Samstag, 5. Mai 2007

Schädlinge und Nützlinge

Gestern vormittag erwähne ich, dass im Apfelbaum so seltsame Wattebällchen sitzen.
"Wollig?"
"Ja, irgendwie so Wolleböbbel."
"Oh, oh - etwa der Baum vor dem Schlafzimmer des Herrn Hauptmieter mit gefährdeter Gesundheit?"
"Yep, genau der."
"Besser checken lassen - Prozessionsspinner..."

Den hatten wir in den letzten Jahren in unserem Mietdorf kennengelernt. Wenn Bäume weiträumig abgesperrt wurden und Männer in Kampfmittelbeseitigungskleidung mit Flammenwerfern in den Bäumen saßen. Wen kann man fragen? Die Lady von 11833 war keine Hilfe, der freundliche Herr von der Feuerwehr dafür um so mehr. Eigentlich sitzen die gefährlichen nur in Eichen, dieses Jahr sei wegen der Wetterbedingungen mit allem zu rechnen. Besser einen Experten einen Blick darauf werfen lassen. Er hat sogar die Telefonnummer eines solchen. Wir schildern dem Institut unseren Befund, um 14:00 Uhr treffen wir uns vor Ort. Der Experte ist mir sofort sympathisch, er kurvt mit einer himmelblauen Ente an und erklärt, dass er vier davon besitzt. Eigentlich sind drei als Ersatzteillager für die eine gedacht, aber sie wollen alle bewegt werden. Das kennen wir von unseren Kameras.

Am Tag zuvor hatte ich ein Böbbelchen fotografiert:


Vor Ort kleiner Schock: der ganze Stamm ist watteverböbbelt, innerhalb nur eines Tages. Vorsichtshalber versuche ich, gegen den Wind zu atmen. Herr Entensammler zückt leere Kaperngläser und Pinzette, beginnt zu sammeln. Innerhalb nur einer Minute haben wir drei Schädlinge, die alle nichts mit Watteböbbeln zu tun haben.

So ganz genau bekomme ich es nicht mehr zusammen, da waren zusammengeklebte Blätter mit hellgrünen Raupen, die kleine Buckel machen, wenn sie sich fortbewegen.

Das hier sind nochmal andere Raupen:


In einem solchen Gespinst sitzen Dutzende dünne braune Raupen auf einem Haufen:


Egal welche Spezies, Appetit haben offensichtlich alle:


Insgesamt sei der Befall ganz normal, kein Anlass zur Beunruhigung. Vorerst, denn die endgültige Diagnose erhalten wir, wenn unser Privatzoo unter dem Mikroskop analysiert wurde.


Wenn man die sogenannten Schädlinge lässt, kommen über kurz oder lang Nützlinge nach. Ob das hier einer ist?


Die Früchte seien bisher völlig intakt - ja wundervoll:

Noch haben wir eine Chance auf leckere Äpfel im Herbst.

Und unsere Wildkirsche ist vermutlich gar nicht wild, dazu sind die Früchte jetzt schon zu groß. Seltsamerweise sind sie und die Birnen so gut wie überhaupt nicht befallen.



Ja, und die Watteböbbel sind wohl die Woll- oder Schmierlaus. Man kann Nützlinge wie Marienkäfer oder Florfliegen kaufen, die fressen dann die Wolle wieder weg.

Fein - jetzt gehen wir in's Häusle und begutachten den mutmaßlichen Holzwurm. Die Käfer auf der Fensterbank sind vermutlich Museumskäfer. An der Kellertreppe finden wir zwar Sägemehl, doch scheint es schon Jahre dort zu hängen. Herr Entensammler würde einfach mal abwarten, das scheint alles nicht beunruhigend.
"Ich möchte meine Kamerasammlung eigentlich nicht diesem mutmaßlichen Hausgast zum Fraß vorwerfen."
"Ach, da brauchen Sie sich keine Sorgen machen, die gehen nur an Holz."
"Eben drum..."



"Ach so - Holzkameras? Ja, dann werde ich Ihnen meinen Holzspezialisten-Kollegen vorbeischicken."

Und jetzt die letzte Kategorie unseres Heimzoos: die Ameisen. Wir beginnen bei Norddachbalken Nr.6 von Ost. Wie eine Autobahn am Freitagnachmittag. Auf halber Höhe verschwinden sie in einer Latte mit Ritzen und Löchern.


Die Autobahn führt über Giebel den Südbalken Nr6 von Ost hinunter. Wir steigen die Leiter herab in den Südtrempel des Ostzimmers und siehe da: auf Balken Nr. 6 von Ost geht die Autobahn weiter nach unten. Im Garten beginnen wir die Suche auf Höhe besagten Balken - nichts. Herr Entensammler kennt seine Pappenheimer - die kommen auf der Westkante der Südseite heruntermarschiert, laben sich dort an Brombeeren.



Herr Entensammler sucht konzentriert nach einer Möglichkeit, das "Gift" in der Autobahn verankern. Es sollte eine horizontale Fläche sein, wenn man es daneben streut, marschieren die disziplinierten Truppen daran vorbei. Es scheint, dass wir eine sehr vertikale Spezies erwischt haben.

Eigentlich hatten wir das Häusle gekauft, um uns Menschlein ein Heim zu schaffen. Kann jemand unserem Privatzoo mal mitteilen, dass wir schon immer Nieten in Biologie waren und definitiv nicht vorhaben, aufgrund dieses heimlich im Paket enthaltenen Praktikums auf Biotop-Pfleger umzusatteln??

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Man bekommt hier: zu solchen Bilder oft erstaulich schnell Hilfe:
forum.planten.de

Kann man die Ameisenstress vielleicht mit Essig tränken?

Wir hatten mal Ameisen im alten Haus, als die Königinnen am schwärmen waren, kamen sie hinter einem Schrank am Ende des Raumes raus und wollten aus dem Fesnter auf der engegengesetzten Seite und mein Bett war dazwischen...

Gruß, Hendrik