Sonntag, 29. Juli 2007

Grube und "kein Dach"

Der Architekt nennt es Skulpturenhof, Bau(m)herrin einen Lichthof, Bau(m)nachwuchs beendet den Begriffswirrwarr auf seine Art: "Die bauen jetzt eine Grube." So lautet die Anklage gegenüber jedem, der wissen will, wie es um den Neubau steht.

Noch ist die Planung im "Streitprozess", doch die Grube ist ebenso gesichert wie die Entscheidung, dass es kein Dach geben wird. Doch fangen wir von vorne an. Da gab es zunächst die Idee, die beiden Gebäude durch einen Riegel zu verbinden.



Pluspunkte neben der (ganz subjektiv empfundenen) Optik:
  • überdachte Eingänge für beide Häuser
  • Durchgang zwischen den Häusern in den Garten
  • ein herrliches Zimmer mit West-Loggia im OG
Der Grundriss war eine Herausforderung, denn die Häuser liegen versetzt. Wie gestaltet man ein vernünftiges Verhältnis OG/UG ohne die Gesamtquadratmeterzahl explodieren zu lassen und Gartenfläche nach Süden zu opfern? Sie (Architekt und Mitarbeiter) hätten die Quadratur der Riegelei sicher zustande gebracht, doch sprach ein weiteres Argument gegen diese Version: das Ensemble wäre nie wieder trennbar gewesen. Naja, in Wahrheit drohte der Streit um das West-OG-Zimmer die Bau(m)herrenfamilie dauerhaft zu spalten.

Also wandten wir uns dem Alternativ-Entwurf zu. Hier wieder die Nordseite von der Straße aus:


Die Turnhalle hat kein Dach mehr, der Neubau wird tiefer gesetzt. Zur Veranschaulichung die aktuelle Situation in Pink:


Mit Höhenverhältnissen ist Bau(m)herrschaft nicht sehr begabt, deshalb haben wir die Sache mit dem niedrigeren Erdgeschoss vor Ort abgeschritten und virtuell abgegraben. Und in der Tat: vom Container aus geht es bergauf zur Haustüre. Das in pink eingerahmte Häuflein benötigen wir nicht, denn...



... mit dem tiefer gesetzten EG kommen wir auf der Südseite eben in den Garten:



Das sieht dann ungefähr so aus:


Der Kenner hat schon längst entdeckt, dass der Turnhalle nicht nur das Dach genommen wurde, sondern sie irgendwie höher wurde. Yep, das ist ein Resultat der Vorgehensweise des Architekten. Er besteht auf Modelle. Das schon zu früheren Zeiten vom Geometer erstellte 3-D-Computermodell wurde mittels Stäbchen und Pappscheibchen in ein völlig pixelloses Geländemodell umgebaut. Momentan befindet es sich wieder im Architekturbüro, um die neuesten Ergebnisse umzubasteln, deshalb können wir es nicht vorzeigen.

Als der Neubau neben der Turnhalle Formen annahm, wurde rasch klar, dass die Dächer weg müssen, und die Turnhalle eine Brüstung erhält. Dann kam eine Woche später die Grube. Unbefriedigend für alle Beteiligten war immer wieder das Thema "Fuge", also der Übergang zwischen den beiden Gebäuden. Bis jetzt handelt es sich dabei um ein Treppenhaus, siehe Pfeil:




Wir benötigen für unsere heutige Nutzung eine Verbindung der beiden UG's, oben ist der Eingang des Mieters zum EG der Turnhalle. Auf ersten Blick sieht es aus, als ob der neue Entwurf die Fuge beibehält und lediglich optisch aufbessert. Wenn man nicht weiß, dass es sich neuerdings um eine einzige (Glas-)Wand in der Nordseite handelt. Dahinter befindet sich die oben erwähnte Grube, im Bild gelb:


Wir befinden uns auf UG-Niveau, in hellblau der überdachte, verglaste Durchgang zwischen den Gebäuden. In grün die bodentiefen Fensterfronten der Räume A (Neubau) und B (Turnhalle), die auf den Hof schauen.

Da hatten wir sie, die Grube. Schnell war klar, dass wir neben der Absturzsicherung einen Sichtschutz wollten. So entstand die Nordwand, die bezüglich Größe und Material noch diskutiert wird. Soweit wir Material überhaupt diskutieren dürfen, denn Herr Architekt ist darauf noch nicht so richtig ansprechbar. Nur im Sinne eines brainstormings, die endgültige Diskussion darf geführt werden, wenn die grundsätzliche Planung steht. Heimlich googlen wir uns durch vorgehängte hinterlüftete Fassaden und hoffen, dass wir um den Putz herumkommen.

Dank der zwei hinzugewonnenen Räume A und B der Grundriss des Neubaus verkleinert werden. Drei Größenversionen wurden vergrundrisst. Dabei lernten wir, dass Verkehrswege viel Raum benötigen. Warum waren im kleineren Grundriss die Bäder größer? Weil eine Türe weniger ein deutlich größeres Bad ergibt. Um den Preis eines Durchgangszimmers. Durchgangszimmer sehen auf Grundrissen richtig harmlos aus...

.... ergo bauen wir in sketchup die Grundrisse nach und stellen Alltagssituationen nach. Bauen Schränke ein, messen den Gartentisch aus und stellen ihn unter diverse Dächer. Und revidieren unsere frühere Altbau-Besitzer-Ignoranz. Es ist viel einfacher, an etwas vorhandenem herumzupuzzeln, als etwas neu zu erschaffen. Finden wir inzwischen.

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