Sonntag, 29. Juli 2007

Grube und "kein Dach"

Der Architekt nennt es Skulpturenhof, Bau(m)herrin einen Lichthof, Bau(m)nachwuchs beendet den Begriffswirrwarr auf seine Art: "Die bauen jetzt eine Grube." So lautet die Anklage gegenüber jedem, der wissen will, wie es um den Neubau steht.

Noch ist die Planung im "Streitprozess", doch die Grube ist ebenso gesichert wie die Entscheidung, dass es kein Dach geben wird. Doch fangen wir von vorne an. Da gab es zunächst die Idee, die beiden Gebäude durch einen Riegel zu verbinden.



Pluspunkte neben der (ganz subjektiv empfundenen) Optik:
  • überdachte Eingänge für beide Häuser
  • Durchgang zwischen den Häusern in den Garten
  • ein herrliches Zimmer mit West-Loggia im OG
Der Grundriss war eine Herausforderung, denn die Häuser liegen versetzt. Wie gestaltet man ein vernünftiges Verhältnis OG/UG ohne die Gesamtquadratmeterzahl explodieren zu lassen und Gartenfläche nach Süden zu opfern? Sie (Architekt und Mitarbeiter) hätten die Quadratur der Riegelei sicher zustande gebracht, doch sprach ein weiteres Argument gegen diese Version: das Ensemble wäre nie wieder trennbar gewesen. Naja, in Wahrheit drohte der Streit um das West-OG-Zimmer die Bau(m)herrenfamilie dauerhaft zu spalten.

Also wandten wir uns dem Alternativ-Entwurf zu. Hier wieder die Nordseite von der Straße aus:


Die Turnhalle hat kein Dach mehr, der Neubau wird tiefer gesetzt. Zur Veranschaulichung die aktuelle Situation in Pink:


Mit Höhenverhältnissen ist Bau(m)herrschaft nicht sehr begabt, deshalb haben wir die Sache mit dem niedrigeren Erdgeschoss vor Ort abgeschritten und virtuell abgegraben. Und in der Tat: vom Container aus geht es bergauf zur Haustüre. Das in pink eingerahmte Häuflein benötigen wir nicht, denn...



... mit dem tiefer gesetzten EG kommen wir auf der Südseite eben in den Garten:



Das sieht dann ungefähr so aus:


Der Kenner hat schon längst entdeckt, dass der Turnhalle nicht nur das Dach genommen wurde, sondern sie irgendwie höher wurde. Yep, das ist ein Resultat der Vorgehensweise des Architekten. Er besteht auf Modelle. Das schon zu früheren Zeiten vom Geometer erstellte 3-D-Computermodell wurde mittels Stäbchen und Pappscheibchen in ein völlig pixelloses Geländemodell umgebaut. Momentan befindet es sich wieder im Architekturbüro, um die neuesten Ergebnisse umzubasteln, deshalb können wir es nicht vorzeigen.

Als der Neubau neben der Turnhalle Formen annahm, wurde rasch klar, dass die Dächer weg müssen, und die Turnhalle eine Brüstung erhält. Dann kam eine Woche später die Grube. Unbefriedigend für alle Beteiligten war immer wieder das Thema "Fuge", also der Übergang zwischen den beiden Gebäuden. Bis jetzt handelt es sich dabei um ein Treppenhaus, siehe Pfeil:




Wir benötigen für unsere heutige Nutzung eine Verbindung der beiden UG's, oben ist der Eingang des Mieters zum EG der Turnhalle. Auf ersten Blick sieht es aus, als ob der neue Entwurf die Fuge beibehält und lediglich optisch aufbessert. Wenn man nicht weiß, dass es sich neuerdings um eine einzige (Glas-)Wand in der Nordseite handelt. Dahinter befindet sich die oben erwähnte Grube, im Bild gelb:


Wir befinden uns auf UG-Niveau, in hellblau der überdachte, verglaste Durchgang zwischen den Gebäuden. In grün die bodentiefen Fensterfronten der Räume A (Neubau) und B (Turnhalle), die auf den Hof schauen.

Da hatten wir sie, die Grube. Schnell war klar, dass wir neben der Absturzsicherung einen Sichtschutz wollten. So entstand die Nordwand, die bezüglich Größe und Material noch diskutiert wird. Soweit wir Material überhaupt diskutieren dürfen, denn Herr Architekt ist darauf noch nicht so richtig ansprechbar. Nur im Sinne eines brainstormings, die endgültige Diskussion darf geführt werden, wenn die grundsätzliche Planung steht. Heimlich googlen wir uns durch vorgehängte hinterlüftete Fassaden und hoffen, dass wir um den Putz herumkommen.

Dank der zwei hinzugewonnenen Räume A und B der Grundriss des Neubaus verkleinert werden. Drei Größenversionen wurden vergrundrisst. Dabei lernten wir, dass Verkehrswege viel Raum benötigen. Warum waren im kleineren Grundriss die Bäder größer? Weil eine Türe weniger ein deutlich größeres Bad ergibt. Um den Preis eines Durchgangszimmers. Durchgangszimmer sehen auf Grundrissen richtig harmlos aus...

.... ergo bauen wir in sketchup die Grundrisse nach und stellen Alltagssituationen nach. Bauen Schränke ein, messen den Gartentisch aus und stellen ihn unter diverse Dächer. Und revidieren unsere frühere Altbau-Besitzer-Ignoranz. Es ist viel einfacher, an etwas vorhandenem herumzupuzzeln, als etwas neu zu erschaffen. Finden wir inzwischen.

Freitag, 13. Juli 2007

Dadeldideldum

Angestoßen durch einen wunderschnieken iPod, den Nachwuchs kürzlich geschenkt bekam, haben wir neue eine neue Forschungsreihe zum Thema "Multimedia" eröffnet. Seit Sophie (unser Auto) vor zwei Jahren zu uns stieß und wir für die geplante Frankreichdurchquerung noch passende Musik brauchten, kennen wir die Möglichkeit, online Musik zu kaufen und daraus CD's zu komponieren.

Vor zwei Jahren lief das so: Im Windows Media Player hörten wir uns diverse Hits an und luden herunter, was gefiel. Dabei legten wir mindestens fünf neue User-ID's mit drei verschiedenen Passwörtern (wegen unterschiedlicher Passwortregeln) an und suchten auf der Festplatte, wo die Lieder eigentlich hingeladen worden waren.

Das alles geklärt, boten sich fünf verschiedene Programme an, die CD zu brennen. Sophie hat ein schickes Display, auf dem die Titel und Interpreten angezeigt werden können. Aber nicht jede Software macht das. Gebrannt ist eine CD heutzutage schnell, deshalb sah man einen langen Abend die Bau(m)herrin ca alle 15 Minuten mit einer Scheibe in der Hand zu Sophie rennen, fluchen, und wieder an den Rechner zurückrennen.

Dann Testphase 2: der Fernseher in Kombi mit dem DVD-Player. Der Stapel Scheiben häufte sich, denn als das Programm herausgefunden war, das von beiden gelesen wird (Nero Burning ROM), musste noch eruiert werden, wo dort genau man den Titel und den Interpreten eingibt, damit sie korrekt angezeigt werden.

Mitten in der Testphase ging es ab nach Frankreich, seit zwei Jahren lieben wir unsere selbstgebrannte, von beiden Diplays lesbare CD heiß und strahlenförmig. Wenn wir sie finden, denn gelegentlich stibietzt sie der Nachwuchs. Dessen Anlage kein Display hat. Wir wagen nicht, den Nachwuchs auf die 17 anderen CD's desselben Inhalts festzunageln, sonst fordert er eine Anlage mit Display.

Demnächst steht wieder eine Frankreich-Durchquerung an, wir dachten daran, eine (oder 18...) neue CD zusammen zu stellen. Von den vielen User-ID's war noch einer gespeichert, dort kann man Songs für 1,49 Euro kaufen. Also die Hitlisten durchstöbert, ein paar Songs heruntergeladen, dann kam der wunderschnieke iPod dazwischen. Für den gibt es iTunes. Und apple soll ja sooo komfortabel sein...

iTunes runtergeladen, installiert, dabei die 537. Version von QuickTime mit installiert. iTunes gestartet. Fehlermeldung. Irgendeine Audiokonfiguration sei falsch. Durch support-Seiten gewühlt, fünf verschiedene Systemeinstellungen geändert. iTunes achtmal deinstalliert und neu installiert. Damit hatten wir die häufigsten Ursachen beseitigt, bis endlich unsere Ursache auftauchte. Wir mussten die 544. Version von QuickTime deinstallieren, den Rechner neu starten und dann eine andere Stand-Alone-Version von QuickTime neu installieren, den Rechner neu starten und siehe da: es lief.

