Donnerstag, 13. September 2007

Beeindruckt

Heute waren wir (Herr Architekt und meine Wenigkeit) zu Besuch in einem Betonwerk. Der Verkäufer, der mich dereinst auf das Thema brachte, war ein guter Verkäufer. Denn Beton ist sehr wohl rissanfällig.

Doch das wird keine schlaflosen Nächte bereiten, denn die "schlechte" Seite der Wände ist dank einer neuen Anlage im Werk inzwischen fast schöner als die "gute" Seite. Die vielen Fachbegriffe und das ausgefallene Mittagessen haben mich etwas geplättet, mal schaun, ob ich alles richtig wiedergeben kann.

Die Fertigwände werden von einem riesigen Roboter "geplottet". Eine einzelne Fertigwand kann bis zu 10 x 3,50(?)m groß sein. Über einem Tablett von diesen Ausmaßen düst der Roboter, eine Art Hebekran und setzt alles, was ihm vom technischen Büro mitgeteilt wurde. Das nennt man dort Plotten. Also erst einmal die Außenmaße, dann kleine Magneten, dann zeichnet er mit irgendeiner hellen Flüssigkeit. Wenn er fertig ist, fährt das Tablett in den Raum nebenan. Dort arbeiten echte Menschen. Ein Schreiner fertigt Schalungen für Fenster- und Türaussparungen. Andere Mitarbeiter setzen Kabeldosen oder Schienen (für Vorhänge oder Schiebetüren) auf die vom Roboter durch Magneten vorgegebenen Positionen. Wann und von wem die Armierungsteile gelegt werden, ist mir entgangen. Dann fährt das Tablett nach unten in das Erdgeschoss, dort wurde die exakte Menge Beton bereits angeliefert. Ein Mitarbeiter fährt mit einem anderen großen Roboter über das Tablett und füllt alles, was gefüllt werden soll.

Der nächste Schritt ist Geschmackssache. Es wird gerüttelt. Und zwar so, dass die Erde bebt. Ich persönlich fühle mich dabei immer etwas bedroht und habe das dringende Bedürfnis, mich auf den Boden zu setzen. Immerhin ebenen sich die Häufchen und Täler auf dem Tablett jetzt ein, das Ergebnis sieht endlich aus wie eine Wand.

Nach dem Rütteln waren die Wände in dem von uns jüngst besichtigten Haus fertig. Klar, dass da die beiden Seiten unterschiedlich glatt waren. Jetzt kommt das neue Gerät, von dem ich den exakten Namen vergessen habe, in's Spiel. Eine große runde Scheibe rotiert über den Beton und glättet ihn. Sozusagen ein schweres, rotierendes Bügeleisen. Dabei bleiben immer noch Luftlöcherleins. Beim Ortbeton wird vor dem Einglätten Quarzsand aufgeschüttet, der diese Löcherleins füllt.

Vor der Halle standen jede Menge Häuser, nur noch nicht zusammen gesetzt. Also jede Menge Wände. Da manche (viele) Menschen in unserer Region keinen Beton mögen, wird er rot eingefärbt, dann mögen sie ihn. Neben den roten Häusern sahen wir Testreihen für schwarze Wannen (diese Kellerisolierungen), bei denen die Isolierung auf den Beton gegossen wurde.

Wände, die mit Wärmeschutzverbundsystemen gedämmt werden, sind an der Außenseite nicht geglättet, sondern aufgerauht, damit das WVS besser daran babbt. Pardon, das war schwäbisch. Will heißen: daran hält.

Hohlwände bestehen aus zwei durch Eisen miteinander verbundenen dünnen Wänden, deren Hohlraum dann vor Ort mit Beton ausgegossen wird. Doppelwände werden mit Styropor oder sonstigem Dämm-/Isolierungsmaterial ausgestattet. Sie sind aufwändig und teuer. Außerdem dick. Unter 40 cm nichts zu machen. Und ich leide schon bei meinen 36 cm. Also daraus wird nüscht.

Erfreulicher ist die Nachricht, dass eine Betonkernaktivierung nicht aufwändig oder wahnsinnig teuer ist. Das klingt für mich Laien, der nicht gerne schwitzt, äußerst attraktiv. Die Fußbodenheizung ist bekanntlich oben auf der Decke, also für den normal geeichten Menschen auf dem Fußboden. Unten in der Decke, also da, wo es über unseren Köpfen schwebt uns sich gerne die Spinnen einnisten, kann man auch Röhrchen legen. Durch die fließt im Hochsommer dann kühlendes Wasser. Da Wärme nach oben steigt und Kälte nach unten, finden wir diese Aktivierung schlichtweg cool.

