Montag, 26. März 2007

Löcher

Heute vormittag wurde die erste hohe Tür des Kücheneinbauschranks vom Lack befreit. Läuft einwandfrei unter dem nicht mehr vorhandenen grünen Monster. Das wurde zerschnippelt und dient jetzt neben dem Holzstapel als Fensterladenschutz. Sonne im Rücken, ein kleines Lüftlein, keine fragenden Nachbarn. Da Rennmausschaft im UG wühlt, und der Stachelrochen auf Bau(m)herinnen-Fehlbedienung sensibel reagiert, läuft dabei ein klassisches Konzert. Wir vermuten Mahler.

Der Lack ist bisher der erfolgreichste - löst sich in vollständigen Riesenflocken. Wunderwaffe geht mittags mit Rakete Gartenhaus abreißen. Nicht unseres, andere Baustelle. Doch erst noch wird Bau(m)herrin bedient. Schehrkaufel wird geliefert und Tür kommt auf Böcke. Böcke, die wie übliche Küchenarbeitsflächen und Schreibtische mal wieder Bau(m)herrinnen-Rücken krümmen. Weil zu niedrig. Da war die Tür auf dem Boden viel leichter zu bearbeiten. Sei's drum, wir sind entzückt darüber, ungefragt so verwöhnt zu werden. Und wenn der Rücken noch so leidet.

Langsam muss Bau(m)herrin auch die Segel streichen, zu Hause wartet jemand. Das leichte Lüftlein hat die Lack-Flocken großzügig verteilt, wir fegen und klauben und fegen. Die andere hohe Tür will nicht so richtig in Sophie passen, nach problematischem Einbau bauen wir sie wieder aus. Was zum Kuckuck ist da so rutschig? Oh nein!!!

WARNUNG AN ALLE MITLESENDEN BAU(M)STELLEN-AKTEURE: irgendein Hunde$%)§"=!!§$% hat sich unseren oberen Aufgang als Toilette auserkoren. Für die größeren Angelegenheiten.

Bau(m)herrin schrubbelt fluchend durch das Laub des Vorgartens.
"Äm, Entschuldigung, ich hätte da mal eine Frage."
Umdrehen, Situation scannen:
  • ein Mann,
  • mitteljung (-> unser Alter),
  • nicht Psychologenfreund, der will, dass wir sein schweineteures Buch kaufen um endlich zu glauben, dass Verhaltenstherapie das einzig wahre im Leben ist (wir werden ihm Madame Holle und Monsieur Petrus schicken),
  • und kein Hund.
Bevor wir Ja oder Nein sagen können, kommt schon die Frage: "Wird das Haus abgerissen?"
"Nein."

Die Hundek..cke hat uns doch glatt in Psychofalle gelockt, das psalmenhafte 'eigentlich nicht' ist abhanden gekommen. Sollte sich eine Katze zum Klo gesellen, werden wir noch mit 'kommt nicht in Frage' antworten. Dann stehen wir bei der gesamten Nachbarschaft in der Schuld. Da sind welche dabei, die das Beschneiden eines mickrigen Kirschlorbeer schon als Abriss empfinden.

Der mitteljunge Herr bekennt sich zum großen Kreis derer, die das Häusle eigentlich auch hatten kaufen wollen. Wer es denn jetzt gekauft habe.
"Ich."
"Wie, Sie???"

Wir sollten vielleicht doch mal eine Gurkenmaske auf die Augen legen und unsere Frisur richten lassen. Nee nee, werd Du nur mal selbst Bau(m)herr, dann wirste auch nach dem Loch in der dritten Hose diese letzte anbehalten und Dich abends erschöpft fragen, ob es sich angesichts des morgigen Programms lohnt, die Haare zu waschen und über diese Frage einschlafen. Und nein, ich verrate jetzt nicht, wieviel ich gezahlt habe. Deine Schätzung ist richtig, aber wenn Du wüsstest, was noch alles ansteht, dann wüsstest Du, warum ich keine Lust habe, weitere 24 Jeans zu ruinieren.

*snip* - die letzten Sätze hat keiner gehört, höflich deutet Bau(m)herrin an, dass sie noch zu tun hat. Sonst fragt der mitteljunge Herr noch nach den Bäumen.