Jetzt, einen Tag nach Ankunft des iPods, konnten wir endlich Musik auf ihn laden. Nachwuchs war überglücklich und wollte die Lieblings-CD auch drauf haben. Während der Windows Media Player die CD anstandslos kopierte, bockte iTunes und bot uns die Musik zum Kaufen an. Zwar nur 0,99 Euro pro Song, aber wir hatten die Songs doch schon gekauft! Wieder einen Tag später hatten wir so viele Umwandlungen und Importe ausprobiert, dass die Lieblings-CD auch endlich auf dem iPod gelandet war. Hoffentlich bleibt das die nächsten Jahre die Lieblings-CD...

Dann iTunes (ganz routiniert) auf Nachwuchs-PC installiert. Eingekauft wird nur auf unserem PC, also müssen beide iTunes den iPod synchronisieren. Nachwuchs will aber nicht all die mütterlichen Lieblingssongs auf seinem iPod. Wir wissen noch nicht, wie wir das lösen werden...

Jetzt wollten wir unsere auf dem Rechner befindliche Musik in iTunes importieren. Da war iTunes mehr als zögerlich. Zwei weitere Tage auf Importieren und alles mögliche geklickt, die doppelten Einträge wieder gelöscht und auf der Festplatte nachgeforscht, wo sich welche Songs befinden. Dabei fiel auf, dass manche der Songs aus der Sophie-Ankunftsphase im ra.-Format dort liegen. Grmpf.

Da die iTunes-Songs billiger waren, kam die nächste Testphase: einkaufen bei iTunes. Klappt ganz gut, außer einem Song, den wir versehentlich doppelt gekauft haben. Da ist der Store dort gnadenloser als unser bisheriger. Wie bekommen wir diese Songs jetzt in unseren Windows Media Player? Ganz einfach: auf CD brennen, die CD einlegen und bei WMP von Medium kopieren. Dummerweise müssen wir alle Datei-Informationen neu eingeben...

Und jetzt das Ultimative Endziel: Nero Burning ROM. Ich habe vergessen, wo genau die Titel und der Interpret eingegeben werden müssen. Immerhin haben wir inzwischen eine CD, die uns die Titel angibt. Wird iTunes erkennen, was Nero an Dateieigenschaften auf die CD gebrannt hat? Ja, tut es. Aber es kopiert die Songs ungefragt in seine Bibliothek. Welcher Song war das Original? In der Befürchtung, etwas zu verlieren, löschen wir die kürzere Fassung. Falsch gedacht. Das war das heruntergeladene Original. Da Nero immer 2 Sekunden Pause dazubrennt, sind die Kopien länger.

Ich fasse zusammen: wir haben ein Autoradio, einen DVD-Player, einen iPod und zwei Rechner. Bis zu 7 Anwender mit individuellem Musikgeschmack und Berechtigungen. Eigentlich noch keine aufwändige Konstellation im Vergleich zu dem, was im zukünftigen Heim geplant ist...

... wie zum Kuckuck sollen wir das jemals anwenderfreundlich (und silberscheiben-/festplattensparend) hingekommen????

Immerhin haben wir auf unserer softwaretechnischen Reise ein paar nette neue Songs aufgestöbert. Dank der englischen Prinzen (Concert for Diana):

James Morrisson, Joss Stone (--> Tell Me What We're Gonna Do Now -> absoluter Favorit<-), P Diddy, Fergie, Natasha Bedingfield...

Vom Erdwärme-Konzert haben wir nichts mitbekommen, dafür hat uns der Nachwuchs beim iTunes-Stöbern auf Elvis gebracht. War eigentlich nie unser Fall. Aber heidenei, angesichts der Live-Auftritte heutiger Größen hatte der wirklich was drauf...

