Donnerstag, 3. Mai 2007

Auch mal gute Nachrichten

Heute ist Meister Maler da, wir haben ihn eben bei seinen Messungen angetroffen. Zur Erinnerung: Neubau-UG war feucht und verschimmelt, ist inzwischen auf Rohbauzustand zurückgebaut. Die letzten Wochen wurde der Rohbau belüftet und geheizt. Frage des Tages: hat sich der Feuchtigkeitszustand durch die Maßnahmen verbessert, oder liegen weitere konstruktive Mängel vor? Unterfrage: wie kann der evtl noch vorhandene Schimmel an den Rohbauwänden vernichtet werden?

Zunächst meldet Bau(m)herrinnen-Nase beim Betreten des UG Erstaunen. Kein Hauch mehr von Moder- und sonstigen Gerüchen, wir können frei durch die Nase atmen. Aber Meister Maler hat viel spannendere Geräte als Bau(m)herrinnen-Nase. Eines hat ein Infrarotlichtchen wie das Messgerät des Meisterarchitekten. Es misst jedoch keine Meter, sondern Grad, also ° in Celsius. Evtl auch in Fahrenheit, danach haben wir nicht gefragt. Gute Nachricht Nummer 1: (bis jetzt) keine konstruktiven Kältebrücken, Raumfeuchtigkeit liegt im sehr guten Bereich.

Das nächste Gerät hat zwei Metallstäbchen, ähnlich wie diese Leuchtmittel für Halogenspots. Die hält man an eine Wand, dann galoppiert ein Blinker-Lichtchen auf einer Skala von grün bis rot. Rot heißt nass, grün heißt, man darf tapezieren - also quasi trocken.

Die feuchtesten Wandstellen blinkern Ende der grünen Skala kurz vor gelb. Das hieße 15. Aber nicht 15 Prozent, denn das sei bei Beton anders als bei Holz. Um Bau(m)herrin ein Gefühl für die Trockenheit der 15-er-Wand zu geben, hält Meister Maler die Stäbchen an seine Fingerspitze: knallrot. Ob man damit auch die Effizienz von Deodorants testen kann? Die Hände von Meister Maler machen einen völlig trockenen Eindruck, er zeigt keinerlei Angst- oder Nervositätsanzeichen, zum Schwitzen ist es heute auch zu frisch. Also scheint unsere Wand trocken zu sein.

Meister Maler erklärt die Schwachstellen von Beton. Beton ist alkalisch. Was man in den frühen Betonjahren noch nicht wusste: die Alkalität schwindet an der Außenseite jährlich um ca. einen Millimeter. Ohne Alkalität im Beton beginnen die Armierungseisen zu rosten, das führt zu den bekannten Abplatzungen. Folglich sollten Armierungseisen mindestens 3 cm weiter innen liegen. Das macht man mit Abstandshalter, die beim Auffüllen mit dem Beton auch mal reißen können. Reißt einer, knicken viele hinterher. Das Charmante an der Geschichte: man kann nach dem Gießen nicht mehr ohne weiteres überprüfen, ob alles glatt ging...

... doch gute Nachricht Nummer 2 lautet für unseren Beton: für erwähnte Schwachstellen gibt es in unserem Neubau-UG keinerlei Anzeichen. Im Gegenteil, das Betonfundament sei in bestem Zustand, die Außenmauern auch. Zumal, wenn man berücksichtigt, was sie bisher alles zu erleiden hatten.

Abschließendes Urteil: solide Substanz.

Bleibt die Frage, was wir mit der soliden Substanz jetzt machen. Heute wird Meister Maler verbliebene Schimmelflecken mit Chlor impfen. Herr Mieter wird telefonisch gewarnt und ist entzückt über den Verlauf der Dinge. Der Herr Meisterarchitekt habe völlig Recht gehabt - es sei fantastisch, wie sehr sich alles bessere. Da sind wir natürlich auch entzückt, hatten wir doch die größten Befürchtungen gehabt, dass der Baulärm die Gesundheit des Herrn Mieters beeinträchtigen könnte.

Dann müssen die nächsten Planungsgespräche um einen Tagesordnungspunkt ergänzt werden, den Bau(m)herrenschaft angesichts der Holzwürmer und Außenanlagen gerne vergisst: Detailausstattung des UG. Dabei insbesondere zwei Fragen mit hilfreichen Anregungen des Meister Maler:
  • Fenster / Abgraben
    • die Fenster sind mit einer Mauerkralle (?) in der Laibung verankert. Ein Austausch zu einem späteren Tage X brächte mit sich, dass man die Laibung erneut öffnen muss. In Bau(m)herrinnen-Deutsch: Putz und Tapete jetzt drauf, am Tage X wieder alles weg und wieder drauf. Oder so ähnlich...
    • Meister Maler empfiehlt Abgraben wegen Isolierung der erdberührenden Außenwände
  • Heizung
    • wenn schon alles freiliegt, könnte man jetzt Fußbodenheizung reinlegen, dann muss man nicht am Tage X wieder alles aufreißen
    • Meister Maler empfiehlt, diese nicht nur vorzuhalten, sondern gleich in Betrieb zu nehmen. Anders kann man nicht testen, ob sie a) läuft und b) dicht ist.
    • mit einer funktionierenden Fußbodenheizung könnten die sehr weit unter der Decke verlaufenden Heizrohre ebenso wie die Gammelzeiten-Heizkörper dem Nirwana überreicht werden
Frage der nächsten Tage: Ist es insgesamt nicht sinnvoller, das Heizsystem des Neubau UG mit dem Altbau zu verbinden?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Tja, interessante Frage. Dazu bräuchte es natürlich komplette Pläne und sicher auch Heizlastberechnungen pro Raum.
Grob gesagt denke ich, dass es sinnvoll ist die beiden Heizsysteme zu verbinden, wenn man erreichen kann, dass die Vorlauftemperaturen ähnlich sind oder (!) man einen hydraulischen Abgleich so hinbekommt, dass die notwendige Energie in jede Ecke transportiert werden kann.

Die transportierte Energie wird beeinflusst durch Vorlauftemperatur, Flussgeschwindigkeit und Heizfläche, dass muss man also abgeleichen und dafür braucht es eine Heizlastberechnung pro Raum und dann Auslegepläne usw.

Wegen der WP würde ich schon auf FBH gehen, steigert die Effizienz. Die FBH würde ich auf entsprechend niedige Vorlauftemperaturen auslegen (35°C max oder kleiner), selbst wenn der Rest des Hauses höhere Vorlauftemperaturen braucht. Abregeln kann man immer über Mischer oder Durchflussbegrenzung.

Gruß, Hendrik