte da im Westen abgegraben werden?


Der Schnitt wirkt auf Laiendachherrin nicht ausbalanciert. Wenn sie mal Zeit hat (vielleicht Weihnachten 2012?) wird sie den Entwurf in google sketchup nachbauen.

Und hö, so krumm ist der Gewölbekeller nu auch wieder nicht!


Die Kostenschätzung sollte man hegen und pflegen für den Moment, wenn die aktuellen Kosten - wie zu erwarten - sich ans Explodieren machen:


11.000 Mark für das Minibad??? Ne, das Blatt lassen wir lieber in der Schublade.

Schade, dass nicht dokumentiert wurde, wo die Garage hinsollte oder was mit dem Kellerabgang geplant war.

So, das was-wäre-wenn-Geschichtlein ist beendet. Wir haben, was wir haben und aus unerfindlichen Gründen will keine Trauer über die verpassten Gelegenheiten aufkommen.

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