Nachtrag: gestern vormittag meldet der Rechner, er habe sich wegen eines Software-Updates neu gestartet. iTunes zeigte eine neue Fehlermeldung, wollte nicht mehr laufen. Wir haben die gesamte oben gelernte Routine durch exerziert, bis wir bei der apple-Seite versehentlich auf einer Seite landeten, die eine neue iTunes-Version anbot. Diese heruntergeladen läuft wieder alles. Außer den vier Songs, die wir gleich zu iTunes Anfang auf unserem Rechner gekauft hatten. Die anderen 25 Songs hat er erkannt.

Zu groß? Zu klein? Raumprogramm

Alles in allem erkannte Bau(m)herrin bei der Besichtigung, warum das Thema "Raumprogramm" vom Architekten ganz oben in der Streitliste geführt wird. Streitliste? Ja, wir streiten uns zusammen - alles ganz konstruktiv.

Aktuell läuft im Büro ein Mitarbeiter-Wettbewerb um den Entwurf. Zwei Grundentwürfe gibt es, doch die können erst ausreifen, wenn das Raumprogramm klar ist. Darauf besteht der Architekt.

Eigentlich kein Problem, wenn da nicht ein Wahrnehmungsproblem bestünde. Während sich Bau(m)herrenschaft und Mitarbeiter auf einen Neubau konzentrieren, weist Architekt immer wieder darauf hin, dass dieser nicht wie ein sonst übliches Einfamilienhaus geplant werden darf.

Denn da ist noch das Untergeschoss im neuen Altbau, also wir meinen den früheren Neubau, der demnächst zum Altbau wird. Alle Klarheiten beseitigt? Er (der neue Altbau) erhält der Übersicht halber ab jetzt den Arbeitstitel Turnhalle.

Die Turnhalle hat bekanntlich ein Untergeschoss im Rohbau-Status mit nicht unbeachtlichen Flächen. Doch irgendwie ist da noch eine Schere im Kopf. Architekt behält den Überblick und erinnert daran, das Objekt als Einheit zu sehen. So wird es auch baulich umgesetzt. Sprich: die unteren Räume im Altbau und der Übergang werden so wohnlich und einheitlich gestaltet, dass wir die bisher zwei Häuser als eines empfinden.



Dafür müssen wir gedanklich alles wegdenken, was der Einheitlichkeit im Weg steht. Das Dach der Turnhalle, die Glasbausteinfuge mit der grünen Türe... Der Neubau wird tiefer liegen, damit er eben zum Garten hinausgeht.

Jeder Quadratmeter, den wir dem Neubau zuschlagen, wird dem Garten weggenommen. Wenn man alles zusammen als ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung (Turnhallen-EG) betrachtet, wird es großzügig, wenn wir es bei den vorhandenen Quadratmeterzahlen belassen.

Konkret sieht Bau(m)herrin ihr Arbeitszimmer in das UG der Turnhalle weichen. Auch wird es kein Gästezimmer im Neubau geben.

Die Turnhalle wird als erstes ausgefeilt, damit wir dort möglichst schnell weitermachen können. Bau(m)herrin vermisst ihre Rennmäuseschaft schon schmerzlich. Diese waren in den letzten Wochen nicht nur im Mietdorf aktiv, sie parkten auch noch in der Bau(m)herrschaften-Straße und winkten immer fröhlich. Bau(m)herrin schniefte und begab sich zurück zu ihrer neuen Aktivität: Musikplanungexperimente. Dazu später mehr.

Fertigbeton

Letzten Samstag düsten Bau(m)herrin und Architekt in die nahgelegene Hauptstadt und besichtigten ein vor 2 Jahren gebautes Haus. Seine Besonderheit: es ist aus Betonfertigelementen gebaut. Betonwände haben immer eine "gute" und eine "schlechte" Seite. In diesem Haus wurden die "schlechten" Seiten zum Treppenhaus gerichtet und gestrichen.

Vorteil der Fertigbetonbauweise:
  • schnelle Bauzeit
  • keine Risse*
  • keine Elektriker, die Schlitze in neu gebaute Wände klopfen
  • wahlweise
    • keine Gipser
    • weniger Malerarbeiten
Aber man muss sehr gründlich planen, da alle (Kabel-)Rohre und Auslässe in einem Guß entstehen. Nichts mit kurz mal vor Ort umentscheiden, weil es doch päp aussieht.

