Montag, 31. Dezember 2007

(Nass)Kalte Füsse

Heute morgen hatten wir viel Ruhe, auf der To-Do-Liste stand lediglich Auffrischung des Kühlschrank-Inhaltes. Gegen 10:30 Uhr, noch bei der ersten Tasse Kaffee, klingelt das Telefon. "Verehrte Frau Nachbarin, Ihr Haus rauscht."

Wunderwaffe ist immer über Handy zu erreichen. Nur heute nicht. Seine Mail-Box ist auch voll. Herrn Architekt hinterlassen wir eine Nachricht. Und nu? Wider besseren Wissens begeben wir uns zum Tatort. Dort rauscht es in der Tat - aus der Toilette im EG gegen die Decke auf den Fußboden des Wohnzimmers. Im Keller und der Garage darunter plätschert es, das Tropfen in der Küche bahnt sich den Weg in den Gewölbekeller. Während Bau(m)herrin rat- und hilflos die Naturgewalten studiert, kommt ein älterer Herr zur Hilfe. Deponiert seine Einkaufstüte außerhalb des Hauses (trocken) und wir begeben uns auf die Suche nach dem Haupthahn. Im Gewölbekeller verlassen uns die guten Geister - mangels Taschenlampe. Die beiden Feuerzeuge lassen erahnen, dass sich der Haupthahn an der Außenwand befindet. Ein Blick auf die Elektrik lässt uns beide aus dem Keller huschen. Der Herr wünscht noch alles Gute, mir fällt die Handynummer eines Bekannten ein - der ist Sanitärer. Und er geht ran! Und er ist in der Nähe! Muss zu einem Notfall... nicht unserem...

Das Rauschen im Hintergrund lässt sein Herz erweichen, er kommt gleich vorbei. In der Zwischenzeit stellt ein junger Herr seine Einkaufstüte an die selbe trockene Stelle wie zuvor der ältere hilfsbereite Herr. Er deaktiviert die Sicherungen im EG, aber wo sind die im Keller? Er hat keine Gummisohlen, angesichts der Stromleitungen im steigenden Wasserfall kapituliert er und wünscht uns ein gutes Neues Jahr. Wir sind ihm dankbar, dass er kein Risiko eingeht.

Jetzt kommt der Handwerkerwagen - Licht am rauschenden Horizont. Die ersten Worte: "Ach Du Sch... ". Aber sie haben eine Lampe und hohe Gummistiefel. Aus dem Keller klingt weiter "Ach Du liebe Sch...", Bau(m)herrin steht vor der Toilettenfontaine, die Zeit scheint stehenzubleiben. Da, endlich, sie wird kleiner. Kein Rauschen mehr im EG.

Aber ein deutlich andauerndes Plätschern im Keller. Was ist das? Nur das Wasser, das aus EG durch die Decke in den Keller plätschert. Die beiden Helden lassen jetzt noch die Heizung aus und müssen weiter - zum ursprünglichen Notfall.

Bilanz: Gewölbekeller bis zum Anschlag voll. Das ist nicht weiter tragisch. Schlimmer ist der Kellerraum, der an den Neubau grenzt. Zwar fließt das Wasser sichtbar in Richtung Garagenabfluss, aber nur langsam. Und leider auch sichtbar Richtung Neubau-UG. Rüüchddügg - jenes UG, das wir dieses Jahr endlich trocken gelegt hatten. Ein Gummilippen-Schieber wäre sinnvoll. Wo her bekommen?

Bau(m)herrin hat inzwischen wieder Gefühl in den inzwischen wieder trockenen Füßen und nur noch gelegentlich überfallen uns Kälteschauer. Nachwuchs und Putzfee empfahlen eine warme Dusche. Warum nur will dieser Vorschlag nicht fruchten? Dusche -> Wasser. Nee, lieber nicht. Herr Architekt hat sich auch gemeldet, will nach Wunderwaffe und unserer Pumpe forschen. Wir haben eine Pumpe, definitiv. Nur wo?

Wir sollten das Wasser aus dem Kellerraum bekommen. Und wissen, wo wir zuvor den Strom im Keller abdrehen.

Liebe Silvestergrüße an die geneigte Leserschaft und - ach ja - Frohes Neues Jahr!

Samstag, 15. September 2007

Die Würze liegt im Detail

Eigentlich sollte dieser Eintrag seit letztem Freitag (ist das wirklich schon 4 Tage her?) den Titel "Wärmepumpe ade" tragen. Da war Treffen mit Herrn Energieexperte. Dieser hat sehr sachlich und sehr emotionslos (naja, bis auf das 'Nebengebiet' Kernkraft) informiert. Das Kapitel Wärmepumpe war naturgegeben am intensivsten besprochen worden.

Ökonomisch sinnlos. OK, das lasse ich mir noch verklickern. Zwar glaube ich, und wir befinden uns hier im Glauben, nicht im Wissen, dass die Preise sowohl der Pellets als auch von Gas stärker steigen werden. Aber meine betriebswirtschaftlichen Wurzeln sind noch ausreichend genug vorhanden um zu wissen, dass halb Privat-Deutschland im energiebilanzlichen Konkurs landen müsste, bevor sich meine Investition aus dieser Sicht rentiert.

Die Investition, von denen Herr Architekt und Herr Energieexperte sprachen, erschienen mir recht hoch, aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war die Ökololgie. Natürlich sind mir die deutschen Strom-Vorbehalte bekannt. Aber ich spreche französisch und habe mich in den entsprechenden Websites umgeschaut. Warum wird in Frankreich in Sozialbauten oder in Renovierungen mit Strom geheizt? Ein Blick auf die Kosten offenbart uns: der Strom ist dort viel billiger. Eines Tages (ungefähr 1012) werde ich die entsprechenden Links übersetzen. Heute nur soviel: diese Stromheizungen werden dort auch noch als besonders ökologisch gepriesen. Huch. Ja, die Franzosen sind ein eigenwilliges Volk und wollen sich nicht in Abhängigkeit anderer Nationen begeben. Das Stichwort lautet Kernenergie. Dazu mag man stehen, wie man will. Herr Energieexperte kontert mir natürlich mit seinem Studium und Halbwertzeiten. Ich frage ihn (als Mutter), was uns denn momentan die größte Sorge bereite. Halbwertzeiten oder CO2?

War er einmal im Ruhrgebiet und hat die Häuser gesehen, durch die Risse gehen? Die Mondlandschaften mit gigantischen Maschinenapparaturen? Er antwortet mir mit "kontrollierter Verbrennung" und besteht darauf, dass Pellets ökologischer sind als Wärmepumpen. Der von den Pellets abgesonderte Feinstaub sei ein ganz anderer als der von Zigaretten oder offenen Kaminen (aber klar doch), und die Wärmepumpe brauche Strom, der würde mit Gas, Öl oder Kernkraft erzeugt. Meine Photovoltaik hält er für pillepalle, da könne ich auch in Norddeutschland in eine Windenergieanlage investieren.

Na dann auch schön, im Grunde kommen Herr Architekt und Herr Energie-Experte zu dem Fazit, dass Gas momentan die sinnvollste Lösung sei. Ha? Wüüü büüdddde? Ich und Herr Putin, das wird im Leben nix.

Es gäbe Anlagen, die verkaufe er mir heute nicht, weil seine Kunden keine Versuchskaninchen seien. Aber sobald sich die Gas-Anlage abgeschrieben hätte (das macht die trotz Putin am schnellsten), könne ich problemlos auf diese Anlage umschalten und würde damit dann die halbe Menschheit retten. Den Namen habe ich vergessen.

Warum lasse ich mich auf all das ein? Ökologie, meine Damen und Herren. Ein einziges Argument: Bis der Strom bei mir ankommt, verliert er 2/3 in der Leitung. Also benötigt meine Pumpe in Wahrheit drei Mal mehr als mir der Ticker anzeigt.

Ernsthaft, das hat mir am Freitag die Gasheizung fast ins Haus gestellt. Trotz notwendigem Raum und Kamin. Trotz Herrn Putin. Wir dämmen vernünftig (obwohl Herr Wärme-Experte noch 30cm mehr wollte) und dadurch wird Herr Putin nicht mal merken, dass wir Kunde bei ihm sind. Sollte er die Preise vervierfachen, werden wir davon immer noch keine Erdwärme finanziert haben.

Am Wochenende dann wollte ich diese Erkenntnisse im blog veröffentlichen. Verbrauchen wir wirklich zu wenig, als dass eine Wärmepumpe sich ökologisch rechnet? Pellets kommen nicht in Frage, weil wir eine Nase haben. Und wer es befürwortet, den Strom aus einem Kohlekraftwerk statt einem Kernkraftwerk zu beziehen, wird mich da nicht verstehen wollen. Wieviele Zigaretten muss man rauchen, um mit dem Feinstaub einer solchen kontrollierten Verbrennungsanlage gleich zu ziehen? Das schaffe ich nicht, sorry.

Dann müssen die Pellets aus irgendwas produziert werden. Pappeln werden in Österreich dafür angebaut, aber in keiner Monokultur. Haha, ich kenne das gelbe Rasp-Monokultur-Phänomen . Schließlich bin ich (inclusive Sophie) jeden Sommer gelb. Sollte Herr Wärme-Experte überall so argumentieren, haben wir bald die Pappel-Monokultur. So wie die Raps-Felder ohne die dazugehörigen Raps-Autos.

Der Betrag, den ich mit einer Gas-Heizung sparen würde, ist beachtenswert. Herr Wärme-Experte klingt verlockend, wenn er meint, dass ich ihn in seine nordischen Windprojekte investieren könnte. Aber pardon, auch unser Budget hat ein Limit und wir werden nach dem Hausbau nicht weiter investieren. Sondern ganz schwäbisch tilgen. Bis alles uns gehört. Schwaben mögen es nicht, wenn ihr Haus der Bank gehört. Und sei das alles noch so ökonomisch unklug. Wir glauben an Nebenkosten, und Banken wollen auch leben. Dürfen sie. Aber nicht freiwillig von uns.

Bis gestern (also drei Tage brutto) lasse ich dieses Gespräch wirken. Die Schweizer, die Schweden - alles Dussel, weil sie auf Erdwärme setzen und nicht wissen, was sie der Umwelt damit antun? Die vielen Fertighaus-Bauer, die ihre Wärmepumpe für viel weniger Geld als ich erhalten? Warum benötige ich mehr Bohrungsmeter (die natürlich auch mehr kosten) als zuvor für den windigen Altbau?

Montag (also gestern) telefoniere ich mit einem geschätzten Verwandten, der vor vier Jahren gebaut hat und mir das Energie-Büro empfohlen hatte. Zwei ganz andere Themen:
  1. Zentrale Lüftung -> trockene Luft
  2. Kühlung
Zentrale Lüftung

Mein Studium diverser Bautagebücher veranlasste mich zur zugegeben misstrauischen Vermutung, dass eine kontrollierte Belüftung für ein trockenes Raumklima sorgt. Das kann wiederum meine Hausärztin überhaupt nicht leiden. Ich inzwischen auch nicht mehr - die Krankheitsgeschichte erspare ich dem geneigten Leser. Herr Wärmeexperte versteht genau, worum es mir geht. Originalaussage: "bei mir kommt die Luft so im Raum an, als hätten Sie das Fenster geöffnet."

