Samstag, 14. April 2007

Familienunternehmen

Frau X hat eine kleine Beteiligung am mittelständischen Familienunternehmen X. Offiziell ist das wenig bekannt, sie lässt sich auch selten dort blicken, nur der Chefbuchhalter kennt sie.

Vor einigen Wochen war Frau X bei einem Herrn Küchenbauer und wollte, dass Elemente Y und Z von Firma X bezogen werden.

"Aber doch nie im Leben von X, das können Sie nicht von mir verlangen!!"
"Warum denn nicht?"
"Ha, X...", kopfschüttelnd, "X, das können Sie vergessen. Die können das von vorne bis hinten nicht. Eine reine Katastrophe, wenn Sie wüssten!"

Ca. fünf Minuten lang hört sich Frau X an, was sie nicht über Firma X wusste. Als Herr Küchenbauer endlich Luft holt, ergreift sie das Wort: "Verzeihen Sie mir, dass ich mich nicht vorgestellt habe. Mein Name ist X."

Herr Küchenbauer wiederholt seinen Wortschwall im Rückwärtsgang, hat nichts davon so gemeint, wie er es gesagt hatte und überhaupt...

Abends sitzt Frau X bei Bau(m)herrschaften und fragt, wie man solche Situationen vermeiden kann. Wer stellt sich einem Verkäufer mit Namen vor? Wir kennen niemanden und raten Frau X, weiter ganz normal einkaufen zu gehen.

Das tat sie denn auch - bei Firma X. Eine Verkäuferin hatte sie in vier Beratungsgesprächen kompetent informiert, die Auswahl konzentrierte sich zunehmend auf eine Produktlinie. Gestern also wollte Frau X erfahren, mit welchem tatsächlichen Preis sie zu rechnen hatte. Die Verkäuferin starrte auf das Kundenkonto, schüttelte den Kopf - da stünde gar nichts. Frau X verwies auf die andere Abteilung, die die Konditionen problemlos aus dem Computer geholt hatten. Nein, das könne nicht sein, da stünde nichts! Frau X solle bei ihrer Tante nachfragen. Frau X mag ihre Tante, aber für diese Frage sei doch eher der Chefbuchhalter zuständig.

Widerwillig ruft die Verkäuferin bei Chefbuchhalter an. Frau X weiß nicht, was der genau gesagt hat, notiert jedoch, dass sie auf einmal einen anderen Menschen vor sich hat. Besorgt sitzt sie abends bei Bau(m)herrschaften und plagt sich mit schlechtem Gewissen. Sie wollte der Verkäuferin wirklich keinen Schreck einjagen und der Vorfall kürzlich ist längst vergessen.

Da hatten die Eltern der Verkäuferin Frau X wegen eines Einkaufs auf Personalrabatt so in's Abseits gedrängt, dass diese unberaten nach Hause ging. War nicht schlimm, denn am Tag drauf wurde sie doch noch ausführlich beraten.

Wir werden Frau X ein Schild basteln, auf dem steht: "Frau X, nicht nur Nichte von Tante X." Das kleben wir ihr auf den Rücken, dann muss sie sich nicht umständlich vorstellen sondern sich nur einmal umdrehen.

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