Ach, und ein Betonhaus ist frei von... wie heißt das Wort nur wieder? Erdstrahlung oder Magnetfeldern?? Auf jeden Fall muss man keine Wünschelruten für die Bettaufstellung zucken lassen und das Handy hat mehr als schlechten Empfang. Ob das von Vor- oder Nachteil ist, bleibt jedem selbst überlassen. Wir sind unentschieden.


* update 13. September 2007: das war ein guter Verkäufer oder ein Riesen-Missverständnis.

Herrenarmbanduhr und Hoppalla

Während wir zum Frühstücks-Kaffee die Beschwerdeserie über RosaRiese in der Leserbrief-Ecke unseres lokalen Käsblättles lesen, klingelt der Postbote. Ein Päckchen. Mit einer Herrenarmband-Uhr. Vom RosaRiese. Weil nicht alles so glatt lief.

Termin mit PC-Doktor wegen frisch installiertem Betriebssystem auf Nachwuchs-PC. Er bringt die fünf Minuten zuvor telefonisch bestellten CD's mit.
Bau(m)herrin: "Wir brauchen einen Mann."
PC-Doktor: "Ich bin ein Mann."
Bau(m)herrin: "Ach so, ja..."
PC-Doktor: "Hö, hast Du etwa Zweifel?"
B(m)h: "Nee, nicht wegen Deiner Männlichkeit, aber magst Du Uhren?"

So waren die noch nicht in der Rechnung enthaltenen CD's bezahlt und PC-Doktor hat eine Zweituhr.

Fünf Tage lang umrunden wir die aktuellste Handyrechnung und lassen sie ungeöffnet. Schließlich waren wir stundentagelang nicht nur mit der Hotline des RosaRiesen telefoniert. Heute tief durchgeatmet und das Dingens geöffnet. Stutz. Augenreib. Ist die Hotline auch aus dem Handynetz kostenlos? Und waren da nicht noch...??

Fazit: die RosaRiesen haben sich im Nachhinein wirklich anständig benommen. Teuer waren lediglich die Telefonate zur Hotline des damaligen DSL-Anbieters. War gut, dass wir denen tschüssikoffski gesagt haben.

Nachdem wir jetzt auch DSL beim RosaRiesen haben, bestätigt uns mal wieder die Stiftung Warentest in unserer neu gewonnenen Strategie: erst kaufen, dann erkundigen. Die Anbieter sind laut Stiftung Warentest alle schlecht, am wenigsten schlecht ist der RosaRiese.

Freitag, 6. Juli 2007

Kleiner Vorgeschmack

Auf den Wunsch nach schmalen Fensterprofilen murmelte der neue Architekt (wir müssen noch einen passenden Namen finden) etwas von "so Schweizer Fenster". Inzwischen haben wir die URL erhalten. Wer Lust hat, kann in den Referenzobjekten stöbern. Das Haus in Klosterneuburg ist auf der Website des Architekten auch mit Plänen dokumentiert. Vollständig verstanden habe ich sie bis heute noch nicht...

Von Ökologie, Moral und kuriosen Folgen

Mittwoch morgen wachen wir auf und fragen uns, was am letzten Abend in unser Essen geraten war. Eine Fernsehsendung, die unser ökologisches Bewusstsein kurzerhand auf den Kopf gestellt hatte. Oder doch nur geträumt?

Egal, das Kaltwasser lassen wir laufen, bis es richtig kalt ist. Wer Fische einmal kopfüber im Aquarium taumeln sah, will seinen Kaffee nicht mit Blei versehen. Ab jetzt auch noch guten Gewissens. Bei der ersten Tasse streichen wir die in eine Zisterne umgewandelte Abortgrube und setzen stattdessen eine großzügige Gartenbewässerungsanlage in's Pflichtenheft. Bei der zweiten Tasse (hochökologisch bleifrei) entwerfen wir einen kommunalpolitischen Schlachtplan zur Gebührenänderung.

Ist die Bau(m)herrin jetzt völlig durchgeknallt? Nein, sie hat nicht geträumt, schaut mal im Archiv der ARD.