Wir schlafen erfolgreich bei geöffnetem Fenster ohne Heizung, das klingt ja beruhigend. Erwähntes Telefonat mit geschätzem Bau-Verwandtem, der uns das Büro empfohlen hatte, offenbart: sie haben im nachhinein in die Befeuchter-Option investiert. Befeuchter, ja prima. Das klingt unhygienischer, als einfach das Fenster zu kippen. Was man bei KW xy nicht darf, sonst kippt das ganze System. Verzweifelte Frage an alle kontrollierten Belüftungs-Experten: wie trocken ist Eure Luft und was tut Ihr dagegen?

Kühlung

Wir wohnen in einem Mietwohnheim nach ökologischsten Standards: ewig dicke Dämmung und viele Fenster nach Süden. Beobachtung nach acht Jahren: Sonne heizt sofort ungebremst auf, im März oder so. Dann geht sie schlagartig am Nachbargebäude unter.

Subjektives Wohlempfinden: erst knalleheiß, dann affenkalt.

Versuche, die Heizung in der ersten Phase herunterzuschrauben, helfen nichts, machen in der zweiten Phase alles noch viel schlimmer. Der Schweiß ist noch nicht getrocknet, da überfällt uns die Eiseskälte. Fußbodenheizungen sollen bekanntlich träge sein. Wir haben normale Heizkörper. Bis die den Raum nach solchen (leider üblichen) Sonnenattacken erwärmt haben, sind wir am schlottern. Noch nie in meinem Leben habe ich innerhalb eines Tages so viele Schichtenklamotten getragen und trotzdem gelitten.

Also sage ich Herrn Wärme-Experten, dass für mich ein Wohlfühlklima nicht nur aus Wärme besteht, sondern auch aus Kühle. Er nickt, scheint mich verstanden zu haben. Und will noch mehr dämmen. Aber wir haben die Fensterfronten nach Süden, die er so dolle findet. Wie gehen wir damit um? wir haben sie ja schon durch Überdachung verschattet, aber deutscher März mit tiefstehender Sonne ist tückischer als der August. Schon seit zwei Jahren frieren wie konstant im August (lässt sich beheben, da August) und schwitzenschlottern im März.

Betonkernaktivierung holt in heißen Phasen kühles Wasser aus der Zisterne und kühlt damit die Decke. Unser bauerfahrener Verwandter hat nach vier Jahren ein System gefunden, mit dem er es im Nachhinein noch installieren kann. Jaaa - die Pumpe braucht dreimal mehr. Aber wir verglühen nicht. Herr Wärme-Experte hatte diese Art Aktivierung als sauteuer abgetan. Bau(m)herrin ruft den entsprechenden Beton-Experten an und irgendwie ist es nicht mehr so teuer. Im Gegenteil: was als Mehrkosten bisher genannt wurde, ist das zehnfache dessen, was diese ökologisch interessante Art von Kühlung kostet.

Heute ein kurzes Intermezzo bei Herrn Architekt. Er hatte die Argumentation des Herrn Wärme-Experten für sinnvoll gehalten. War mit Gas völlig glücklich, weil wir das Geld dann an anderer Stelle (keine nordischen Windanlagen) investieren könnten. Auf einer anderen Baustelle traf er einen Herrn Erdwärme-Experten. Der kam mit viel vernünftigeren Kosten und die Stromverlust-Theorie hat sogar ihn beeindruckt. Wir werden uns zusammensetzen. Denn in dem anderen Bauvorhaben liegt das Stromwerk ein paar Hundert Meter entfernt. Und unsere Stadtwerke sind berüchtigt für ihre geringen Leitungsverluste. Alles wieder anders?

Wir haben beschlossen, dass es keinen Sinn macht, die Welt für unseren Nachwuchs zu retten, wenn unser Nachwuchs dabei verglüht und dann erfriert. Dass auch Experten von etwas leben müssen, und sei es ihre Abneigung gegen Kernkraft, die ahnungslose Bau(m)herren direkt in Putins Arme lenkt.

Dass man vor Experten und dem Gericht in Gottes Hand ist.

Nastrowje




wumm

Donnerstag, 13. September 2007

Beeindruckt

Heute waren wir (Herr Architekt und meine Wenigkeit) zu Besuch in einem Betonwerk. Der Verkäufer, der mich dereinst auf das Thema brachte, war ein guter Verkäufer. Denn Beton ist sehr wohl rissanfällig.

Doch das wird keine schlaflosen Nächte bereiten, denn die "schlechte" Seite der Wände ist dank einer neuen Anlage im Werk inzwischen fast schöner als die "gute" Seite. Die vielen Fachbegriffe und das ausgefallene Mittagessen haben mich etwas geplättet, mal schaun, ob ich alles richtig wiedergeben kann.

Die Fertigwände werden von einem riesigen Roboter "geplottet". Eine einzelne Fertigwand kann bis zu 10 x 3,50(?)m groß sein. Über einem Tablett von diesen Ausmaßen düst der Roboter, eine Art Hebekran und setzt alles, was ihm vom technischen Büro mitgeteilt wurde. Das nennt man dort Plotten. Also erst einmal die Außenmaße, dann kleine Magneten, dann zeichnet er mit irgendeiner hellen Flüssigkeit. Wenn er fertig ist, fährt das Tablett in den Raum nebenan. Dort arbeiten echte Menschen. Ein Schreiner fertigt Schalungen für Fenster- und Türaussparungen. Andere Mitarbeiter setzen Kabeldosen oder Schienen (für Vorhänge oder Schiebetüren) auf die vom Roboter durch Magneten vorgegebenen Positionen. Wann und von wem die Armierungsteile gelegt werden, ist mir entgangen. Dann fährt das Tablett nach unten in das Erdgeschoss, dort wurde die exakte Menge Beton bereits angeliefert. Ein Mitarbeiter fährt mit einem anderen großen Roboter über das Tablett und füllt alles, was gefüllt werden soll.

Der nächste Schritt ist Geschmackssache. Es wird gerüttelt. Und zwar so, dass die Erde bebt. Ich persönlich fühle mich dabei immer etwas bedroht und habe das dringende Bedürfnis, mich auf den Boden zu setzen. Immerhin ebenen sich die Häufchen und Täler auf dem Tablett jetzt ein, das Ergebnis sieht endlich aus wie eine Wand.

Nach dem Rütteln waren die Wände in dem von uns jüngst besichtigten Haus fertig. Klar, dass da die beiden Seiten unterschiedlich glatt waren. Jetzt kommt das neue Gerät, von dem ich den exakten Namen vergessen habe, in's Spiel. Eine große runde Scheibe rotiert über den Beton und glättet ihn. Sozusagen ein schweres, rotierendes Bügeleisen. Dabei bleiben immer noch Luftlöcherleins. Beim Ortbeton wird vor dem Einglätten Quarzsand aufgeschüttet, der diese Löcherleins füllt.

Vor der Halle standen jede Menge Häuser, nur noch nicht zusammen gesetzt. Also jede Menge Wände. Da manche (viele) Menschen in unserer Region keinen Beton mögen, wird er rot eingefärbt, dann mögen sie ihn. Neben den roten Häusern sahen wir Testreihen für schwarze Wannen (diese Kellerisolierungen), bei denen die Isolierung auf den Beton gegossen wurde.

Wände, die mit Wärmeschutzverbundsystemen gedämmt werden, sind an der Außenseite nicht geglättet, sondern aufgerauht, damit das WVS besser daran babbt. Pardon, das war schwäbisch. Will heißen: daran hält.

Hohlwände bestehen aus zwei durch Eisen miteinander verbundenen dünnen Wänden, deren Hohlraum dann vor Ort mit Beton ausgegossen wird. Doppelwände werden mit Styropor oder sonstigem Dämm-/Isolierungsmaterial ausgestattet. Sie sind aufwändig und teuer. Außerdem dick. Unter 40 cm nichts zu machen. Und ich leide schon bei meinen 36 cm. Also daraus wird nüscht.

Erfreulicher ist die Nachricht, dass eine Betonkernaktivierung nicht aufwändig oder wahnsinnig teuer ist. Das klingt für mich Laien, der nicht gerne schwitzt, äußerst attraktiv. Die Fußbodenheizung ist bekanntlich oben auf der Decke, also für den normal geeichten Menschen auf dem Fußboden. Unten in der Decke, also da, wo es über unseren Köpfen schwebt uns sich gerne die Spinnen einnisten, kann man auch Röhrchen legen. Durch die fließt im Hochsommer dann kühlendes Wasser. Da Wärme nach oben steigt und Kälte nach unten, finden wir diese Aktivierung schlichtweg cool.

Der geneigte Leser mag verzeihen, dass diese Details hier so ausführlich beschrieben stehen. Die Fülle an Informationen will sortiert sein und dieses Tagebuch hilft der überforderten Bau(m)herrin, sich in zwei Wochen noch daran zu erinnern. Daher noch ein paar Stichworte:
- Statiker muss geklärt werden
- Rohbauer muss sorgfältig arbeiten können. Im Gegensatz zu Duplo kann unser System nicht wieder auseinandergenommen werden, wenn versehentlich die falsche Wand eingesetzt wurde. Eine große Fensterfront nach Norden zur Straße finden wir nicht prickelnd.
- Da war noch etwas mit Speicherung der Kamin-Ablüfte. Geht irgendwie nur nach oben.
- Was sind Konvektoren?
- Herr Architekt hat doch eigentlich Recht: ein flaches Dach sollte dicht sein. Egal ob darunter Beton oder Holz ist. Oder?
- Vor lauter Wandsorten habe ich nicht mehr verstanden, ob die Fenster wann wo sitzen müssen und können. Wir wollen sie möglichst bündig zur Außenwand. Morgen haben wir Termin mit Energieberater, vielleicht hat der eine Idee dazu.
- Die Laibungen(1) Ein neues Thema für mich, aber ich glaube, ich habe es verstanden. Eine schlichte viereckige Wand ist weniger rissanfällig als eine mit beispielsweise einem Türsturz. Also war die Idee, raumhohe Schiebetüren zu machen. Das ergibt mehr Aufwand an der Baustelle - mehr Puzzle-Teile.


- Die Laibungen (2) Die Hohlwand wird beim Auffüllen vor Ort an der Stirnseite nie so schön wie die Massivwand. Also da, wo Fenster/Türen etc hinkommen sollen. Auf dem Bild habe ich es übertrieben dargestellt:



Die von mir als "angeschnitten" bezeichnete Version erhält eine Schutzkappe, damit der Beton vor Ort nicht zu verruckelt ausfällt. Das gefällt Herrn Architekten überhaupt nicht. Er ist eben ein kantiger Mensch ;-)

Ernsthaft, es sind diese Details, die Kleinigkeiten, die nachher Unwohlsein bereiten. Oder besonders Wohlsein hervor rufen. Wir werden im Falle der Hohlwände wohl irgendeine Verkleidung machen müssen. Das behagt mir zunächst überhaupt nicht. Da bietet Herr Betonwerk-Außendienst-und-überhaupt-Experte eine Lösung: der Valser Quarzit.

Yep, vor ein paar Tagen kam unser Lieblingspostbote gebeugt vor die Türe und wollte partout nicht zulassen, dass ich das Paket selbst in die Wohnung trage. Naiv meinte ich, ich sei noch nicht so alt, wie ich aussehe. Das Zeug ist unglaublich schwer! Wieso sind die Valser Therme noch nicht zusammengekracht? Und die ganzen Holzhüttchen dort haben Dächer aus diesem Megatonnen-Material. Fast umwerfend.

Aber noch umwerfender war der Inhalt des Pakets. Es gibt den Stein in drei Variationen:
- hell
- grau
- Augenquarzit

Wir mögen hell, das hat wunderschöne Streifen. Herr Betonwerk-Außendienst-Experte ist hobbymäßig Natursteinbearbeiter und meint, irgendeine Wand werden wir doch damit gestalten können. Der Stein wäre einfach zu... Ja, das finde ich ja auch. Jetzt schlägt er vor, die Verkleidung der Ortbetonstreifen in Valser Quarzit-Streifen zu machen.

So, und jetzt werden wir das alles sich setzen lassen und endlich etwas essen.

Sonntag, 2. September 2007

Es geht nicht nur uns so

Auch Blogbau sieht nicht nur Vorteile beim Neubau:

Es war in der Planungsphase, als noch beschlossen war, dass der alte Gebäudeteil stehen bleibt und nur erweitert wird viel einfacher mit der Planung, als mit einer komplett neuen Planung. Bis man sich einigt, dauert es ein wenig. Vorallendingen kann man später leichter sagen: “Es ging halt nicht, weil es die Form des alten Hauses nicht hergab”. Also kann man nur hoffen, dass alle bisherigen Entscheidungen bei der Planung des Neubaus gut durchdacht waren. Das wird sich aber mit Sicherheit erst später herausstellen…


Wie wahr.

Samstag, 1. September 2007

Schlaf- und Mutlos

Danke lieber Roman

Gestern hatten wir "Kompakttag", so nennt es Herr Architekt. Von 13:30 bis 19:30 Uhr... Pläne, Abläufe, Kosten, Material. Zu Hause auf dem Sofa die Augen geschlossen, ein Material-Film mit Preis-Tags läuft auf meinem ganz persönlichen ARD. Leider in Größenordnungen, die mit den üblichen Samstags-Sonderangeboten nichts mehr zu tun haben. Kein 0,99 € sondern Zigtausende. An den PC gestolpert, spontan die Angebote zweier Fertighaus-Hersteller angeklickt. Das ist irgendwie übersichtlicher, man wählt aus einer vorgefertigten Speisekarte und der Pegelstand variiert in verkraftbaren Größen.

Sollen wir wirklich neu bauen? Heute nacht erschien uns alles andere attraktiver. Nach einer schlaflosen Nacht mit Halbmast in den Dorfladen getrottelt. Steht da nicht in der Ecke...? *augenreib* Ja, sie ist es. Die Freundin, die Anfang des Jahres eingezogen ist und (fast) alles hinter sich hat.
"Du hattest wenigstens einen Partner, mit dem Du die Dinge besprechen konntest."
"Machst Du Witze? Er wollte das ganze Projekt nicht. Ich hatte in meinen schlaflosen Nächten das personifizierte 'Nein' neben mir liegen."
Hm, vielleicht sollte ich dem australischen Schmonzeten-Roman doch dankbar für die nächtliche Gesellschaft sein...

Eine nur ganz kleine Übersicht der Knackpunkte:

Fassaden

Ein echter Kostenfaktor, da geht es ganz besonders um die erwähnten Zigtausende. Neben den Preisen haben Fassaden noch weitere überlegenswerte Aspekte, die uns überfordern. Je nach Beschaffenheit müssen sie aufgehängt oder hinterlüftet sein. Hinterlüftet bedeutet Spinnenzuchtanstalt... Dann die Fensterbänke, die müssen auch entsprechend geknickt oder was auch immer sein, je nachdem...

Heute Nacht zwischen 3 und 6 Uhr fallen uns die Bautagebücher aus dem Norden ein. Sie alle klinkern, wir mögen Klinker. Wenn so viele es dort oben machen, kann es a) nicht sooo kompliziert und b) nicht sooo heidenteuer sein. Wozu das Rad neu erfinden? Wir werden mal bei Maja anklopfen.

Heute morgen (mittag) stolpern wir über das Bautagebuch vom Michel von Lönneberga. Er plant eine schwarze Fassade, das ist auch bei uns immer wieder im Gespräch. Nur scheint es bei ihm Holz zu sein - an dem Nein zu Holz im Außenbereich halten wir stur fest. Schließlich lautet die eiserne Regel: der Baum muss nachgewachsen sein, wenn das Material ersetzt werden muss. Wir sind nicht umsonst Mitglied im WWF. Bitte nicht falsch verstehen: das ist unsere ganz subjektive Entscheidung, wir wollen niemanden auch nur im Entfernstesten kritisieren, der das anders sieht.

Türen

Jedes Türformat, das vom Standard abweicht, wird ohne Gewährleistung geliefert, weil sie verziehen könnte. Wenn schon der Hersteller meint, sie könnte das, dann wird sie es auch. Oder doch nicht?

Bodenbeläge

Wenn wir schon von unserem Wunschmaterial abgehen, dann wollen wir eine echt günstigere Alternative. OG und UG bekommen Eiche Industrieparkett geölt. Auch wenn sie momentan nicht 'in' ist, wir wissen sie in unserem Mietwohnheim zu schätzen.

Sanitär

Hier scheint unsere Ausrichtung günstiger als die angenommene Kalkulation zu sein. Herr Architekt kalkuliert aus Erfahrung: alle Bauherren haben das in der Planungsphase behauptet und konnten später nicht widerstehen. Wir legen uns Disziplin auf, zugunsten der Gartenwellness.

Unsere Anforderung an eine Badewanne
sind eher praktischer als ästhetischer Natur. Aus leidvoller Erfahrung. Erstens wollen wir Acryl, weil wir in der hießigen Eisenwanne schnattern, sobald beim Lesen der Arm aufliegt.

Zweitens wollen wir nicht mehr ruckartig untergehen. Unsere Mietbadewanne ist mit Blick gegen die Wand eingebaut. Wir sitzen also alle mit dem Rücken an der senkrechten und den Füßen an der geneigten Seite um gen Fenster zu blicken. Regelmäßig macht es flutsch und wir sind Land unter.

Treppe

Auch Herr Architekt hat seine Träume. Aber wir müssen schauen, ob das machbar und finanzierbar ist.

Update am Abend


Wir waren mit oben erwähnter Freundin vor Ort. Unglaublich, wieviel sie weiß und wie sie mich Schritt um Schritt wieder aufgebaut hat ohne dabei zu verharmlosen.

Am Ende die Frage: willst Du? Ich fühle mich wieder 30 Jahre jünger (also ungefähr so alt, wie ich bin) und ja, ich will. Das wird traumhaft und Träume realisiert man nicht ohne Schlaflosigkeit.

Mittwoch, 29. August 2007

Kompromisse

"Preise soll man bekanntlich immer zuletzt nennen", erklärte die kluge Natursteinexpertin unseres Vertrauens heute am Telefon. Das nächste Telefonat begann gleich mit: "Wenn Sie in der Lage sind, mindestens x.5xx Euro pro qm zu bezahlen, können wir Ihnen das System gerne vorstellen." Keine Ahnung, ob ich in der Lage bin und das wird auch nicht näher überdacht. Denn ich bin nicht dazu bereit. Auf die Nachfrage, ob es in der Nähe private Referenzobjekte gäbe, wurde mir erklärt, die Art von Privatleuten, die in dieses System investieren (also in der Lage dazu sind?) seien nicht bereit, ihr Haus vorzuzeigen. Und zu dieser Art Privatleute will ich nicht gehören.

Leise meldet sich beim Auflegen des Telefons der Fensterprofilknall im Hinterkopf. Ich beruhige ihn mit meiner spontan entwickelten Strategie: die Vertriebspartner dieses Systems machen auch noch andere Dinge, da werden wir schon noch was finden, mit dem wir leben können. Außerdem sind Zahlen Schall und Rauch. Wir haben über 9 Meter Fensterfront, da können wir auch mit Profilen von 5 bis weißnichtwieviel Zentimetern leben. Nur bitte eines nicht, das bitte nicht: eine Pfosten-Riegel-Fassade, in der die beweglichen Elemente mit fetten Rahmen drin sitzen. Ich weiß, dass das momentan der architektonische Hit ist und Bau(m)herren sich tunlichst zurückhalten sollten, aber das nicht. Auch nicht das Autohaus oder die neuapostolische Kirche auf dieser Referenzseite. Oder gar das dritte Objekt hier mit den gelben Fenstern. Höchstens, wenn man mit soviel Kunst und Buchstaben ablenkt wie da.

Im Tessin gibt es einen Vertriebspartner, der auch andere Objekte durchführt. Mit den Schiebetür-Fronten à la Michele Arnaboldi können wir gut leben. Dabei müssen sie nicht silbern sein. Sogar damit könnten wir leben, das ist dann aber auch die Grenze unserer Kompromissfähigkeit.

Und *schluchz* wir begegnen einer Steindusche. Für heute ist genug, wir werden nicht nachfragen, ob dieser Stein unser hießiges Wasser verträgt oder gar, wieviel der qm kostet. Vielleicht wäre es besser, keine Schweizer Websites mehr zu besuchen. Der Franken steht momentan günstig, ein Rustico von Giovan Luigi Dazio könnte vielleicht drin sein....

Noch wandern wir nicht aus, wir haben nur ein kleines Stimmungstief, nachdem der Stamm-Italienier gestern wortreich ausführte, warum er im Leben nie in Deutschland bauen würde. Zum Trost bot er mir an, einen guten Natursteinverleger aus seiner Heimat zu organisieren.

Alle Gespräche führen nach Vals

Der Barkeeper unseres Hotels ist architektur-interessiert und schickt mich in ein neues Restaurant im Ort. Die hätten den Granit sehr modern und schick verarbeitet. Und yep, das gefällt uns.

Unsere Nachforschungen in Sachen Stein haben inzwischen eine Quelle aufgemacht, an der wir den Tessiner "Granit" erstehen können. Wir haben sogar Muster erhalten. Dabei wurde deutlich, dass Transportkosten und -zeiten eine Rolle spielen. Eine weitere Frage ergibt sich: kann der Steinbruch das gewünschte Format zuschneiden, ohne uns die (finanzielle) Zukunft zu rauben?

Auf der Rückfahrt vom Tessin machen wir Mittagspause in Splügen und studieren eine Umgebungskarte. Ach, schau an. Die berühmten Therme von Vals liegen Luftlinie ganz nah, leider sind die dazwischen liegenden Berggipfel auf die Schnelle nicht überwindbar. Auf regulären Straßen müssten wir zwei Stunden investieren, das ist zu weit.

Wann immer wir von unserer Vorliebe für Naturstein sprechen, werden wir von Sachkundigen auf Vals und Peter Zumthor angesprochen. Ein Bekannter, der zu den 10 Prozent der Badegäste gehört, die nicht Architektur studieren, weist gestern darauf hin, dass Vals auf der Nordseite der Alpen liegt (Transport) und soviel in diesem Riegelformat vorweist, dass es für den liefernden Steinbruch inzwischen Routine sein müsse. Google sei dank finden wir das Familienunternehmen mit dem gewünschten Mauerwerk. Oh je, Norman Forster ist teuer... Aber es gibt auch Ferienhäuser. Ob die auch so teuer sind?

Die Natursteinexpertin unseres Vertrauens beurteilt den Stein und seine Qualitäten als überragend. Wenn ich es recht verstanden habe, wird er in Schichten abgebaut (oder ist er in Schichten aufgebaut?), auf jeden Fall ist dieser Stein eher problematisch für Großformate. Wir werden sehen...

Und noch ein Tessiner Haus

Der Architekturführer lockt mich in ein Dorf am Berg. Sophies Navigation flötet, ich solle direkt in den Ort fahren. Verbotsschilder finde ich keine, aber die Häuser stehen so eng, dass es mir nicht so recht erlaubt erscheint. Hinter mir hupt ein Tessiner und schwupps sind wir drin. Ob wir da jemals wieder rauskommen? Das gesuchte Flachdach auf Säulen finden wir nicht, eine kleine Hangstraße erspart uns das Wendemanöver und zweimal passieren wir ein Haus, das sich einprägt. So sehr, dass wir zwei Tage später noch einmal mit Fotokamera und Kind zurückkommen. Während Kind das Auto hütet, mache ich schnell die Bilder. Das Schild vor dem Haus können wir später identifizieren...

Kann man etwas modernes in diesen historischen Ortskern bauen?

Man kann:





















Inzwischen haben wir das Schild gelesen und dank Internet erfahren, dass wir ein vom Künstler selbst entworfenes Atelier fotografiert haben. Ich hoffe, er nimmt uns das nicht übel.

Montag, 27. August 2007

Eine Woche im Tessin...

... mehr war nicht drin. Die ersten drei Tage regnete es aus allen Poren - der See stieg um einen Meter und wir mussten uns anstrengen, nicht an das Hochwasser von 2000 zu denken. Damals war unsere Abfahrt rechtzeitig genug, um unser Auto vor den Fluten zu retten -> zwei Stunden später war der Parkplatz geflutet. Und rechtzeitig genug, um den San Bernadino noch zu passieren -> am selben Tag wurde er nach einem Erdrutsch gesperrt.

Und doch waren die Regentage Erholung pur. Ob es am Licht oder dem auch im August funktionierenden Kaminfeuer liegt, dieser Ort tut gut. Der Rest der Woche steigerte sich von angenehmen Frühjahrstemperaturen bis zum Hochsommer. Ein typisches Tessiner Element haben wir bei unseren wetterunabhängigen Aktivitäten als endgültig wertvoll eingestuft: überdachte Freiflächen. Man mag sie Pergolen, Galerien oder Loggien nennen, die Überdachung schützt sowohl vor Wasser als auch vor einem Übermaß an Sonne.

Ein vor Ort erstandener Architekturführer erwies sich als nicht im ursprünglichen Sinne, aber doch sehr effizient. Sophies Navigationssystem führte uns trotz der etwas unorthodoxen Tessiner Straßenorganisation zuverlässig in die betroffene Region. Doch mal war der Blick auf das zu bewundernde Bauwerk durch eine riesige Plane verdeckt (Renovierung) oder neu hinzugekommene Wohnheime standen im Weg, deren Bewohner misstrauisch die Verrenkungen des Bau(m)herrinnen-Halses beobachteten. Da uns die Reise bevorzugt durch Anwohnerstraßen führte, entdeckten wir andere interessante Gebäude, die (noch) nicht im Architekturführer enthalten sind. Vorteil: unsere Wahrnehmung wurde nicht durch architekturdeutsch verwirrt.

Nachdem die Bau(m)herrin eines frühen Morgens im Bademantel nur durch Freikauf des Hotelpersonals vor einer Verhaftung gerettet werden konnte, wurde sie von Gemeinderatsvorsitzendem und Polizeichef zwei Tage später beinahe zur Ehrenbürgerin ernannt. Dann hielt auch noch das Schweizer Fernsehen uns für filmenswert. Der Kanal zeigt so gute Spielfilme, dass er schon vor Jahren aus unserem Netz gestrichen wurde - so müssen wir uns nicht ansehen.

Zurück zu unserem Leib- und Magenthema: Architektur. Gestern war Besprechung im Architektenbüro, diverse Elemente wurden um 90 Grad gedreht, Fenster eingebaut, Räume umgenutzt, Toiletten von Duschen getrennt und Wände so gestaltet, dass Kaminfeuer und Mozart in entlegenere Ecken dringen können. Wieder zu Hause verkündet Bau(m)herrin die frohe Botschaft: Ende nächster Woche wird das Baugesuch eingereicht. Bau(m)herrinenkind ist fassungslos: "Und dann?"
"Dann geht's los."
"Ihr könnt doch noch gar nicht anfangen!"
"Warum nicht?"
"Ihr wisst doch nicht, was Ihr überhaupt bauen wollt."

Ähem, das kommt davon, wenn man mit genervter Schnute gen Decke blickt, sobald ein Plan am Horizont erscheint...

Das scheint jetzt auch das Kind erkannt zu haben, Mutter zückt einen Plan und erläutert. Kind kann die Grube immer noch nicht leiden, hat den Platz an Mutter abgetreten. Jetzt dämmert ihm: das wird schön. Und schon haben wir wieder die Debatte, wer welches Anrecht auf welches Kaminfeuer hat. Das wird schon werden - wir haben ausreichend Platz, uns noch Jahrzehnte darum zu streiten.

Was der zielstrebigen Bau(m)herrin mehr auf der Seele lastet, ist das Fazit ihrer Architekturreise. Auf dem Rückweg haben wir das hartknäckige Navi gen Osten geleitet, sind durch das Bregenzerland gefahren und haben in einer kleinen Dorfstraße ein Schild passiert, das uns in Bayern willkommen hieß. Keine Zollposten, kein Schlagbaum, eine nahezu inexistente Grenze. Und doch ist für den Architekturinteressierten die Grenze unübersehbar. In Form von Erkerchen und Balkönchen, die nicht vernünftig nutzbar sind, aber Quadratmeter schinden. Bebauungspläne.

Unser Architekt ist bekanntlich kreativ, was die Interpretation dieser Vorschriften betrifft. Umso amüsanter, dass wir im dachformen-vorschriftsfreien Ascona zwei Häuser vorfinden, deren Not, aus der sie geboren wurden, uns nicht ersichtlich ist.







Unser Bebauungsplan sieht eine Dachneigung von max XY° vor, ein Minimum steht nicht darin. Also eigentlich... Aber man weiß nie, deshalb sind wir Ascona dankbar - man kann auch freiwillig so bauen.

Was wir im folgenden zeigen, kann man persönlich schön oder interessant oder grauenhaft finden. Uns geht es um einen zentralen Punkt: Vielfalt. Und eine Frage: muss alles, was vom Standard abweicht, gleichzeitig entsetzlich teuer sein?

Hier ein Haus in durchgefärbtem Beton:


Man kann die Bilder durch Anklicken vergrößern, dann sieht man die klassischen Betonmerkmale.


Ein weiterer Neubau mit einer Kombination aus Naturstein und Metalldach. Leider hier ein Merkmal, das Bau(m)herrin nicht behagt: die Fenster bestehen aus mehr Rahmen als Glas.



Dunkles Metall (ich werde mich nicht darauf festlegen, um welches genau es sich handelt) ist überhaupt gerade 'in'. Leider schwer zu fotografieren, im folgenden Bild handelt es sich um Lamellen, auch wenn die digitale Welt sie gerne als Kreise interpretiert.


Mit diesem Eingangsbereich ist sogar Bau(m)herrschaften-Nachwuchs einverstanden:



Und so sehen die Lamellen aus der Nähe aus:



Unser Lieblingshaus zeigen wir später in einem gesonderten Posting.

Sonntag, 29. Juli 2007

Grube und "kein Dach"

Der Architekt nennt es Skulpturenhof, Bau(m)herrin einen Lichthof, Bau(m)nachwuchs beendet den Begriffswirrwarr auf seine Art: "Die bauen jetzt eine Grube." So lautet die Anklage gegenüber jedem, der wissen will, wie es um den Neubau steht.

Noch ist die Planung im "Streitprozess", doch die Grube ist ebenso gesichert wie die Entscheidung, dass es kein Dach geben wird. Doch fangen wir von vorne an. Da gab es zunächst die Idee, die beiden Gebäude durch einen Riegel zu verbinden.



Pluspunkte neben der (ganz subjektiv empfundenen) Optik:
  • überdachte Eingänge für beide Häuser
  • Durchgang zwischen den Häusern in den Garten
  • ein herrliches Zimmer mit West-Loggia im OG
Der Grundriss war eine Herausforderung, denn die Häuser liegen versetzt. Wie gestaltet man ein vernünftiges Verhältnis OG/UG ohne die Gesamtquadratmeterzahl explodieren zu lassen und Gartenfläche nach Süden zu opfern? Sie (Architekt und Mitarbeiter) hätten die Quadratur der Riegelei sicher zustande gebracht, doch sprach ein weiteres Argument gegen diese Version: das Ensemble wäre nie wieder trennbar gewesen. Naja, in Wahrheit drohte der Streit um das West-OG-Zimmer die Bau(m)herrenfamilie dauerhaft zu spalten.

Also wandten wir uns dem Alternativ-Entwurf zu. Hier wieder die Nordseite von der Straße aus:


Die Turnhalle hat kein Dach mehr, der Neubau wird tiefer gesetzt. Zur Veranschaulichung die aktuelle Situation in Pink:


Mit Höhenverhältnissen ist Bau(m)herrschaft nicht sehr begabt, deshalb haben wir die Sache mit dem niedrigeren Erdgeschoss vor Ort abgeschritten und virtuell abgegraben. Und in der Tat: vom Container aus geht es bergauf zur Haustüre. Das in pink eingerahmte Häuflein benötigen wir nicht, denn...



... mit dem tiefer gesetzten EG kommen wir auf der Südseite eben in den Garten:



Das sieht dann ungefähr so aus:


Der Kenner hat schon längst entdeckt, dass der Turnhalle nicht nur das Dach genommen wurde, sondern sie irgendwie höher wurde. Yep, das ist ein Resultat der Vorgehensweise des Architekten. Er besteht auf Modelle. Das schon zu früheren Zeiten vom Geometer erstellte 3-D-Computermodell wurde mittels Stäbchen und Pappscheibchen in ein völlig pixelloses Geländemodell umgebaut. Momentan befindet es sich wieder im Architekturbüro, um die neuesten Ergebnisse umzubasteln, deshalb können wir es nicht vorzeigen.

