Mittwoch, 14. März 2007

Ja. Nein. Nein. Eher nicht.

Was machen Bau(m)herinnen, wenn das Handy schweigt, keine Bankdamen mehr zu Besuch kommen, kein Kind Chauffeursdienste anfordert und der angekündigte PC-Doktor sich verspätet?

In der strahlenden Sonne knien und beten: "Alles wird gut."

Alles gelogen. Wir sitzen in der strahlenden Sonne und denken über Bau(m)herren-Erkennungszeichen nach:
  • Lehmverputzter Auto-Innenraum
  • abgebrochene Viss-Fingernägel
  • Löcher in den Jeans
  • keine verfügbaren intakten Schuhe.
Mehr fällt uns nicht ein, also doch auf die Knie? So geht das nicht weiter. Moment, liegt da nicht noch was im Kofferraum, auf dem Stachelrochen? Yep, Tag ist gerettet, wir haben das erste Restaurierungsobjekt.


Na ja, eigentlich das zweite, aber Leiterwägele ist bei der Hitze zu umfangreich.

Oh, da hat jemand die Nägel durch Schrauben ersetzt - pfui.


Wie bekomme ich die zu großen Löcher wieder kleiner? Moltofill? Holzpaste?

Erstmal schrauben. Die älteren gehen ganz gut, aber die beiden Neueren sind verratzt. Schraubenzieher mit Hammer einklopfen hilft nicht. Juhu, die Schutzbrille aufgesetzt und mit Dremel neuen Schlitz gefräst. Geht doch.

Jetzt die Nägel - beim Hebeleffekt ist das Holz gelegentlich nachgiebiger als der Nagel. Also richtig schön pfriemeln. Inzwischen ist PC-Doktor angekommen. Wir denken die Vernetzung des Häusles an. Beim letzten Aufhänger angekommen fragt Bau(m)herrin, ob PC-Doktor eine Idee habe, wie man in (den Aufhänger) am besten aus der Fassung bringt. Blöder Frauchen-Reflex, kaum ist ein Mann anwesend, wird sie hilflos.

PC-Doktor nimmt Schraubenzieher, setzt an,
Frauchen: "Äh, Achtung, das Holz ist nachgiebig!"
"das ist doch Eiche, willst du das Holzteil behalten?"
Frauchen: "eigentlich ja."
Aufhänger verbiegt sich.
"willst du den behalten?"
Frauchen: "eigentlich ja"
Nägel biegen sich, Frauchen will eingreifen.
"Willst du die auch behalten?"

Hallo, danke für die Unterstützung, aber wozu nehme ich das Ding auseinander, wenn ich nachher nichts davon behalten will? ;-)



Ausmessen, kleine Skizze mit Maßen erstellt, jetzt können wir unseren Mutterinstinkte freien Lauf lassen.

Achter durch Wohnung und Keller gedreht, wo steckt das Zeugs nur alles? Zahnbürste, -pasta, Wattestäbchen, Alkohol, Cremchens, Weck-Einmachgläser (Original) mit Deckelchen... Nagellack-Entferner unauffindbar, schnell in Dorfkette gehuscht, herbe Enttäuschung. Die große grüne Mandelöl-Eigenmarke gibt es nicht mehr. Nur eine kleine Flasche mit nicht näher definiertem Öl. Also drei Flaschen davon, nebenbei noch zwei Flaschen Viss für nächste Putzaktion bevor Meisterarchitekt das Heißwasser abbauen lässt. Die Verkäuferin betrachtet skeptisch Bau(m)herrinnen-Fingernägel und drei Flaschen Nagellack-Entferner.


Die Nägel erhalten Alkoholbad (1) in Weckglas (5), dann Nagellack-Entferner-Bad(2). Hinten (6) sieht man schon den gelösten Rost im Bad. Aufhänger wird mit 3 + 4 geschrubbelt, oh, Kukident vergessen.

Wer meint, die Ausstattung des Kosmetikstudios sei einem weiblichen Hirn entsprungen, sei eines Besseren belehrt. Bau(m)herrin verdankt sie den wertvollen Tipps amerikanischer Kamera-Oldtimer-Liebhaber. Nur die Original-Weckgläser haben ihr Copyright. Nägel im Weck-Deckel-Bad:



Das Holzbrett wird angeschliffen (grob), mit Kernseife und Nagelbürste unter heißem Wasser geschrubbt, darf jetzt in der Sonne trocknen.

Wir zahnbürsten den ersten Haken...



... und überlegen, wieviele Kukident in einen kleinen Putzeimer sollten,...

da...
endlich...

... klingelt das Telefon.

Ein fröhlicher Herr Infas wünscht mir einen schönen Tag.

"Sie sind wirklich Infas?"
"Ja!"
"Und Sie wollen ganz sicher keine Lose verkaufen oder meine Adresse an Lotto-Anbieter verkaufen?"
"Ganz sicher nicht, versprochen."

Seit Jahren haderere ich mit meinem Schicksal: Warum rufen bei uns ständig und ausschließlich zweifelhafte Lotteriegesellschaften an, wo ich doch (seriöse) Umfragen lese wie andere Leute Horoskope?

"Können Sie mir das Infas buchstabieren, damit ich sicher sein kann, dass Sie nicht Infras sind und doch Lose verkaufen wollen?"
Der Herr klingt viel gepflegter als die üblichen Losverkäufer, er kann sauber buchstabieren. Na denn, mal los.

So eine Umfrage ist lehrreich - Bau(m)herrin war nicht bewusst, dass es sooo viele Biersorten gibt. In der Politik ist sie besser informiert. Das Tabak-Kapitel irritiert sie, was sind das für Dinger, die vorgefertigte Stränge haben. Und wie konsumiert man Tabakprodukte, wenn man sie nicht raucht? Nach Tüten fragt er nicht... Am Ende des Tabakkapitels die Konsum-Lösung: Kauen und Schnupfen (bäh).

Insgesamt problematisch gestaltet sich das Werbungskapitel. "Haben Sie in letzter Zeit Werbung von X gesehen, gelesen oder gehört?" Bau(m)herrin wird bewusst, dass sie seit sie im Web surft, Werbung auch in Radio, Zeitung und TV wegklickt. Kann sich an keine einzige Werbung erinnern. Herr Infas muss trotzdem fragen.

Wir steigen in Auto um, weil Kind jetzt am anderen Berg auf der Straße steht und wartet. Eine lange Liste von Werbe-Neins, dann endlich ein ergiebigeres Thema: Waschmittel.

Unser Haushalt ist veraltet, wir haben (und kennen) nur ein pinkfarbenes Waschzusatzmittel und verwenden es auch noch völlig einfallos.

"Verwenden Sie XY Ultra Power (es folgen mindestens fünf weitere knackige Wäscheerschlagungs-Begriffe) für niedrige Temperaturen, also 30 bis 40 Grad?"
"Äm, war das das, was ich benutze?"
"Moment, ich schau mal nach... ja."
"Dann ja."
"Für 60 Grad?"
"Ja."
"Für Kochwäsche?"
"Ja."
"Für Wolle, Seide und ähnliches?"
"Nein."
"Für Feinwäsche?"
(Was ist das?) "Nein."
"Für Sonstiges?"
"Ja."
"Für was genau?"
"Äm, na für alles außer Wolle."
"Es tut mir leid, ich brauche eine nähere Spezifikation."
Ich betrachte vor geistigem Auge die Wäscheberge im Keller... Uch, Radarfalle...
"Socken!"
"Sehr gut, danke."

Kind steigt in Auto, hört Herrn Infas fragen, ob Bau(m)herrin Geld spart, schaut ungläubig und schüttelt vorsichtshalber den Kopf. Leider sind wir am Ende des Fragebogens, Bau(m)herrin hatte auf heftige Einmischung gehofft à la:

"stimmt doch gar nicht, Du wäscht nur alle sechs Wochen unsere Wäsche."
"Aber die Antwort gibt es nicht, und wenn, dann wasche ich die ganze Woche durch. Macht im Durchschnitt einmal die Woche."

Herr Infas will sich in zwei Wochen nochmal melden, dafür bekommt Bau(m)herrin einen Fragebogen zugeschickt.

Zu Hause angekommen, eine halbe Stunde später, und ich lüge nicht! - Das Telefon klingelt. Dieses Mal ist es die gfk. Gibt es Neuner im Lotto?

Inzwischen habe ich kapiert, dass ich nur bei "Ja" tiefer in das Thema einsteigen muss/darf. Frauenzeitschriften kenne ich nicht - ha, Werbungsblock umschifft. Radio- und Fernsehsender werden mit "Ja" beantwortet, da wollte ich schon lange das Programm verbessern.

Fräulein gfk und ich weichen gelegentlich vom Thema ab. Sie ist so pfiffig, dass ich ihr empfehle, die dritte Hochzeit nicht wieder abzusagen. Und die Forderung ihrer Mutter nach Enkelkindern unterschreibe ich auch noch. Dieses Mädel ist zu gut, um sie ohne Warnung den Karrieremühlen zu überlassen.

So, Tag 2 der Alles-wird-gut-Phase liegt auch hinter uns. Sollte der politische Barometer ungewohnte Ausschläge zeigen und das regionale Fernsehangebot sich verbessern, das war ich. Im Gegenzug wird ein pinkfarbenes Gel Einzug in die Waschküche halten, wir sind ja nicht undankbar.

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