Den Text des Beitrages habe ich kurz in die Tastatur geklappert:
Jedes Kind weiß: Wassersparen fängt beim Zähneputzen an. Wasser ist teuer, besonders in Berlin. Familie Rodenkirchen spart, wo sie nur kann. "Beim neuen Geschirrspüler haben wir auch darauf geachtet, dass der sehr wenig Wasser verbraucht." Trotzdem, die fünfköpfige Familie zahlt bei einem durchschnittlichen Berliner Wasserverbrauch, kaum zu glauben, 1016 Euro im Jahr für Abwasser und Frischwasser.
"Das ist unser Wasserverbrauch im letzten Jahr."
"Ne, das kann ja wohl nicht sein. "
"Doch."

Also: Sparen, sparen. Wo immer es geht. Es wird in extra-sparsame Perlatoren investiert und in einen besonders wassersparenden Duschkopf. Und für's kleine Geschäft: Nur die Spartaste. Trinkwasser von hoher Qualität hat halt seinen Preis.

Während die Bürger um jeden Tropfen Wasser kämpfen, sind die Wasserwerke mit einer rätselhaften Routinearbeit beschäftigt. Immer häufiger heißt es an den Hydranten der Stadt: "Wasser Marsch!". Tausende Liter gutes Trinkwasser fließen in den Gully, denn durch die Sparwut der Bürger steht das Frischwasser zu lange in den Leitungen, Verkeimung droht.

"Durch die wenige Wasserentnahme, oder es wird ja immer weniger in den letzten Jahren, bleibt det Wasser drin stehn, also wir haben nen stehended Wasser theoretisch, weil die Leute nicht soviel abnehmen. Und durch diesen Wasseraustausch sorgen wir dafür, dass eine Verkeimung gar nicht erst entstehen kann."

Wassersparen ist aber auch ein Problem für das Abwasser. So sieht es in den Kanälen aus. Weil die Haushalte immer weniger verbrauchen, verschlammt alles. Es entsteht Schwefelsäure. Und die frisst Löcher in die Rohre. Das Gegenmittel: den Schlamm rauspumpen und dann kräftig spülen. Was die Bürger an Wasser sparen, müssen die Wasserwerker direkt in den Kanal schicken. 14 solcher Spezialkommandos sind pausenlos in Berlin unterwegs und blasen mit Hochdruck den Kanal wieder frei. So wird Sparen richtig teuer.

Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender Berliner Wasserbetriebe: "Ja, ich muss Ihnen ehrlich sagen, wir haben große Probleme mit dem rückläufigen Verbrauch. Das spiegelt sich im Kanalnetz, im Rohrnetz, auf die Klärwerke in den Wasserwerken nieder. Ein Beispiel im Kanalnetz: Die Faulungsprozesse fangen im Kanal an, dadurch werden die Nutzungsdauern der Kanäle kürzer, und wir müssen früher reinvestieren in die Kanäle, was wiederum zu Kostenerhöhungen führt. Insgesamt muss man sagen, haben wir wesentlich höhere Betriebskosten dadurch."

Die Zahlen: Während der Durchschnittsberliner am Tag vor fünfzehn Jahren noch 138l Wasser verbrauchte, sind es heute weniger als 115 Liter. Im selben Zeitraum stieg der Preis inklusive Abwasser von 2,66€ auf 4,84€ pro Kubikmeter. Eigentlich kein Wunder.

Jörg Simon: "Sie müssen sich das so vorstellen: Wir haben insgesamt in der Wasserbranche relativ hohe fixe Kosten. Für Klärwerke, Wasserwerke, für die Netze, die wir vorhalten. Bei dem Rückgang des Verbrauches müssen diese festen Kosten auf weniger Kubikmeter umgelegt werden, was dann zu höheren Preisen führt. "

Wie sehr Ulrich Rodenkirchen auch mit dem Verbrauch geizt, seine Wasserrechnung wird immer teurer. Ein Teufelskreis, den dieser Mann jetzt durchbrechen will: Jürgen Leist. An der Uni Hannover erforscht er seit Jahren das Wasserspardilemma und plädiert für eine ökonomische Binsenwahrheit, die aber beim Wasser in Vergessenheit geraten ist. Soll der Verbrauch steigen, muss der Verbrauchspreis runter.

"Das absolut Problematische bei der Preisstruktur der Wasserversorgung besteht darin, dass fast ein ausschließlicher Verbrauchspreis erhoben wird und nur ein sehr geringer Grundpreisanteil. Und dies führt dazu, dass beim Bürger praktisch eine wahre Sparwut initiert wird, mit all den negativen Folgenwirkungen. "

Sein Vorschlag: Kräftig hoch mit dem Grundpreis pro Haushalt. Der Preis pro Liter wäre dann minimal. Kein Grund mehr zum Sparen. Unterm Strich würde alles sogar billiger, also Duschspaß ohne schlechtes Gewissen.

Doch ist das auch ökologisch zu verantworten? Eindeutig Ja.

Dr. Jörg Rehberg, Bundesverband deutsche Gas- und Wasserwirtschaft: "Das Wassersparen ist aus ökologischen Gründen in Deutschland nicht erforderlich. Die öffentliche Wasserversorgung nutzt lediglich 3% der vorhandenen Ressourcen. Wir haben also eine sehr komfortable Situation, es besteht keinerlei Wasserknappheit in Deutschland."

Im Gegenteil: die Wassersparwut hat in Deutschland derartige Ausmaße angenommen, dass der Verband der Wasserwirtschaft jetzt erstmals öffentlich ein grundlegend neues Gebührenmodell fordert.

Rehberg: "Unser Verband setzt sich dafür ein, dass die Preisstruktur so geändert wird, dass erheblich höhere Grundpreise entstehen. Gleichzeitig der mengenabhängige Preis dafür sinkt. "

Wie hoch kann dieser Grundpreis dann sein?

Rehberg: "Da wir in der Wasserwirtschaft bis zu 80 % fixe Kosten haben, müsste es auch in diese Richtung eigentlich gehen. "

Und was heißt das für die Wasserrechnung? Die Rodenkirchens zahlen mit dem neuen Modell statt 1016€ nur noch 480€ jährlich. Weniger als die Hälfte.

Leist: "Gewinner des neuen Gebührenmodells wären insbesondere Familien mit mehreren Kindern, die deutlich entlastet werden würden. Während auf der anderen Seite Single-Haushalte oder Wenigverbraucher mehr zahlen müssten. Dies wäre aber letzten Endes gerecht, da die Kosten der Wasserversorgung primär, allein durch den Anschluss entstehen, an das Netz, unabhängig von der Verbrauchsmenge."

Stattdessen werden Wasserwerke dicht gemacht, wie hier in Berlin Johannistal, weil zu wenig Wasser verbraucht wird. Nun steigt das Grundwasser und ganze Stadtteile drohen abzusaufen. Kuriose Folge: die Pumpen müssen in Betrieb bleiben. Und so rauschen Tag für Tag 25 Millionen Liter bestes Grundwasser ungenutzt in den Telptow-Kanal. Und den Kindern erzählt man, dass sie Wasser sparen sollen.

Übrigens: die Gebühren werden nicht von den Wasserwerken, sondern von den Stadt- und Gemeinderäten festgelegt, und die wollen nichts verändern, weil sie befürchten, dass ihnen dann Wählerstimmen abhanden kommen.
Ja und wir - die Bau(m)herrenschaft - konnten die Folgen verschlammter Kanäle vor ein paar Jahren live vor Ort begutachten. Es begann mit einem rabenschwarzen Horizont. Kurz darauf sprudelte es hüfthoch aus den Kanaldeckeln. Dann liefen Wohnungen voll. Nicht mit Wasser. Das Zeugs lässt sich kaum beschreiben. Seine Gerüche heben Schweineställe in den Adelsrang einer Parfümerie, die Konsistenz stellt Asphalt, Beton & Co in den Schatten.

Werte Politiker, die Ihr mit erhobenem Zeigefinger weiterhin unbemerkt Euren Klingelbeutel füllen wollt, wappnet Euch. Bau(m)herrin entwickelt ein Sondereinsatzkommando für das persönliche moralische Wohlbefinden: Schlammkratzen in hochwassergeschädigten Wohnungen.
PS: an der Häuserfront nichts Neues - morgen bekommen wir zwei Entwurfsvarianten vorgelegt.