Als der Neubau neben der Turnhalle Formen annahm, wurde rasch klar, dass die Dächer weg müssen, und die Turnhalle eine Brüstung erhält. Dann kam eine Woche später die Grube. Unbefriedigend für alle Beteiligten war immer wieder das Thema "Fuge", also der Übergang zwischen den beiden Gebäuden. Bis jetzt handelt es sich dabei um ein Treppenhaus, siehe Pfeil:




Wir benötigen für unsere heutige Nutzung eine Verbindung der beiden UG's, oben ist der Eingang des Mieters zum EG der Turnhalle. Auf ersten Blick sieht es aus, als ob der neue Entwurf die Fuge beibehält und lediglich optisch aufbessert. Wenn man nicht weiß, dass es sich neuerdings um eine einzige (Glas-)Wand in der Nordseite handelt. Dahinter befindet sich die oben erwähnte Grube, im Bild gelb:


Wir befinden uns auf UG-Niveau, in hellblau der überdachte, verglaste Durchgang zwischen den Gebäuden. In grün die bodentiefen Fensterfronten der Räume A (Neubau) und B (Turnhalle), die auf den Hof schauen.

Da hatten wir sie, die Grube. Schnell war klar, dass wir neben der Absturzsicherung einen Sichtschutz wollten. So entstand die Nordwand, die bezüglich Größe und Material noch diskutiert wird. Soweit wir Material überhaupt diskutieren dürfen, denn Herr Architekt ist darauf noch nicht so richtig ansprechbar. Nur im Sinne eines brainstormings, die endgültige Diskussion darf geführt werden, wenn die grundsätzliche Planung steht. Heimlich googlen wir uns durch vorgehängte hinterlüftete Fassaden und hoffen, dass wir um den Putz herumkommen.

Dank der zwei hinzugewonnenen Räume A und B der Grundriss des Neubaus verkleinert werden. Drei Größenversionen wurden vergrundrisst. Dabei lernten wir, dass Verkehrswege viel Raum benötigen. Warum waren im kleineren Grundriss die Bäder größer? Weil eine Türe weniger ein deutlich größeres Bad ergibt. Um den Preis eines Durchgangszimmers. Durchgangszimmer sehen auf Grundrissen richtig harmlos aus...

.... ergo bauen wir in sketchup die Grundrisse nach und stellen Alltagssituationen nach. Bauen Schränke ein, messen den Gartentisch aus und stellen ihn unter diverse Dächer. Und revidieren unsere frühere Altbau-Besitzer-Ignoranz. Es ist viel einfacher, an etwas vorhandenem herumzupuzzeln, als etwas neu zu erschaffen. Finden wir inzwischen.

Freitag, 13. Juli 2007

Dadeldideldum

Angestoßen durch einen wunderschnieken iPod, den Nachwuchs kürzlich geschenkt bekam, haben wir neue eine neue Forschungsreihe zum Thema "Multimedia" eröffnet. Seit Sophie (unser Auto) vor zwei Jahren zu uns stieß und wir für die geplante Frankreichdurchquerung noch passende Musik brauchten, kennen wir die Möglichkeit, online Musik zu kaufen und daraus CD's zu komponieren.

Vor zwei Jahren lief das so: Im Windows Media Player hörten wir uns diverse Hits an und luden herunter, was gefiel. Dabei legten wir mindestens fünf neue User-ID's mit drei verschiedenen Passwörtern (wegen unterschiedlicher Passwortregeln) an und suchten auf der Festplatte, wo die Lieder eigentlich hingeladen worden waren.

Das alles geklärt, boten sich fünf verschiedene Programme an, die CD zu brennen. Sophie hat ein schickes Display, auf dem die Titel und Interpreten angezeigt werden können. Aber nicht jede Software macht das. Gebrannt ist eine CD heutzutage schnell, deshalb sah man einen langen Abend die Bau(m)herrin ca alle 15 Minuten mit einer Scheibe in der Hand zu Sophie rennen, fluchen, und wieder an den Rechner zurückrennen.

Dann Testphase 2: der Fernseher in Kombi mit dem DVD-Player. Der Stapel Scheiben häufte sich, denn als das Programm herausgefunden war, das von beiden gelesen wird (Nero Burning ROM), musste noch eruiert werden, wo dort genau man den Titel und den Interpreten eingibt, damit sie korrekt angezeigt werden.

Mitten in der Testphase ging es ab nach Frankreich, seit zwei Jahren lieben wir unsere selbstgebrannte, von beiden Diplays lesbare CD heiß und strahlenförmig. Wenn wir sie finden, denn gelegentlich stibietzt sie der Nachwuchs. Dessen Anlage kein Display hat. Wir wagen nicht, den Nachwuchs auf die 17 anderen CD's desselben Inhalts festzunageln, sonst fordert er eine Anlage mit Display.

Demnächst steht wieder eine Frankreich-Durchquerung an, wir dachten daran, eine (oder 18...) neue CD zusammen zu stellen. Von den vielen User-ID's war noch einer gespeichert, dort kann man Songs für 1,49 Euro kaufen. Also die Hitlisten durchstöbert, ein paar Songs heruntergeladen, dann kam der wunderschnieke iPod dazwischen. Für den gibt es iTunes. Und apple soll ja sooo komfortabel sein...

iTunes runtergeladen, installiert, dabei die 537. Version von QuickTime mit installiert. iTunes gestartet. Fehlermeldung. Irgendeine Audiokonfiguration sei falsch. Durch support-Seiten gewühlt, fünf verschiedene Systemeinstellungen geändert. iTunes achtmal deinstalliert und neu installiert. Damit hatten wir die häufigsten Ursachen beseitigt, bis endlich unsere Ursache auftauchte. Wir mussten die 544. Version von QuickTime deinstallieren, den Rechner neu starten und dann eine andere Stand-Alone-Version von QuickTime neu installieren, den Rechner neu starten und siehe da: es lief.

Jetzt, einen Tag nach Ankunft des iPods, konnten wir endlich Musik auf ihn laden. Nachwuchs war überglücklich und wollte die Lieblings-CD auch drauf haben. Während der Windows Media Player die CD anstandslos kopierte, bockte iTunes und bot uns die Musik zum Kaufen an. Zwar nur 0,99 Euro pro Song, aber wir hatten die Songs doch schon gekauft! Wieder einen Tag später hatten wir so viele Umwandlungen und Importe ausprobiert, dass die Lieblings-CD auch endlich auf dem iPod gelandet war. Hoffentlich bleibt das die nächsten Jahre die Lieblings-CD...

Dann iTunes (ganz routiniert) auf Nachwuchs-PC installiert. Eingekauft wird nur auf unserem PC, also müssen beide iTunes den iPod synchronisieren. Nachwuchs will aber nicht all die mütterlichen Lieblingssongs auf seinem iPod. Wir wissen noch nicht, wie wir das lösen werden...

Jetzt wollten wir unsere auf dem Rechner befindliche Musik in iTunes importieren. Da war iTunes mehr als zögerlich. Zwei weitere Tage auf Importieren und alles mögliche geklickt, die doppelten Einträge wieder gelöscht und auf der Festplatte nachgeforscht, wo sich welche Songs befinden. Dabei fiel auf, dass manche der Songs aus der Sophie-Ankunftsphase im ra.-Format dort liegen. Grmpf.

Da die iTunes-Songs billiger waren, kam die nächste Testphase: einkaufen bei iTunes. Klappt ganz gut, außer einem Song, den wir versehentlich doppelt gekauft haben. Da ist der Store dort gnadenloser als unser bisheriger. Wie bekommen wir diese Songs jetzt in unseren Windows Media Player? Ganz einfach: auf CD brennen, die CD einlegen und bei WMP von Medium kopieren. Dummerweise müssen wir alle Datei-Informationen neu eingeben...

Und jetzt das Ultimative Endziel: Nero Burning ROM. Ich habe vergessen, wo genau die Titel und der Interpret eingegeben werden müssen. Immerhin haben wir inzwischen eine CD, die uns die Titel angibt. Wird iTunes erkennen, was Nero an Dateieigenschaften auf die CD gebrannt hat? Ja, tut es. Aber es kopiert die Songs ungefragt in seine Bibliothek. Welcher Song war das Original? In der Befürchtung, etwas zu verlieren, löschen wir die kürzere Fassung. Falsch gedacht. Das war das heruntergeladene Original. Da Nero immer 2 Sekunden Pause dazubrennt, sind die Kopien länger.

Ich fasse zusammen: wir haben ein Autoradio, einen DVD-Player, einen iPod und zwei Rechner. Bis zu 7 Anwender mit individuellem Musikgeschmack und Berechtigungen. Eigentlich noch keine aufwändige Konstellation im Vergleich zu dem, was im zukünftigen Heim geplant ist...

... wie zum Kuckuck sollen wir das jemals anwenderfreundlich (und silberscheiben-/festplattensparend) hingekommen????

Immerhin haben wir auf unserer softwaretechnischen Reise ein paar nette neue Songs aufgestöbert. Dank der englischen Prinzen (Concert for Diana):

James Morrisson, Joss Stone (--> Tell Me What We're Gonna Do Now -> absoluter Favorit<-), P Diddy, Fergie, Natasha Bedingfield...

Vom Erdwärme-Konzert haben wir nichts mitbekommen, dafür hat uns der Nachwuchs beim iTunes-Stöbern auf Elvis gebracht. War eigentlich nie unser Fall. Aber heidenei, angesichts der Live-Auftritte heutiger Größen hatte der wirklich was drauf...

Nachtrag: gestern vormittag meldet der Rechner, er habe sich wegen eines Software-Updates neu gestartet. iTunes zeigte eine neue Fehlermeldung, wollte nicht mehr laufen. Wir haben die gesamte oben gelernte Routine durch exerziert, bis wir bei der apple-Seite versehentlich auf einer Seite landeten, die eine neue iTunes-Version anbot. Diese heruntergeladen läuft wieder alles. Außer den vier Songs, die wir gleich zu iTunes Anfang auf unserem Rechner gekauft hatten. Die anderen 25 Songs hat er erkannt.

Zu groß? Zu klein? Raumprogramm

Alles in allem erkannte Bau(m)herrin bei der Besichtigung, warum das Thema "Raumprogramm" vom Architekten ganz oben in der Streitliste geführt wird. Streitliste? Ja, wir streiten uns zusammen - alles ganz konstruktiv.

Aktuell läuft im Büro ein Mitarbeiter-Wettbewerb um den Entwurf. Zwei Grundentwürfe gibt es, doch die können erst ausreifen, wenn das Raumprogramm klar ist. Darauf besteht der Architekt.

Eigentlich kein Problem, wenn da nicht ein Wahrnehmungsproblem bestünde. Während sich Bau(m)herrenschaft und Mitarbeiter auf einen Neubau konzentrieren, weist Architekt immer wieder darauf hin, dass dieser nicht wie ein sonst übliches Einfamilienhaus geplant werden darf.

Denn da ist noch das Untergeschoss im neuen Altbau, also wir meinen den früheren Neubau, der demnächst zum Altbau wird. Alle Klarheiten beseitigt? Er (der neue Altbau) erhält der Übersicht halber ab jetzt den Arbeitstitel Turnhalle.

Die Turnhalle hat bekanntlich ein Untergeschoss im Rohbau-Status mit nicht unbeachtlichen Flächen. Doch irgendwie ist da noch eine Schere im Kopf. Architekt behält den Überblick und erinnert daran, das Objekt als Einheit zu sehen. So wird es auch baulich umgesetzt. Sprich: die unteren Räume im Altbau und der Übergang werden so wohnlich und einheitlich gestaltet, dass wir die bisher zwei Häuser als eines empfinden.



Dafür müssen wir gedanklich alles wegdenken, was der Einheitlichkeit im Weg steht. Das Dach der Turnhalle, die Glasbausteinfuge mit der grünen Türe... Der Neubau wird tiefer liegen, damit er eben zum Garten hinausgeht.

Jeder Quadratmeter, den wir dem Neubau zuschlagen, wird dem Garten weggenommen. Wenn man alles zusammen als ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung (Turnhallen-EG) betrachtet, wird es großzügig, wenn wir es bei den vorhandenen Quadratmeterzahlen belassen.

Konkret sieht Bau(m)herrin ihr Arbeitszimmer in das UG der Turnhalle weichen. Auch wird es kein Gästezimmer im Neubau geben.

Die Turnhalle wird als erstes ausgefeilt, damit wir dort möglichst schnell weitermachen können. Bau(m)herrin vermisst ihre Rennmäuseschaft schon schmerzlich. Diese waren in den letzten Wochen nicht nur im Mietdorf aktiv, sie parkten auch noch in der Bau(m)herrschaften-Straße und winkten immer fröhlich. Bau(m)herrin schniefte und begab sich zurück zu ihrer neuen Aktivität: Musikplanungexperimente. Dazu später mehr.

Fertigbeton

Letzten Samstag düsten Bau(m)herrin und Architekt in die nahgelegene Hauptstadt und besichtigten ein vor 2 Jahren gebautes Haus. Seine Besonderheit: es ist aus Betonfertigelementen gebaut. Betonwände haben immer eine "gute" und eine "schlechte" Seite. In diesem Haus wurden die "schlechten" Seiten zum Treppenhaus gerichtet und gestrichen.

Vorteil der Fertigbetonbauweise:
  • schnelle Bauzeit
  • keine Risse*
  • keine Elektriker, die Schlitze in neu gebaute Wände klopfen
  • wahlweise
    • keine Gipser
    • weniger Malerarbeiten
Aber man muss sehr gründlich planen, da alle (Kabel-)Rohre und Auslässe in einem Guß entstehen. Nichts mit kurz mal vor Ort umentscheiden, weil es doch päp aussieht.

Ach, und ein Betonhaus ist frei von... wie heißt das Wort nur wieder? Erdstrahlung oder Magnetfeldern?? Auf jeden Fall muss man keine Wünschelruten für die Bettaufstellung zucken lassen und das Handy hat mehr als schlechten Empfang. Ob das von Vor- oder Nachteil ist, bleibt jedem selbst überlassen. Wir sind unentschieden.


* update 13. September 2007: das war ein guter Verkäufer oder ein Riesen-Missverständnis.

Herrenarmbanduhr und Hoppalla

Während wir zum Frühstücks-Kaffee die Beschwerdeserie über RosaRiese in der Leserbrief-Ecke unseres lokalen Käsblättles lesen, klingelt der Postbote. Ein Päckchen. Mit einer Herrenarmband-Uhr. Vom RosaRiese. Weil nicht alles so glatt lief.

Termin mit PC-Doktor wegen frisch installiertem Betriebssystem auf Nachwuchs-PC. Er bringt die fünf Minuten zuvor telefonisch bestellten CD's mit.
Bau(m)herrin: "Wir brauchen einen Mann."
PC-Doktor: "Ich bin ein Mann."
Bau(m)herrin: "Ach so, ja..."
PC-Doktor: "Hö, hast Du etwa Zweifel?"
B(m)h: "Nee, nicht wegen Deiner Männlichkeit, aber magst Du Uhren?"

So waren die noch nicht in der Rechnung enthaltenen CD's bezahlt und PC-Doktor hat eine Zweituhr.

Fünf Tage lang umrunden wir die aktuellste Handyrechnung und lassen sie ungeöffnet. Schließlich waren wir stundentagelang nicht nur mit der Hotline des RosaRiesen telefoniert. Heute tief durchgeatmet und das Dingens geöffnet. Stutz. Augenreib. Ist die Hotline auch aus dem Handynetz kostenlos? Und waren da nicht noch...??

Fazit: die RosaRiesen haben sich im Nachhinein wirklich anständig benommen. Teuer waren lediglich die Telefonate zur Hotline des damaligen DSL-Anbieters. War gut, dass wir denen tschüssikoffski gesagt haben.

Nachdem wir jetzt auch DSL beim RosaRiesen haben, bestätigt uns mal wieder die Stiftung Warentest in unserer neu gewonnenen Strategie: erst kaufen, dann erkundigen. Die Anbieter sind laut Stiftung Warentest alle schlecht, am wenigsten schlecht ist der RosaRiese.

Freitag, 6. Juli 2007

Kleiner Vorgeschmack

Auf den Wunsch nach schmalen Fensterprofilen murmelte der neue Architekt (wir müssen noch einen passenden Namen finden) etwas von "so Schweizer Fenster". Inzwischen haben wir die URL erhalten. Wer Lust hat, kann in den Referenzobjekten stöbern. Das Haus in Klosterneuburg ist auf der Website des Architekten auch mit Plänen dokumentiert. Vollständig verstanden habe ich sie bis heute noch nicht...

Von Ökologie, Moral und kuriosen Folgen

Mittwoch morgen wachen wir auf und fragen uns, was am letzten Abend in unser Essen geraten war. Eine Fernsehsendung, die unser ökologisches Bewusstsein kurzerhand auf den Kopf gestellt hatte. Oder doch nur geträumt?

Egal, das Kaltwasser lassen wir laufen, bis es richtig kalt ist. Wer Fische einmal kopfüber im Aquarium taumeln sah, will seinen Kaffee nicht mit Blei versehen. Ab jetzt auch noch guten Gewissens. Bei der ersten Tasse streichen wir die in eine Zisterne umgewandelte Abortgrube und setzen stattdessen eine großzügige Gartenbewässerungsanlage in's Pflichtenheft. Bei der zweiten Tasse (hochökologisch bleifrei) entwerfen wir einen kommunalpolitischen Schlachtplan zur Gebührenänderung.

Ist die Bau(m)herrin jetzt völlig durchgeknallt? Nein, sie hat nicht geträumt, schaut mal im Archiv der ARD.

Den Text des Beitrages habe ich kurz in die Tastatur geklappert:
Jedes Kind weiß: Wassersparen fängt beim Zähneputzen an. Wasser ist teuer, besonders in Berlin. Familie Rodenkirchen spart, wo sie nur kann. "Beim neuen Geschirrspüler haben wir auch darauf geachtet, dass der sehr wenig Wasser verbraucht." Trotzdem, die fünfköpfige Familie zahlt bei einem durchschnittlichen Berliner Wasserverbrauch, kaum zu glauben, 1016 Euro im Jahr für Abwasser und Frischwasser.
"Das ist unser Wasserverbrauch im letzten Jahr."
"Ne, das kann ja wohl nicht sein. "
"Doch."

Also: Sparen, sparen. Wo immer es geht. Es wird in extra-sparsame Perlatoren investiert und in einen besonders wassersparenden Duschkopf. Und für's kleine Geschäft: Nur die Spartaste. Trinkwasser von hoher Qualität hat halt seinen Preis.

Während die Bürger um jeden Tropfen Wasser kämpfen, sind die Wasserwerke mit einer rätselhaften Routinearbeit beschäftigt. Immer häufiger heißt es an den Hydranten der Stadt: "Wasser Marsch!". Tausende Liter gutes Trinkwasser fließen in den Gully, denn durch die Sparwut der Bürger steht das Frischwasser zu lange in den Leitungen, Verkeimung droht.

"Durch die wenige Wasserentnahme, oder es wird ja immer weniger in den letzten Jahren, bleibt det Wasser drin stehn, also wir haben nen stehended Wasser theoretisch, weil die Leute nicht soviel abnehmen. Und durch diesen Wasseraustausch sorgen wir dafür, dass eine Verkeimung gar nicht erst entstehen kann."

Wassersparen ist aber auch ein Problem für das Abwasser. So sieht es in den Kanälen aus. Weil die Haushalte immer weniger verbrauchen, verschlammt alles. Es entsteht Schwefelsäure. Und die frisst Löcher in die Rohre. Das Gegenmittel: den Schlamm rauspumpen und dann kräftig spülen. Was die Bürger an Wasser sparen, müssen die Wasserwerker direkt in den Kanal schicken. 14 solcher Spezialkommandos sind pausenlos in Berlin unterwegs und blasen mit Hochdruck den Kanal wieder frei. So wird Sparen richtig teuer.

Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender Berliner Wasserbetriebe: "Ja, ich muss Ihnen ehrlich sagen, wir haben große Probleme mit dem rückläufigen Verbrauch. Das spiegelt sich im Kanalnetz, im Rohrnetz, auf die Klärwerke in den Wasserwerken nieder. Ein Beispiel im Kanalnetz: Die Faulungsprozesse fangen im Kanal an, dadurch werden die Nutzungsdauern der Kanäle kürzer, und wir müssen früher reinvestieren in die Kanäle, was wiederum zu Kostenerhöhungen führt. Insgesamt muss man sagen, haben wir wesentlich höhere Betriebskosten dadurch."

Die Zahlen: Während der Durchschnittsberliner am Tag vor fünfzehn Jahren noch 138l Wasser verbrauchte, sind es heute weniger als 115 Liter. Im selben Zeitraum stieg der Preis inklusive Abwasser von 2,66€ auf 4,84€ pro Kubikmeter. Eigentlich kein Wunder.

Jörg Simon: "Sie müssen sich das so vorstellen: Wir haben insgesamt in der Wasserbranche relativ hohe fixe Kosten. Für Klärwerke, Wasserwerke, für die Netze, die wir vorhalten. Bei dem Rückgang des Verbrauches müssen diese festen Kosten auf weniger Kubikmeter umgelegt werden, was dann zu höheren Preisen führt. "

Wie sehr Ulrich Rodenkirchen auch mit dem Verbrauch geizt, seine Wasserrechnung wird immer teurer. Ein Teufelskreis, den dieser Mann jetzt durchbrechen will: Jürgen Leist. An der Uni Hannover erforscht er seit Jahren das Wasserspardilemma und plädiert für eine ökonomische Binsenwahrheit, die aber beim Wasser in Vergessenheit geraten ist. Soll der Verbrauch steigen, muss der Verbrauchspreis runter.