Der geneigte Leser mag verzeihen, dass diese Details hier so ausführlich beschrieben stehen. Die Fülle an Informationen will sortiert sein und dieses Tagebuch hilft der überforderten Bau(m)herrin, sich in zwei Wochen noch daran zu erinnern. Daher noch ein paar Stichworte:
- Statiker muss geklärt werden
- Rohbauer muss sorgfältig arbeiten können. Im Gegensatz zu Duplo kann unser System nicht wieder auseinandergenommen werden, wenn versehentlich die falsche Wand eingesetzt wurde. Eine große Fensterfront nach Norden zur Straße finden wir nicht prickelnd.
- Da war noch etwas mit Speicherung der Kamin-Ablüfte. Geht irgendwie nur nach oben.
- Was sind Konvektoren?
- Herr Architekt hat doch eigentlich Recht: ein flaches Dach sollte dicht sein. Egal ob darunter Beton oder Holz ist. Oder?
- Vor lauter Wandsorten habe ich nicht mehr verstanden, ob die Fenster wann wo sitzen müssen und können. Wir wollen sie möglichst bündig zur Außenwand. Morgen haben wir Termin mit Energieberater, vielleicht hat der eine Idee dazu.
- Die Laibungen(1) Ein neues Thema für mich, aber ich glaube, ich habe es verstanden. Eine schlichte viereckige Wand ist weniger rissanfällig als eine mit beispielsweise einem Türsturz. Also war die Idee, raumhohe Schiebetüren zu machen. Das ergibt mehr Aufwand an der Baustelle - mehr Puzzle-Teile.


- Die Laibungen (2) Die Hohlwand wird beim Auffüllen vor Ort an der Stirnseite nie so schön wie die Massivwand. Also da, wo Fenster/Türen etc hinkommen sollen. Auf dem Bild habe ich es übertrieben dargestellt:



Die von mir als "angeschnitten" bezeichnete Version erhält eine Schutzkappe, damit der Beton vor Ort nicht zu verruckelt ausfällt. Das gefällt Herrn Architekten überhaupt nicht. Er ist eben ein kantiger Mensch ;-)

Ernsthaft, es sind diese Details, die Kleinigkeiten, die nachher Unwohlsein bereiten. Oder besonders Wohlsein hervor rufen. Wir werden im Falle der Hohlwände wohl irgendeine Verkleidung machen müssen. Das behagt mir zunächst überhaupt nicht. Da bietet Herr Betonwerk-Außendienst-und-überhaupt-Experte eine Lösung: der Valser Quarzit.

Yep, vor ein paar Tagen kam unser Lieblingspostbote gebeugt vor die Türe und wollte partout nicht zulassen, dass ich das Paket selbst in die Wohnung trage. Naiv meinte ich, ich sei noch nicht so alt, wie ich aussehe. Das Zeug ist unglaublich schwer! Wieso sind die Valser Therme noch nicht zusammengekracht? Und die ganzen Holzhüttchen dort haben Dächer aus diesem Megatonnen-Material. Fast umwerfend.

Aber noch umwerfender war der Inhalt des Pakets. Es gibt den Stein in drei Variationen:
- hell
- grau
- Augenquarzit

Wir mögen hell, das hat wunderschöne Streifen. Herr Betonwerk-Außendienst-Experte ist hobbymäßig Natursteinbearbeiter und meint, irgendeine Wand werden wir doch damit gestalten können. Der Stein wäre einfach zu... Ja, das finde ich ja auch. Jetzt schlägt er vor, die Verkleidung der Ortbetonstreifen in Valser Quarzit-Streifen zu machen.

So, und jetzt werden wir das alles sich setzen lassen und endlich etwas essen.

3 Kommentare:

Houdini hat gesagt…

Haben Sie in der Zwischenzeit etwas mit Valser Quarzit gebaut? Wir wollen ihn für unsere neue Dusche, eine Tafel am Boden und Streifenfliesen anden Wänden. Nun hörten wir von einem Steinhändler, der Valser Quarzit sei für Nassbereiche nicht geeignet. Ist es in der Valser Therme nicht nass? Haben Sie eigene Erfahrungen gemacht? Haben Sie ähnliches gehört?
Besten Dank.
Erich Weiss

Houdini hat gesagt…

meine email: houdini at gmx.ch

Anonym hat gesagt…

ein Mann am Steuer, das wird teuer