Samstag, 5. Mai 2007

Papparazza on Tour

Anlässlich eines intensiven Telefonats mit Meister-Architekt mache ich mich nach Entensammler-Treffen jetzt endlich an meine schon lange anstehende Hausaufgabe. Bilder sagen mehr als Worte. Vor allem, wenn die Materie so kompliziert ist wie beim Bau und man mindestens drei Spezialwörterbücher benötigt, um sich klar und verständlich auszudrücken.

Zwar lernen wir tapfer Vokabeln (Fenster -> Sturz, Laibung, Stulp, Falz, Sohlbank, Schwelle), doch sind wir nebenher noch biologietechnisch mit Spinnern, Spannern und Schiebern unterwegs und müssen mutmaßliche Prozessionen verhindern. Daher sind Gespräche manche Gespräche leichter zu führen, wenn man sie mit Bildmaterial belegen kann.

"Wenn Sie vom Häusle den Weg nehmen und da abbiegen, fahren Sie auf ein Haus zu, das uns irgendwie gefällt. So könnten wir uns eine Sanierung vorstellen."
"Wenn ich Ihre Wegbeschreibung folge, komme ich auf ein Haus zu, das nicht saniert ist."
"Ach so !?!"

oder

"Kennen Sie die XY-Straße?"
"Ja, meinen Sie oben oder unten."
"Wenn man von A kommt Richtung B nach Kreuzung C auf der rechten Seite."
"Da, wo der Bauträger-Neubau entsteht?"
"Also, wenn Sie den dritten der fünf Bauträger-Neubauten meinen, dann ja."
"Da ist ein Garagentor aus Stahl, das gefällt uns."
"Ist das so eines mit *Fachbegriff*, das *Fachbegrifferklärung* und *Kassetten* anders als *Fachgebegrifferklärung*?"
"Ja, ich denke schon."
"Das dürfte Aluminium sein."
"Ach so. Ja also Hauptsache dunkel und Metall..."

Warum haben wir nicht schon längst Bilder von unseren *NoNo's* und *unbedingt Erwünscht's* gemacht? Weil wir schüchtern sind und unauffälliges Photographieren heutzutage nicht so einfach ist. Außerdem liegen die Beispiele über die ganze Stadt verteilt. Nach dem Abschied von Herrn Entensammler machen wir uns wild entschlossen auf die Tour - Freitag nachmittag ist zwar verkehrstechnisch nicht optimal, aber das Wetter hält gerade noch so. Erstes Objekt liegt in der erweiterten Nachbarschaft - ist es saniert? Egal, die Fenstersprossen gehören in die Sammlung:



Drei Häuser weiter noch einmal Fenstersprossen und Kaminhütchen. Die Gaube ist zu pompös für uns:


Eine himmelblaue Ente überholt uns, der Fahrer fragt in Zeichensprache, ob wir Hilfe benötigen. Nein, antworten wir in Zeichensprache - wir photographieren. Erstaunt schaut Herr Entensammler auf das Haus und fährt weiter.

An der Kreuzung erneute Nachbarschaftssprossen - Farbgestaltung, weiße Rahmen um die Fenster und die Gaubengestaltung fallen in die Kategorie NoNo. So wollen wir nicht sanieren:



Auf halber Hügelhöhe ein Geschwister unseres Häusle. Es wird nicht das einzige Objekt bleiben, bei dem ein Auto im Weg steht:

Zwei Parkplätze weiter unten steigt Herr Entensammler aus seiner himmelblauen Ente und winkt verständnisvoll. Eine Dame will den Müll raustragen und mustert kritisch Bau(m)herrinnen-Aktivität. Wird auch nicht die Einzige bleiben.

Durch den Feierabendverkehr auf den nächsten Hügel. Dort steht ein Haus, das vor ca 13 Jahren von den InzwischenzuRummgelangten lokalen Architekten saniert wurde. Der Ruhm ist uns angesichts dieses Hauses nicht so ersichtlich. Oben Sprossen, unten keine?