"Das absolut Problematische bei der Preisstruktur der Wasserversorgung besteht darin, dass fast ein ausschließlicher Verbrauchspreis erhoben wird und nur ein sehr geringer Grundpreisanteil. Und dies führt dazu, dass beim Bürger praktisch eine wahre Sparwut initiert wird, mit all den negativen Folgenwirkungen. "

Sein Vorschlag: Kräftig hoch mit dem Grundpreis pro Haushalt. Der Preis pro Liter wäre dann minimal. Kein Grund mehr zum Sparen. Unterm Strich würde alles sogar billiger, also Duschspaß ohne schlechtes Gewissen.

Doch ist das auch ökologisch zu verantworten? Eindeutig Ja.

Dr. Jörg Rehberg, Bundesverband deutsche Gas- und Wasserwirtschaft: "Das Wassersparen ist aus ökologischen Gründen in Deutschland nicht erforderlich. Die öffentliche Wasserversorgung nutzt lediglich 3% der vorhandenen Ressourcen. Wir haben also eine sehr komfortable Situation, es besteht keinerlei Wasserknappheit in Deutschland."

Im Gegenteil: die Wassersparwut hat in Deutschland derartige Ausmaße angenommen, dass der Verband der Wasserwirtschaft jetzt erstmals öffentlich ein grundlegend neues Gebührenmodell fordert.

Rehberg: "Unser Verband setzt sich dafür ein, dass die Preisstruktur so geändert wird, dass erheblich höhere Grundpreise entstehen. Gleichzeitig der mengenabhängige Preis dafür sinkt. "

Wie hoch kann dieser Grundpreis dann sein?

Rehberg: "Da wir in der Wasserwirtschaft bis zu 80 % fixe Kosten haben, müsste es auch in diese Richtung eigentlich gehen. "

Und was heißt das für die Wasserrechnung? Die Rodenkirchens zahlen mit dem neuen Modell statt 1016€ nur noch 480€ jährlich. Weniger als die Hälfte.

Leist: "Gewinner des neuen Gebührenmodells wären insbesondere Familien mit mehreren Kindern, die deutlich entlastet werden würden. Während auf der anderen Seite Single-Haushalte oder Wenigverbraucher mehr zahlen müssten. Dies wäre aber letzten Endes gerecht, da die Kosten der Wasserversorgung primär, allein durch den Anschluss entstehen, an das Netz, unabhängig von der Verbrauchsmenge."

Stattdessen werden Wasserwerke dicht gemacht, wie hier in Berlin Johannistal, weil zu wenig Wasser verbraucht wird. Nun steigt das Grundwasser und ganze Stadtteile drohen abzusaufen. Kuriose Folge: die Pumpen müssen in Betrieb bleiben. Und so rauschen Tag für Tag 25 Millionen Liter bestes Grundwasser ungenutzt in den Telptow-Kanal. Und den Kindern erzählt man, dass sie Wasser sparen sollen.

Übrigens: die Gebühren werden nicht von den Wasserwerken, sondern von den Stadt- und Gemeinderäten festgelegt, und die wollen nichts verändern, weil sie befürchten, dass ihnen dann Wählerstimmen abhanden kommen.
Ja und wir - die Bau(m)herrenschaft - konnten die Folgen verschlammter Kanäle vor ein paar Jahren live vor Ort begutachten. Es begann mit einem rabenschwarzen Horizont. Kurz darauf sprudelte es hüfthoch aus den Kanaldeckeln. Dann liefen Wohnungen voll. Nicht mit Wasser. Das Zeugs lässt sich kaum beschreiben. Seine Gerüche heben Schweineställe in den Adelsrang einer Parfümerie, die Konsistenz stellt Asphalt, Beton & Co in den Schatten.

Werte Politiker, die Ihr mit erhobenem Zeigefinger weiterhin unbemerkt Euren Klingelbeutel füllen wollt, wappnet Euch. Bau(m)herrin entwickelt ein Sondereinsatzkommando für das persönliche moralische Wohlbefinden: Schlammkratzen in hochwassergeschädigten Wohnungen.
PS: an der Häuserfront nichts Neues - morgen bekommen wir zwei Entwurfsvarianten vorgelegt.

Donnerstag, 28. Juni 2007

Und noch mehr Geduld

Was sich seit Pfingsten auf der Baustelle ergab, ist schwieriger zu beschreiben als das RosaRiesenStück. Im Januar traten wir mit der klar formulierten Vorgabe an, einen Neubau nicht auszuschließen. Dann kamen die Diagnosetage, das Häusle nahm uns mit seinem nicht zu verleugnenden Charme in seinen Bann. Als die Schädlinge auftauchten, war die Frage nur noch, ob man die Treppe retten kann.

Aus Gründen, die nicht in der Öffentlichkeit erwähnt werden müssen, gab es einen Architektenwechsel. Der neue Architekt war bis nach den Pfingstferien mit anderen Projekten in Beschlag genommen, dann begann er, sich mit seinem Team einzuarbeiten. In dieser Phase, kaum tat das Telefon wieder, rief eines Abends ein verdienstvoller Verwandter mit Bauerfahrung an und nahm Bau(m)herrin in die Pflicht. Er erinnerte an die entscheidenden Grundsätze, die man ganz unemotional berücksichtigen sollte, wenn man baut. Unemotional...

... schlaflose Nächte, in denen wir uns vorstellten, das im geplanten Umfang renovierte Häusle würde uns in fünf Jahren zum Verkauf angeboten. Eigentlich eine leichte Übung, nachdem wir jahrelang Häuser angeschaut und beurteilt hatten. Eigentlich. Das Unemotionale war wohl die Schwierigkeit.

Der neue Architekt mochte das Häusle auch auf Anhieb. Als wir die aus schlaflosen Nächten resultierende Vermutung vorsichtig mitteilten, stellte sich heraus, dass er ein erfahrener unemotionaler Rechner ist. "Ihr Verwandter hat uns drei Wochen Zeit gespart, spätestens dann hätte ich Ihnen denselben Vorschlag gemacht."

Die Entscheidung fiel an einem Gewitternachmittag, niemand hat es sich leicht gemacht. Baubiologie und Ökologie, ästethische und technische Aspekte wurden anstrengend unemotional unter die Lupe genommen und abgewogen.

Fazit: um nach heutigen, berechtigten Standards zu bauen, wird das Häusle a) seinen Charakter verlieren und b) ebenso teuer wie ein Neubau, der zudem noch ganz andere Chancen bezüglich Ästhetik und Wohnqualität bietet.

Wer den blog hier mitverfolgt hat wird ahnen, dass diese Entscheidung bei Bau(m)herrschaft einen an Schizophrenie grenzenden Perspektivwechsel erfordert. Noch sind wir in der innerlichen Umstellphase. Statt historischer Baustoff-Forschung ist jetzt alles möglich. So es dann dem Baubehördentum gefällt. Das hat durchaus verführerische Seiten und doch überfällt uns immer wieder die Unsicherheit. Es ist für unsere mentale Struktur offensichtlich einfacher, etwas Vorgegebenes umzugestalten als alles neu zu erschaffen. Zumindest fast alles - der Neubau wird jetzt zum Altbau und bleiben. Obwohl viele Projekte in der Bekannt- und Verwandtschaft beweisen, dass Umbauten grundsätzlich teurer werden als geplant und nie aufhören, ihre Herrenschaft zu beschäftigen, haben wir immer noch mehr Mores vor einem Neubau als vor einem Umbau.

So sind wir nach fünf Monaten aus der Umbau(m)herrschaft zur Neubau(m)herrschaft geworden und immer noch etwas fassungslos. Der Architekt entwirft und skizziert, will noch nichts zeigen, springt aber unangekündigt bei bebademantelter Bau(m)herrin zum Kaffee vorbei. Sein Bleistift begleitet in Skizzen seine Erklärungen, dann eilt er wieder von dannen und nimmt die Skizzen mit. Er erzieht Bau(m)herrschaften zu einer bisher nicht gekannten Kompromisslosigkeit. Nach dem Motto: Wenn wir schon dieses wirklich schöne Haus opfern, muss an seiner Stelle etwas noch Besseres kommen.

Inzwischen schlafen wir etwas besser. Beim gelegentlichen Aufwachen wird uns bewusst, dass wir Neubauherren sind. Skizzenlos stellen wir uns die angedachten und -gesprochenen Fitzelchen der Konzeption vor und schlafen fast schon beruhigt wieder ein. Wir kennen inzwischen viele der Häuser, die von ihm gebaut wurden. Und die dazugehörigen Bauherren. Das Beste ist es, ihn möglichst störungsfrei walten zu lassen. Alles, was wir momentan beisteuern können, ist Geduld. Und noch einmal Geduld. Im Jahre 2012 wird der Faden aber dann doch platzen.

Wovon man nie genug haben kann

Geduld.

Vor ca. 7 Jahren schlug zwei Tage vor Pfingsten der Blitz in unser Mietwohnheim. Telefon und Internet waren hinüber, Ehegatte flog nach USA und wir verbrachten ein ungewollhnt ruhiges Pfingsten. Der bekannte RosaRiese hatte das Telefon pünktlich zur Rückkehr des Ehegatten wieder instand gesetzt.

Da der Blitz nicht mehr einschlagen wollte, beschloss RosaRiese, dem Schicksal ein wenig nachzuhelfen, um der Bau(m)herrenschaft mal wieder ein ruhiges Pfingsten zu bescheren. Hatten wir fraglos verdient nach all dem Stress. Donnerstag vor Pfingsten, klammheimlich, tat nichts mehr. Bau(m)herrin hatte das DSL-Gerät im Verdacht, kroch unter den spinnbewebten Tisch, zog Stecker, fuhr Rechner rauf und runter - nichts tat. Stunden später beim Bäcker: "Ist Euer Telefon kaputt oder habt ihr wirklich den Anschluss abgemeldet?" "Wie bitte???"

Das Handy funktioniert in unserem Mietwohnheim nur auf der Terasse - an diesem Donnerstag war es schwül - Bau(m)herrin lernt die zahlenabfragende Maschinendame der Hotline kennen. Ab Freitag regnet es, Bau(m)herrin klebt die folgende Woche an der Terassentüre, um den Empfang sicherzustellen.

Was war geschehen? Im Januar 2006 teilt Bau(m)herrin schriftlich Änderung des Nachnamens und der Kontoverbindung mit. Angeblich hat der Rosa Riese das Schreiben nie erhalten. Dumm nur, dass im Januar 2006 der Name geändert worden war.

Innerhalb eines Tages kamen wir zu dem Schluss, dass beide Seiten Fehler gemacht hatten. Bau(m)herrin hatte die Schreiben mit neuem Namen gesehen, da die Telefonrechnung keine Überraschungen enthalten konnte (Fixpreis), landeten die Rechnungen ungeöffnet im Körbchen für den Steuerberater.