Ein Tagesordnungspunkt muss noch erledigt werden: die Wein-Beschneidung. Dafür ist es laut Expertenmeinung höchste Eisenbahn und wenn wir ihn jetzt nicht richtig vorbereiten, wird Meisterarchitekt den Wein endgültig opfern wollen.

Schere liegt im Kofferraum, schnell den Zettel ab und... Mist, die tut nicht. Bau(m)herrin sitzt in offenem Kofferraum und studiert Bildchen auf dem Zettel. Aha, ein Schraubenzieher. Zum Häusle geschrubbelt, kurzes Zögern: werden wir jetzt Hundehinterlassenschaftsduft in's Häusle schleppen? Kann nicht sein, wir haben ein ganzes Nachbarschaftsgespräch lang geschrubbelt.

Im Haus ist alles Werkzeug außer Spachteln abgereist. Braucht man Schraubenzieher zum Abriss? Egal, wir nehmen Spachtel, rammen sie uns beinahe in Hauptschlagader, drei weitere Versuche später löst sich das zähe dicke Teil. Die exakten Instruktionen über Weinbeschnitt erleiden dasselbe Schicksal wie Kochrezepte: Bau(m)herrinnen müssen immer drei Gedanken-Pirouetten drehen und dann ihren eigenen Senf dazu geben.

Mitten im Philosophieren, welchen Zweig wir als Austrieb klassifizieren und welchem wir drei Knötchen lassen wollen, überfällt uns das helle Entzücken. Schmetterlinge flattern, Vögel zwitschern, keine Menschenseele stört oder beobachtet uns. Letzteres nehmen wir einfach mal an. Wir drehen uns von der Hauswand weg, das Entzücken schlägt noch höhere Wogen. Dieser Garten ist zauberhaft.

Übrigens stimmt es, dass Weinschnittstellen wässern. Hoffentlich gerät Madame Holles Hormonhaushalt die nächsten Tage nicht wieder aus dem Gleichgewicht.

Am Wein gibt es nichts mehr zu schneiden, wir stutzen noch kurz den Buchsi und das verlodderde Rhododendron. Eine Thuja besteht auf Dauer-Verbeugung, will sich partout nicht aufrichten lassen. Dann halt nicht, Du kommst später noch dran.

Jetzt noch schnell die kleinen Türen aus der Küche in Sophie laden. War ein Wort mit X. Obwohl wir die granatenschwere Leiter herbeischleppen und uns Faust und Schulter mit blauen Flecken dekorieren, die Teile wollen sich nicht aus den Scharnieren bewegen. Letzte Rettung der Bau(m)herrinnen-Ehre sind die Treppen-Einbautüren, sie erklären sich nach längerem Zögern dann doch bereit, mit in's Mietheim zu kommen.

Dort auf der Terasse wird Nummer 1 in Angriff genommen. Bau(m)herrschafts-Kind schließt angeekelt die Terassentüre - das stinkt!. Wenn Du wüsstest, wie es in geschlossenen Räumen stinkt, dann würdest Du wie ich nichts mehr riechen. Dieser Lack ist wieder zäher, aber wir schaffen es. Jetzt umdrehen und...

... Löcher. Jede Menge kleine Löchlein. Ja, die hinlänglich bekannten Löchlein, wegen derer das gesamte Holzmobiliar von Entrümpler-Firma zerlegt und entsorgt wurde. Wer war das damals genau, der Bau(m)herrinnen-Bedenken wegen der Treppe beruhigt hatte? Ich weiß es nicht mehr.

Diese Türen wohnten direkt neben/über der geliebten Treppe. Welchen Grund sollte Mister Holzwurm haben, die Treppe zu verschonen aber sonst so ziemlich alles zu verknuspern, was das Häusle an Holz zu bieten hatte? (Noch) nicht ganz das gesamte. Kellertreppe, Türen und deren Futter... Hat jemand die erstklassigen Dachbalken nach diesem penetranten Untermieter gecheckt? Ich habe heute 'nein' gesagt, jetzt stehe ich bei den Nachbarn und der Hättegerneselbergekauft-Gemeinde im Wort.

Keine Kommentare: