Montag, 5. März 2007

Bau(m)stellen-Update

Mail von Donnerstag:

Hallo Herr Meisterarchitekt,

(...) Die Kiefer ist gestern abend noch gefällt worden, mit Lärche und Fichte ist Meister Baumengel noch zögerlich. Bisher bedeutete sein "mal schaun", dass er es am Abend kurz doch noch erledigt. Hoffentlich dieses Mal auch.
(...)

Freitag nachmittag standen Lärche und schiefe Serbin noch und Bau(m)herrin hat innerlich damit abgeschlossen, dass sie bleiben, denn es war definitiv ihre Schuld. Sie hatte vor lauter Wald die beiden Bäume übersehen, trotz der mindestens fünf Rundgänge mit drei Experten.

Samstag war stürmisch, Baumherrenschaft hatte genug davon, bei Regen zu fotografieren. Zum einen war es ein Wunder, dass die Kamera soviel Wasser bisher ohne Mucken geschluckt hatte. Dann sahen die Bilder trotz Photoshop-Aufhellung doch recht deprimierend aus. Für Sonntag war Sonnenschein angesagt.

Beste Baumverwandschaft bringt Sonntag Mittag leckeren Apfelstrudel zum Nachtisch, da ruft die männliche Besatzung der Frankfurter Verwandschaft an: ob sie bei uns ein Glas Saft bekämen? Aber sicher. Kurz darauf kurven zwei Fahrräder in den Garten, den beiden hängt die Zunge aus dem Hals. Kein Wunder, unser Hügel ist hoch. Sie bekommen mehr als ein Glas Saft.

Nach diesem erfreulichen Intermezzo machen wir uns mit bester Bau(m)verwandschaft und Kamera auf zum anderen Hügel. Während beste Bau(m)verwandschaft lange schweigend vor dem Häusle steht, entdeckt Bau(m)herrins Kamera etwas Irritierendes. Was liegt denn da?


Nicht erkannt? Von der anderen Seite:



Hat da etwa die Wunderwaffe etwas liegen lassen? Kaum denkbar, Freitag war alles ordentlich.
Immer noch nicht erkannt? Dann hellen wir mit Photoshop auf:


Na geht doch: da liegen Lärche und schiefe Serbin. Der Abendengel hat erneut gezaubert. Gespräche mit vorbei laufenden Nachbarn ergeben, dass er irgendwann am stürmischen Samstag erschienen sein muss.

Gelegenheits-Nachbarin Motte hat nichts bemerkt:


Im Laufe der letzten Woche erreichen uns Apelle, wir sollten ja ein paar Bäume lassen, da sie zum Charakter der Häusles gehören. Die geneigte Leserschaft möge die Bilder der gefallenen Serbin nochmals auf diesen Aspekt hin überprüfen. Sie beweisen, dass wir den Westgarten als Wald belassen haben. Mit viel Sichtschutz, möglichst wenig Sonne und entsprechend vermooster und nasser Grünfläche. Rasen darf man dieses Areal nicht nennen, denn ein entsprechender Mäher hätte kaum Platz zwischen den Baumstümpfen.

Die Bilder demonstrieren außerdem die wertvolle bauphysiologische Anordnung der Außenanlage: von links nach rechts wird das Wasser konsequent zur Hauswand geleitet. Dort, knapp unter Fensterkante, befindet sich keinerlei Drainage oder Ableitung. Armes Neubau-UG, zwar haben wir dich von der biologischen Darmrückstau-Klappe befreit, damit Du nicht mehr das Regenwasser des Altbaus auffangen musst. Angesichts der Waldidylle auf Deiner Westseite bin ich mir nicht sicher, ob es nicht doch günstiger wäre, Dich in eine Zysterne umzuwidmen.

Da Dein Estrich im wahrsten Sinne des Wortes schwimmt, könnten wir Dich auch in ein Schwimmbad verwandeln. Ein neuer ökologischer Ansatz: Regenwasserpool mit Kammersystem. Die Sicherheit schwimmender Kinder könnten wir mit Gegensprechanlage lösen:

"Bau(m)herrin an Kinder: bitte Position melden!"

"Bau(m)herrinnen-Kind an Bau(m)herrin, X und ich tauchen im Schlafzimmer, Z krault gerade durch Küche in's Bad."

Wenden wir uns dem Südgarten an diesem sonnigen Sonntag zu:


Was ist neu?
  • Licht, Licht, Licht
  • in der Mitte des linken Bildrandes ein Baumstumpf: das war Walnuss Nr.3
  • jede Menge feines Holz, links zwei Reihen Douglasie
  • im Vordergrund stand die Korkenzieher-Weide, das reparierte Beet ist verschwunden
  • drei Bäume haben blaue Punkte: Efeu-Kirsche (links), Efeu-Birne (rechts) und Nordmann-Tanne (ganz links)
Noch ist die Erde klatschnass, aber die Sonne hat dem Moos bereits den Kampf angesagt. Hat jemand den Eindruck, hier stünden keine Bäume mehr?

Etwas weiter links ist es etwas kahler, aaaber...


... man beachte die beiden Bäume hinter dem Gartenhäuschen. Das sind zwei Walnüsse, die eine bei Nachbars ist ein Riese, die andere auf unserer Grundstückecke auch nicht zu verachten. Wir werden demnächst sehen, ob die Fliederbäume bei Nachbars kapieren, dass sie nicht mehr ostwärts fliehen müssen. Im Verlauf dieses Jahres werden wir beobachten, wieviel Licht die Walnüsse uns lassen. Angedacht ist eine Pergola entlang der ehemaligen Douglasien. Also von Gartenhäusle bis (noch) grünem Plastikterassengebilde.

Hier im Bild:

Ganz vorne die Stadt-Buche, die hoffentlich auch bald entdecken wird, dass sie sich ab jetzt frei in Richtung Westen entfalten darf. Dahinter die Birke, im Hintergrund die Walnüsse.

Im Vordergrund überlegen die Buchen, ob sie die Chance des 30-cm-Schnittes annehmen und sich zu einer Hecke entfalten wollen. Der Kirschlorbeer vor grüner Plastikterasse hat überlebt, die vermeintliche Yucca auch.

Kleines Suchbild: wer findet die Yucca?


Wenn Bau(m)herrin gelegentlich von Zweifeln überfallen wird, helfen ihr die Nachbarn weiter. Lieblings-Ex-Nachbar, der das Bauen gerade hinter sich hat, schreibt ihr:
Zweifel werden noch eine Weile bleiben, aber das ist normal so!
Der neue Nachbar von gegenüber freut sich, dass seine Bäume jetzt endlich auch das verdiente Licht bekommen.

Danke, das hilft!

Und was das Renovieren betrifft, haben wir uns auf der Leiter der Pflichtsprüchlein eine Stufe höher bewegt. Aus: "eigentlich wollen wir erhalten" wurde: "wir wissen, dass es noch viel zu tun gibt".

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