Um die Geschichte abzukürzen, hier unsere in zahllosen Telefonaten erarbeitete Bedienungsanleitung:
  1. Der Maschinendame nicht "Beschwerde" oder "Störung" sagen, da gibt es niemanden. Besser ist "Neukunde". "Technik" hat auch eine recht gute Annahmequote.
  2. Namen/Abteilung erfragen und hörbar notieren
  3. Versprechen abnehmen -> "Bitte machen Sie alles mit mir, nur eines nicht: mich zur Maschinendame durchstellen!"
  4. Kundennummer nennen, auch wenn man zuerst das Problem schildern soll. Kann alles unter der Kundennummer nachgelesen werden. Und die lesen, egal wie ausführlich man vorher alles geschildert hat.
  5. Wenn ein Fax sinnlos ist, weil sie zuviele Mitarbeiter sind, um so ein Fax zu finden, darf man darauf aufmerksam machen, dass der aktuell laufende Streik vollkommen falsch kommuniziert wird. Da sagt kein Streikender, sie seien zu viele Mitarbeiter, um die berechtigten Anliegen der Kunden erledigen zu können.
  6. Jegliche Ironie vermeiden, wenn auf die Zusage eines Rückrufes nicht verstanden wird, warum das nur auf der Handynummer geht ("Sie haben meinen Anschluss gesperrt")
  7. Nicht beschweren, dass es ewig dauert, wenn man zur zuständigen Stelle durchgestellt wird. Die Armen hatten versprochen, nicht zur Maschinenlady durchzustellen. Bleibt ihnen nur, sich selbst durch das von Werbegedudel und -botschaften gespickte Menü zu quälen.
  8. Nicht fluchen, wenn man doch versehentlich bei der Maschinenlady landet. Die hört alles, antwortet unerschütterlich höflich mit "Ich habe Sie nicht verstanden" und beginnt das ganze Gedudel und Gewerbe von Neuem.
  9. Nicht das Handy an die Wand werfen. Es ist die einzige Verbindung zur Außenwelt.
  10. Das Pingpong-Spiel zwischen RosaRiese-Com und RosaRiese-Online lässt sich so unterbrechen: "Herr XY aus Abteilung Z (siehe Punkt 2) von RosaRiese-Com hat mir aber gesagt, dass RosaRiese-Online dafür zuständig ist. Bitte klären Sie das mit ihm und rufen mich zurück (auf Handynummer, siehe Punkt 6) oder lassen Sie ihn zurückrufen.
  11. Wenn eine Mitarbeiterin nach Lesen der Geschichte das Anliegen für vollkommen berechtigt findet, leider nichts mehr tun kann, weil der Computer es nicht zulässt und sich im Namen der ganzen RosaRiesenschaft aufrichtig entschuldigt, bleibt nur eines: Auflegen und erneut die Maschinenlady konsultieren.
Eine Woche später tat das Telefon wieder. Seltsamerweise aber nicht das DSL. Das hatten wir bei einem anderen Anbieter, der uns eine email geschickt hatte, dass er jetzt unseren Vertrag sperrt, weil wir in irgendeinem kleingedruckten Paragraphen versprochen hatten, einen Telefonanschluss bereit zu stellen. Nu, das mit der email war lieb - ohne Internetzugang konnten wir davon nichts erfahren.

Der RosaRiese versprach, dieses Drittanbieterdingens, das für das DSL fehlte, wieder einzurichten. Laut DSL-Anbieter durften die das nicht, wir sollten gefälligst Neuanschlussgebühren bezahlen. Dieser Hotline-Verein hat irgendwas wie Leitungsmenschen, die sich durch erlesene Freundlichkeit auszeichnen. Und eine noch viel gnadenlosere Maschinenlady. Die Mitarbeiter konnten mich nicht weiterverbinden, weil sie das Menü selbst nicht verstanden. Es gibt dort eine Buchhalterin, nein, das berichte ich lieber nicht öffentlich. Die Frau war klasse und wir sind jetzt auch mit DSL beim RosaRiesen.

Märtyrer - Masochisten? Mitnichten - Shit happens, aber in Zukunft lieber in einer Hand, die noch eine Spur von gutem Willen gezeigt hat.

Exakt einen Monat später hatten wir wieder DSL, einen zweiten Splitter und einen zweiten Router. Mein Jubelposting kam etwas zu früh, denn die zuständige Software behauptete, den Router nicht zu erkennen, war aber gelegentlich dennoch online. Herbeigerufener PC-Doktor löste das Problem, indem er zu dem Routerproblem auf OK klickte. Dann macht die Software weiter mit erkanntem unerkanntem Router und alles funzt.

Wir haben PC-Doktor mit Zweit-Splitter und -Router vergütet, die er als Ersatzgerät für seine Kunden aufhebt. Für uns zum Beispiel, so der RosaRiese es zulässt.

Dienstag, 26. Juni 2007

TaTaTaaahhh...

... wir sind wieder schnell und flat online. Zwar einen Tag später als gewünscht und den gestrigen Tag mit ewigkeitsschleifenverwobenen Hotlines verbracht, aber wer will denn meckern, wenn er sich endlich wieder im richtigen Jahrhundert befindet.

Freitag, 22. Juni 2007

Es gibt uns noch...

... auch wenn die Telekom behauptet, es hätte uns noch nie gegeben.

Letzte Woche erhielten wir ein Schreiben, dass ab 25. Juni das DSL wieder laufen wird. Entweder wird an diesem nächsten Montag ein kurzes säuerliches Schreiben in diesem Blog erscheinen oder Bau(m)herrin wird erfreut über Flat-Rate und Übertragungsgeschwindigkeit die Berichterstattung nachholen.

Für heute nur ganz kurz der Stand der Dinge. Es gab einen Wechsel in der Besetzung. Das Schicksal unseres Vorhabens liegt inzwischen in den Händen des Wendeplatten-Meisters (siehe Architektur vor Ort). Ja, es geht nicht mehr um das Häusle, sondern um das Vorhaben. Denn seit einer Woche wird intensiv gerechnet und abgewägt. Schlaflose Bau(m)herrinnen-Nächte inklusiv.

Donnerstag, 31. Mai 2007

Unfreiwillige Pause

Ein kurzes Lebenszeichen, da der Online-Status momentan teuer ist: letzten Freitag vormittag wurden wir durch den rosa Riesen von der Außenwelt abgeschnitten. Seit gestern sind wir wieder telefonisch zu erreichen, Bau(m)herrin verbringt ihre Zeit mit Telefon-Hotlines, um in drei Wochen wieder ihr DSL zu haben.

Die begangene Sünde: Namens- und Kontowechsel im Januar 2006. Ich bekenne mich schuldig.

Donnerstag, 24. Mai 2007

Der Berg wandert und für's Leben gebaut

vom 14. bis 16. Mai vollendet Rennmäuseschaft die Arbeiten im Innenbereich. Ein Container ist inzwischen wieder vorhanden, die Baustelle im Nähkästchenbereich wieder topp-sauber. Licht funktioniert auch noch:



Die Toilette ist ab jetzt öffentlich, Wunderwaffe berichtet sie so schon benutzt zu haben. In Zukunft werden wir schon auf der Treppe lautstark anfangen zu singen, bevor wir das Haus betreten:


Der Container ist schon wieder voll - das kann doch nicht alles der wertvolle Bimsstein unserer Nähkästchenwand sein? Der letzte Punkt auf der To-Do-Liste wird seit Montag bearbeitet - das Betonfundament des Grünen Monsters. Hinter dem Container verbirgt sich ein neues Bau(m)stellenspielzeug...


... ein kleiner Bagger.


Eigentlich genau die richtige Dimensionierung für Bau(m)herrinen, leider entpuppt sich unser Betonfundament als Bunker-Konstruktion für's Leben und danach. Diese Wand ist ca 60 cm tief:


Die Rennmausschaft ahnt schreckliches, was den Block hinter der Treppe betrifft...


... die Stahlarmierungen versprechen Massives.


Zwei Tage haben sie gekämpft, um dieses Resultat zu erreichen:


Wer meint, das sei nichts, werfe noch einmal einen Blick auf den vollen Container - das ist zu 90 Prozent Betonfundament-Material.

Mittags werden der Container ausgetauscht und das Baggerchen abgeholt. Das Baggerchen hat statt Benzin nur noch Luft im Tank. Rakete geht Diesel holen, Herr Bagger-Vermieter hat Zeit und widmet diese der Bau(m)herrin. Innerhalb fünf Minuten erklimmt sie die Hierarchie von Wunderwaffen-Hilfsarbeiterin (ganz unten) zur höchsten erreichbaren Stufe der Hausbesitzerin. Jetzt befinden wir uns auf Augenhöhe, denn Herr Bagger-Vermieter ist selbst seit kurzem Hausbesitzer. Sein wertvolles Stück ist 30 Jahre älter, 2 Ar größer und in für Bau(m)herrinnen nicht erfassbaren Größenordnungen günstiger.

"Wie kann man nur soviel Geld ausgeben, nur um hier zu wohnen?"
"Ich bin hier geboren."
"Awah, 30km weider, gibds au älles. So weid isch des ned."
"Ich will aber nicht 30km weit weg nach schwäbisch Sibirien. Solange hier die Preise stabil bleiben, habe ich nichts kaputt gemacht."

Der Rest des Gesprächs war konstruktiver. Er hat seine Abortgrube mittels einer von Firma XY gelieferten Folie (Wunderwaffe hat es notiert) in eine Regenzisterne umgewandelt. Die Wände im Haus hat er mit dem kleinen Bagger eingerissen - das hundertjährige Haus blieb entgegen der Statikerprognose stehen. Statiker verschrieb Stahl. Herr Bagger-Vermieter fand Stahl völlig unpassend und orderte bei befreundetem Zimmermann einen Fichtenbalken (aus dem Herzen !?!), der mittels Flaschenzug und Rollbalken eingezogen wurde. Statiker staunte nicht schlecht - Haus steht immer noch.

Für unseren Bunker bringt er am Montag morgen einen 2,5-Tonner. Mit dem kann man auch die Douglasien- und Haselnuss- und sonstigen Wurzeln behandeln. Ein größerer Bagger sei da wenig hilfreich, die Wurzeln müsse man ausgraben, wenn man nicht das ganze Häusle mit ausrupfen will. Nein, das wollen wir definitiv nicht. Ach ja, und Wunderwaffe, der niemanden auf den Bagger lässt, hat von höchster Ebene neue Anweisung erhalten: Bau(m)herrin darf mit dem 2,5-Tonner baggern. Wunderwaffe will das zunächst als Witz verstanden haben, doch Herr Bagger-Vermieter bleibt fest. An Sägen dürfe man Bau(m)herrinnen nicht lassen, aber Bagger seien für sie wie geschaffen.

Wir lernen dann noch die direkte Nachbarin des Bau(m)herinnen-Großvaters kennen - in sentimentalen Momenten rettet uns der Humor. Dann kommt die sehr nette Nachbarin von weiter unten dazu. "Wieso machen sie dieses Beton-Fundament weg, wir sehnen uns regelrecht nach so einer soliden Konstruktion. Vergessen Sie nicht, dass dieser Berg wandert. Unsere Terasse muss jedes zweite Jahr repariert werden."

Nun ja, wir glauben an die friedliche Zukunft und brauchen keinen Bunker. Als Terasse ist der Standort seit Wegfallen des Waldes zu *räusper* öffentlich.

In Vorfreude auf das Bagger-Fahren setzt Bau(m)herrin die Heißluftpistole ein und legt ein Teil des Türfutters frei. Entzückt findet sie lochloses feinstes Holz vor. Das muss man fast nicht mal abschleifen: