Samstag, 1. September 2007

Schlaf- und Mutlos

Danke lieber Roman

Gestern hatten wir "Kompakttag", so nennt es Herr Architekt. Von 13:30 bis 19:30 Uhr... Pläne, Abläufe, Kosten, Material. Zu Hause auf dem Sofa die Augen geschlossen, ein Material-Film mit Preis-Tags läuft auf meinem ganz persönlichen ARD. Leider in Größenordnungen, die mit den üblichen Samstags-Sonderangeboten nichts mehr zu tun haben. Kein 0,99 € sondern Zigtausende. An den PC gestolpert, spontan die Angebote zweier Fertighaus-Hersteller angeklickt. Das ist irgendwie übersichtlicher, man wählt aus einer vorgefertigten Speisekarte und der Pegelstand variiert in verkraftbaren Größen.

Sollen wir wirklich neu bauen? Heute nacht erschien uns alles andere attraktiver. Nach einer schlaflosen Nacht mit Halbmast in den Dorfladen getrottelt. Steht da nicht in der Ecke...? *augenreib* Ja, sie ist es. Die Freundin, die Anfang des Jahres eingezogen ist und (fast) alles hinter sich hat.
"Du hattest wenigstens einen Partner, mit dem Du die Dinge besprechen konntest."
"Machst Du Witze? Er wollte das ganze Projekt nicht. Ich hatte in meinen schlaflosen Nächten das personifizierte 'Nein' neben mir liegen."
Hm, vielleicht sollte ich dem australischen Schmonzeten-Roman doch dankbar für die nächtliche Gesellschaft sein...

Eine nur ganz kleine Übersicht der Knackpunkte:

Fassaden

Ein echter Kostenfaktor, da geht es ganz besonders um die erwähnten Zigtausende. Neben den Preisen haben Fassaden noch weitere überlegenswerte Aspekte, die uns überfordern. Je nach Beschaffenheit müssen sie aufgehängt oder hinterlüftet sein. Hinterlüftet bedeutet Spinnenzuchtanstalt... Dann die Fensterbänke, die müssen auch entsprechend geknickt oder was auch immer sein, je nachdem...

Heute Nacht zwischen 3 und 6 Uhr fallen uns die Bautagebücher aus dem Norden ein. Sie alle klinkern, wir mögen Klinker. Wenn so viele es dort oben machen, kann es a) nicht sooo kompliziert und b) nicht sooo heidenteuer sein. Wozu das Rad neu erfinden? Wir werden mal bei Maja anklopfen.

Heute morgen (mittag) stolpern wir über das Bautagebuch vom Michel von Lönneberga. Er plant eine schwarze Fassade, das ist auch bei uns immer wieder im Gespräch. Nur scheint es bei ihm Holz zu sein - an dem Nein zu Holz im Außenbereich halten wir stur fest. Schließlich lautet die eiserne Regel: der Baum muss nachgewachsen sein, wenn das Material ersetzt werden muss. Wir sind nicht umsonst Mitglied im WWF. Bitte nicht falsch verstehen: das ist unsere ganz subjektive Entscheidung, wir wollen niemanden auch nur im Entfernstesten kritisieren, der das anders sieht.

Türen

Jedes Türformat, das vom Standard abweicht, wird ohne Gewährleistung geliefert, weil sie verziehen könnte. Wenn schon der Hersteller meint, sie könnte das, dann wird sie es auch. Oder doch nicht?

Bodenbeläge

Wenn wir schon von unserem Wunschmaterial abgehen, dann wollen wir eine echt günstigere Alternative. OG und UG bekommen Eiche Industrieparkett geölt. Auch wenn sie momentan nicht 'in' ist, wir wissen sie in unserem Mietwohnheim zu schätzen.

Sanitär

Hier scheint unsere Ausrichtung günstiger als die angenommene Kalkulation zu sein. Herr Architekt kalkuliert aus Erfahrung: alle Bauherren haben das in der Planungsphase behauptet und konnten später nicht widerstehen. Wir legen uns Disziplin auf, zugunsten der Gartenwellness.

Unsere Anforderung an eine Badewanne
sind eher praktischer als ästhetischer Natur. Aus leidvoller Erfahrung. Erstens wollen wir Acryl, weil wir in der hießigen Eisenwanne schnattern, sobald beim Lesen der Arm aufliegt.

Zweitens wollen wir nicht mehr ruckartig untergehen. Unsere Mietbadewanne ist mit Blick gegen die Wand eingebaut. Wir sitzen also alle mit dem Rücken an der senkrechten und den Füßen an der geneigten Seite um gen Fenster zu blicken. Regelmäßig macht es flutsch und wir sind Land unter.

Treppe

Auch Herr Architekt hat seine Träume. Aber wir müssen schauen, ob das machbar und finanzierbar ist.

Update am Abend


Wir waren mit oben erwähnter Freundin vor Ort. Unglaublich, wieviel sie weiß und wie sie mich Schritt um Schritt wieder aufgebaut hat ohne dabei zu verharmlosen.

Am Ende die Frage: willst Du? Ich fühle mich wieder 30 Jahre jünger (also ungefähr so alt, wie ich bin) und ja, ich will. Das wird traumhaft und Träume realisiert man nicht ohne Schlaflosigkeit.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ach je, ich kann das ganz schön nachfühlen! Aber genau diese schlaflosen Nächte und Grübeleien machen das fertige Haus später zum einzigartigen und nicht bezahlbaren (ideell gesehen!) Heim! Dann klopft man sich jeden Tag auf die Schulter und huldigt sich selbst "Was hab ich nich alles geschafft bzw. geschaffen". Tolles Gefühl. Also rein medizinisch gesehen alles im grünen Bereich ;-). Kein Hausbau ohne Grübelorgien! Alles andere wäre unnormal... Und jetzt steckt doch schon so viel Zeit und Kraft drin, da sollte man nicht mehr aufhören. Solche ratschlagenden Freundinnen pflegen! Ein unbeteiligter Dritter ist Gold wert! Mitleidende Grüße aus dem (immernochnichtfertigseienden) Zweihäuserhaus!