Donnerstag, 15. März 2007

Die Gretchenfrage

Da wir uns unvermittelt in der Technikfrage befinden, muss die Gretchenfrage angesprochen werden:
Und wie hälst Du's mit der Dämmung, Bau(m)herrschaft?
Antwort: Mit Augenmaß.

Alles begann mit dem Vorgängerkandidaten-Haus, also die entgangene Schwester des heutigen Häusles. Bau(m)herrin war zu diesen Zeiten noch völlig naiv. Begriffe wie Niedrigenergie und Passiv waren ihr zwar bekannt, aber nicht im Zusammenhang mit einem über 70 Jahre alten Einfamilienhaus. Ihre Unschuld verlor sie bei einem Telefonat mit dem Energieberater des lokalen Gasanbieters. Eigentlich wollte sie damals ein Haus kaufen, in das sie nach einigen kosmetischen Maßnahmen einziehen konnte.

Der Herr Berater jedoch kaufte auf Bau(m)herrschaftsrechnung neue Fenster, versetzte sie, grub das Fundament ab, klatschte mindestens 15 cm diverse Materialien auf die Natursteinfassade, erneuerte das intakte und wunderschöne Biberschwanzdach, isolierte die Kellerdecke und... installierte eine zentrale Lüftungsanlage.

Dann schwang er den Taschenrechner und Bau(m)herrin hatte ein Haus in spe ohne Natursteinfassade und Sprossenfenster, dafür war sie pleite.

Derart sensibilisiert startete sie ihre Umfrage. Cluster wurden gebildet:
  1. Bauherren mit Erfahrung
  2. allgemeine Verwandt- und Bekanntschaft
  3. Fachmeister
Cluster 1 ist geteilter Meinung. Die, die alles dämmten, schwören auf Dämmung. Die anderen natürlich nicht.

Cluster 2 beschwört Bau(m)herrschaft eindringlich, alles zu verpacken.

In Cluster 3 schwört bisher nur eine Gruppe auf vollständige Dämmung - die Putz- und Malermeister. Zwei Meister seien hier stellvertretend für die vielen Gespräche zitiert.

Meister Fenster:
Manchmal muss ich schon schmunzeln: Erst soll ich alles dicht machen, jetzt heißt die neueste Neuerung 'Lüftungsschlitze'. Dees könnedse au billiger han.*"
Meister Heizung (der bisher einzige ohne Überdimensionierung):
Wollen Sie Ihr Geld zum Heizen oder zum Lüften ausgeben?
Interessant waren die Erfahrungsberichte zum Thema Schimmel und Wohlfühlklima, Meister kommen viel rum. Die Tatsache, dass Bau(m)herrschaft seit 8 Jahren in einem vollgedämmten Neubau mit vollverglaster Südfront wohnt, brachte schnelle Einigkeit über die Notwendigkeit von Verschattungs- und Lüftungssystemen. Insgesamt kristallisierte sich heraus: ein Haus in diesem Alter nach Niedrig-Energie-Standards zu sanieren ist in der Praxis viel heikler, als es so mancher Energieberater glauben machen will.

Das von Meisterarchitekt und Bau(m)herrenschaft angedachte Konzept wurde von allen Meistern als vernünftig eingeschätzt:
  • neue Fenster (mit Augenmaß)
  • Dach dämmen
  • evtl. Kellerdecke isolieren
  • Wärmepumpe (Sole)
  • Photovoltaik
  • Flächenheizung (Fußboden oder Wand)
So, jetzt geht's ab auf Bau(m)stelle, gleich steht Wunderwaffe vor der Türe.

Die mit dem Konzept verbundenen Detailfragen werden folgen. Da gibt es ein paar sehr interessante Ansätze, die Bau(m)herrin noch nicht (vollständig) verstanden hat.




* Das können Sie auch billiger haben.

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