- die erkühlende Brautschleier-Fahrt in ungewohnter Haltung
- die durch unsachgerechte (Bau(m)herrinnen-)Anwendung möglicherweise verbogene Spachtel (Bodenleisten damit entfernt)
- durch Meister-Architektenlöcher im Boden gefährdete Standfestigkeit der Leiter
- Widerstandsfähigkeit der erhöhten Nikotinkonzentration im Raum
- zu wenig Schlaf wegen Konfirmations-Konferenz
- Vorfreude auf Pu
- Alter der Hauptakteurin
- Unebenheit der Schuhsohlen-Säulen
- erneut erkranktes Kind
- Mischungsverhältnis von Wasser/Tapetenlösermittel ("schnell und gut")
Nach Kindverköstigung und Steak begeben wir uns zurück in Rennmaus-Zirkus. Der Mikado-Riese ist abgereist. Alles andere rennt weiter. Bau(m)herrin hat die Räucherkammer immer noch nicht erledigt, dafür anderes Schuhwerk an den Füßen. Das geht besser. Die Meisterarchitekten-Löcher haben wir mit kippeliger Leiter umkurvt, trauen uns auf die vierte Stufe. Beim Runtersteigen nehmen wir regelmäßig die letzte Stufe doppelt. Das liegt daran, dass wir grundsätzlich nie nach unten schauen. Bei jedem Rumms im linken Knöchel bestätigen wir uns stolz: "Überhöhe."
Rakete mixt frischen Lösercocktail, Wunderwaffe befiehlt, dass Bau(m)herrin die echt scharfe Spachtel bekommt. Rakete gehorcht, aber nicht ohne Trauerflor um die kalabrischen, gipsgepuderten Wimpern. Endlich gehorcht die Tapete. Gegen Ende entdeckt Bau(m)herrin die Ursache für die Misere: diese Tapete ist nicht über siebzig, sondern höchstens fünfzig Jahre alt. An Heizkörper, Kamin und Türrahmen ist ein anderes Muster erkennbar.
Derart beglückt besorgt Bau(m)herrin gegen 17:40 Uhr Feierabend-Bier. Die Lady an der Kasse legt die Flaschen flach - Bau(m)herrin protestiert. Die müssen gleich geöffnet werden, besonders das Hefe- und Kristallweizen werden derartige Aktionen nicht pffftlos vorübergehen lassen. Kassen-Lady meint, dass sie keine Bierkneipe hier haben wolle. Bau(m)herrin will auch keine auf ihrer Baumstelle. Sie hebt Flaschen vorsichtig wieder in die Vertikale, beim Transport zum Häusle begegnet ihr eine irgendwie bekannte Silhoutte.
Das ist doch nicht, das wird doch nicht... Nein, ihr seit Mittwoch vermisster Mieter, mit dem sie absprechen wollte, wann er geräuschbelästigt wird, ist kleiner.
Vor zwei Stunden hatte sie den Rennmäusen klar gemacht, dass man seine Abwesenheit unbedingt ausnutzen müsse und sein Untergeschoss (unser Sorgenkind) vom Boden und allem anderen Schimmel befreien muss. Das Phantom vor ihr bewegt sich immer langsamer, sie hält vier Flaschen an den Bauch gedrückt und beobachtet. Er war kleiner, der Mieter, ganz sicher. Ihr Schritt beschleunigt sich, warum nicht einen der vielen in's Alter gekommenen Nachbarn bei Besichtigung der Baumstelle überholen?
Dann beinahe ein Auflaufunfall (älterer Schlurfer -> Bierflaschen -> Bau(m)herrin) und der Beobachtete biegt äußerst zielbewusst in die Einfahrt. Uch, es ist doch und eindeutig unser Mieter. Drei Tage haben wir gewartet, um mit ihm die Maßnahmen und Termine abzustimmen.
Jetzt sind die Rennmäuse für morgen in Viererstärke geordert, da gibt es kein Zurück mehr. Sorry, lieber Mieter. Wenn wir gewusst hätten, dass Sie nicht am Mittwoch sondern erst Freitag abend wieder kommen, wäre alles schon erledigt. Wenn wir die Viererschaft auf den Altbau zurücklenken, steht dieser entweder nicht mehr oder sie laufen im Hamsterrad hohl. Auf unsere Kosten.
Bau(m)herrin zeigt Nerven, rettet die vier Flaschen in provisorische Küche, ruft gutgelaunt die Rennmausschaft herbei und beauftragt den Kapo, die Flaschen mit Feuerzeug zu öffnen. Das vorhandene Feuerzeug ist gänzlich ungeeignet, die Flaschen dennoch kurz darauf geöffnet. Prost.
Bau(m)herrin hatte im Laufe des für sie erfolglosen Tages bei Wunderwaffe nachgefragt, ob es sich bei seinen neuen Mitarbeitern auch um Polen handelt (Dauerrakete ist italienisch, aus Kalabrien). "Schlesisch"lautet die Antwort. Oh je, hoffentlich empfindet er die Frage nicht als Beschimpfung. Bau(m)herrin will mehr wissen über das Sleschise, pardon - Slesische.
Mit laufendem Hefe- und Kristallweizen wird die Geschichte spannend. Die bemuskelte Rakete hat ein Gut neben dem Schloss von Graf Bekanntername. Zwei Hektar mit Jahrhunderte alten Eichen. Seine Frau renoviert gerade die ersten 380 qm Wohnfläche, ganz wie die Bau(m)herrin hier die Bauleitung macht??!?!!! Bau(m)herrin beantwortet die Frage mit demselben Blick, wir verstehen uns !!?!???
Gräfin Bekanntername verbringt mindestens vier Monate im Jahr bei Herrn Großgrundbesitzer. Mittels ihres Archivs besprechen sie die historische Vorlage des Gutes, er restauriert nach historischem Vorbild. Kein Wunder, dass er unser Quadratmeterdrittel (-viertel?) durchkämmt als ob es ihm gehöre. Wenn man 380 qm renovieren muss, kann man sich nicht leisten, zu bummeln. Dasselbe Prinzip scheint er auf unsere 130qm anzuwenden. Wir rechen: Eine von ihm bei uns geleistete Stunde bringt dort acht Handwerker-Stunden.
Verehrte geneigte Leserschaft, ich weiß, dass gerne viel erzählt wird. Dieser Mann jedoch hat Qualitäten erwiesen, die nur ein Großgrundbesitzer haben kann. Wir haben uns auch gestritten, denn er wollte mit Regips die Innenwände des Häusles begradigen.
Natürlich hat er Bau(m)herrin adoptiert - vor seinem geistigen Auge sieht er seine Frau in Oppeln heimlich die Tapetenlöser-Bürste schwingen.
"Achtung mit dem Wasser bei der Elektrik!"
"Lieber mehr Wasser einreiben als mit Spachtel kratzen, das macht sonst Löcher."
"Ohne Löcher werden Sie das nie schaffen, ich mach Ihnen das mal schnell."
Nach dem Bier noch eine Runde gschafft. Das Dachgeschoss ist fertig, bis auf Tapete im mittleren Zimmer. Die ist Nicht-Rauhfaser, bleibt also Bau(m)herrin vorbehalten. Diese schraubt noch schnell den historischen Toilettenpapier-Halter ab. Eines Tages wird sie sich wieder anderen Dingen als Tapeten widmen können.
Die Böden sind schnell aus dem Fenster geworfen, es müffelt mal wieder. Unter dem Linoleum liegen zwei bis drei Matten aus etwas Grauem Filz-Papp-artigem. An den Außenseiten und unter Heizungen mieft es ganz erbärmlich, sobald etwas Tapetenlöser-Flüssigkeit eindringt. An Tag eins der Tapetenaktion hatte Bau(m)herrinnen-Nase Alarm geschlagen, wir heben Linoleum und entdecken schwarz-gelben Schimmel. Richtig schön eklig. Nix wie raus mit dem Zeugs. Zum Glück ist die Schimmelei nur an wenigen Stellen auf die Holzlattung übergegangen. Dort sprüht Bau(m)herrin Chlor auf.
Die Fensterläden stehen nummeriert im grünen Monstrum, Leuchten sind abgeschraubt und stilgerechte Baustellen-Birnen angebracht. Gegen 18:30 Uhr verlassen Rennmausschaft die Baumstelle. Bau(m)herrin erwartet Pu, macht sich an kleinen Test mit Rauhfaser in Nähzimmer. Das ist schön klein. Vier mal Schaumbad-Vollkörper-Massage, etwas schrubbeln, geht. Nächstes Schauuuuumba... gähn... d, warten, wir sind müde.
Ca 19:15 Uhr löst Pu selig schlummernde Bau(m)herrin von Tapete, sein Anblick macht sie so munter, dass kurze Häuslesbesichtigung möglich ist. Sophie bleibt offen, wir haben schließlich ganze 12° Celsius und Bau(m)herrin befürchtet, dass Pu ohnmächtig wird angeruchs ihrer duftigen Ausstrahlung, wenn das Dach geschlossen wird. Endlich zu Hause angelangt ist der Tag noch nicht zu Ende. In der Mailbox liegen die ersten Meisterarchitekten-Entwürfe. Wir studieren, rätseln, freuen uns wie kleine Kinder an Weihnachten über die ein oder andere Überraschung. Kinder-Luchsauge entdeckt sofort, dass etwas fehlt, begibt sich in die Schmollecke und will keine Pläne mehr sehen.
Wir befinden, dass der erste Entwurf etwas wichtiges aufgenommen hat: nach vorne geben wir uns bescheiden. Im nur für Auserwählte einsehbaren Bereich werden wir künftig Eintrittsgeld verlangen können. Wir diskutieren lange und ausführlich die Höhe und Staffelung der Eintrittsgelder, Sonderrabatte gibt es nicht für mittellose Studenten, denn die gibt es nicht. Auch nicht für Senioren, denn von denen gibt es zuviele...
... pssst - Bau(m)herrin träumt.
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