Aber man weiß nie, was Bauherren mit Architektenentwürfen anstellen, solange die Architekten noch unrühmlich sind. Die Fenstergestaltung der Straßenseite hat sich uns bisher noch nicht erschlossen:



Und doch haben wir einen Grund, dieses Objekt zu besuchen. Das Garagentor gefällt uns:

Da wir schon in der Gegend sind, fahren wir zu jenem Geschwisterhaus, das wir seit Einblick in die Grundbuchauszüge nicht mehr besucht haben. Unterwegs ein Sichtschutz-Beispiel mit fächerförmign Lamellen - passend zu den Fensterläden. So hatte es vermutlich der Baumengel damals entworfen.



Transparenz ist ein Thema, das uns nicht nur fasziniert, seit wir wissen, dass man unter weißen Hosen/Röcken keine weiße Unterwäsche tragen sollte. Zumal, wenn man als kurz-vor50-Jährige meint, String-Tangas tragen zu müssen.
Am Vormittag hatten wir eine erneute Transparenz-Debatte mit Meisterarchitekten. Die Türen unserer Eigentumswohnung waren mit sandgestrahltem Glas gefüllt, damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Der fensterlose Flur erhielt mehr Licht. Meisterarchitekt persönlich ist kein Fan von solchen Glas-Lösungen, da sie die Privatheit einschränken und das Licht bei unterschiedlichen Lebensrythmen störend wirken kann.

Und jetzt entdecken wir auf unserer Tour auch noch das...

... und sind fasziniert vom vielen Licht...

... und finden als Spiel-mit-der-(Un)Schärfe-Fans die Anlage hochinteressant...

... auch wenn wir die Randbepflanzung anders gestalten würden.

Geschmack ist bekanntlich Geschmacksache. Um Missverständnissen mangels Fachvokabular zu vermeiden, nehmen wir das NoNo kurz hinter Wendeplatte auf:



Es liegt nicht an der Transparenz der Eingangstüren, doch ein schwer zu beschreibendes diffuses Gefühl sagt uns, dass wir so nicht enden wollen.

Endlich beim Geschwisterhaus aus vergangenen Zeiten angelangt, flackert kurz eine Art Sentimentalität auf - aber wirklich nur ganz kurz. Die Haustür ist eindeutig verwandt - waren die Fenstersprossen von Meister W. ursprünglich schon so geplant? Die schmalen Fenster dürften unseren kleinen Fenstern auf der Straßenseite entsprechen.



Die mit Sicherheit nicht ursprünglich vorhandene Gaube ist maßgebend verantwortlich für Bau(m)herrinnen-Skepsis gegenüber allzu modernen Veränderungen.




Um auf die Rückseite des Hügels zu gelangen, müssen wir eine größere Schleife durch den Feierabend schlagen - to be continued.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ohja, Fentsersprossen sind ein tolles Thema. Es gibt mindestens drei Sorten:
- echte Sprossen, d.h. das Glas wird unterbrochen, die Sprosse geht von Innen nach Außen "durch" und ist damit ähnlich komplex wie der Rahmen. Diese Sprossen sind konstruktionsbedingt sehr dick, nicht unter 3-4cm. Die nehmen eine Menge Licht weg.
- Aufsatz-Sprossen mit Fake-Einlage zwischen den Glasscheiben. Im Fensterrahmen ist nur eine Scheibe (naja, Innen und Außen eine), die Sprossen sitzen Außen und Innen auf der Glasscheibe. Dort wo die Sprossen sitzen, wird zwischen Innenscheibe und Außenscheibe ein Blech eingelegt, damit es nicht komisch aussieht.
- Innenliegende Sprossen. Es ist wieder nur eine Innen- und eine Aussenscheibe da, die Sprosse sitzt innen, zwischen Innen- und Außenscheibe. Dadurch sind die Fenster leichter zu reinigen, aber ich finde es sieht gräßlich aus.

Wir haben Fenster mit Aufsatzsprossen genommen, vom Typ "Wiener Sprosse", die fanden wir am schönsten.

Wenn Du nach neuen Fentsern suchst, beschäftige Dich auch mit der Frage, wie sicher sie sein sollen. Wir haben im Erdgeschoss Widerstandklasse II, im DG "nur" WK1, wobei ein "normales" Fenster garkeine Widerstandklasse hat :-)

Gruß, Hendrik