Nach drei Streifzügen durch eine Fliesenausstellung brachten wir unsere Lieblings-Prospekt-Sammlung nach Hause. Ob es am Namen der Firma liegt (casa dolce casa = Italienisches home sweet home) oder an den süßen Tierchen oder an den krummen alten Wänden -> die Prospekte gefallen uns besser als die teueren und aufwändig gestalteten Architektur- und Einrichtungsführer.
Leider haben die Herrschaften ihre website so gestaltet, dass die einzelnen Bilder sich nicht verlinken lassen.
Bau(m)herrschaftenkind bevorzugt Flagstone White, obwohl die Fliesenverkäuferin abgeklärt hat, dass der knuffige Welpen nicht im Lieferumfang enthalten ist.
Die Altvorderschaft ist hingerissen von einem neuen Programm, das (zum Glück) nicht auf der website gezeigt wird. Abgesehen davon, dass es dreimal teurer ist als das Standardprogramm, enthält es Lacke, Dispersionsfarben und Fugenmaterial in den abgestimmten (wunderbaren) Farbtönen. Nicht auszumalen, was dieses Programm mit unserem Budget anstellen könnte... Die sollten kleinen Hinweis auf ihr Präsentationsregal anbringen, à la: "Zu Budgetrisiken und schlaflosen Nächten für Meisterarchitekten warnen Sie dessen Arzt oder Heilpraktiker."
Favorit Nummer 2 der Altvorderschaft ist Contemporanea in marrone oder antracite. Ganz besonders jedoch mögen wir nicht die Fliesen, sondern die Steckdosen, Fenster im Haus, schiefe Wände und Türen und den Putz mit Rissen in den Prospekten.
Überhaupt - das Thema Steckdosen/Schalter ist für Bau(m)herrinnen akuter geworden, seit sie im Dachgeschoss ein Uralt-Teil entdeckte, das ihr verdächtig erschien. Meisterarchitekt wusste nicht, warum sie angesichts dieser garantiert heutigen Sicherheitsstandards nicht mehr entsprechenden mutmaßlichen Steckdose in entzücktes Bakelit-Stottern ausbrach.
Vor Tusnami und damit verbundener Kamerasammlung war Bakelit auch nicht Bestandteil des Bau(m)herrinnen-Horizonts. Jetzt stehen in ihrer Box-Kamera-Sammlung u.a. auf der Gästetoilette zwei Bakelit-Verteter, die es ihr besonders angetan haben:
- der rote Mode-Boy von Billora
- die besonders seltene Diana.
Neuere Kunststoffe sind nicht so beliebt bei uns, aus tausenderlei Gründen. Alu-Lichtschalter und ähnliches hatte Meisterarchitekt mit Budget-Hinweisen gekonnt abgeschmettert. Mal sehn, wie wir weiter miteinander klarkommen. Denn dieses google hat doch glatt, so etwas gibt es doch nicht...
Oh oh...
Etwas weitergesucht, da haben wir den Originalhersteller, immerhin 2,30 Euro billiger beim Drehschalter. Angeblich gibt der auch gute Rabatte bei größere Abnahmemenge. Die interessante Diskussion werde ich für den Elektriker ausdrucken, und unser Häusle passt exakt zur dort erwähnten Oma-Romanze.
Oh oh oh...
Hilfe, kann mich jemand aus dieser website rausfischen??
6 Kommentare:
Glasiertes Feinsteinzeug, das vorgibt Naturstein zu sein, müßte man strenggenommen aber auch ausschließen.
Tja Bakelit - ich hoffe auf verstärkte Nachfrage, damit sich die Preise aus den Luxuxregionen entfernen, in denen sie derzeit residieren.
Du hast völlig Recht, an der Feinsteinzeugfrage hab ich auch schon rumgegrübelt. Hilft es was, dass casa dolce casa einer der ältesten Hersteller ist? ;-)
Wegen Bakelit bin ich noch google-technisch unterwegs - bei conrad electronic in Frankreich gibt es günstige Bakelit-Lampen-Fassungen. Bei einem englischen Motoradhersteller auch original-Lampenschalter für 29 Euro, aber die sind so was von unschwäbisch...
Berker hat ein Klassikerprogramm mit Drehschaltern, allerdings nicht aus Bakelit, dafür in weiß. Angeblich an Bauhaus Dessau angelehnt. Das kann ich mir angesichts dieser Dreifach-Anordnung nicht vorstellen. Sieht irgendwie improvisiert aus, oder?
Zur Dreifachanordnung gibt es Alternativen im Programm:
http://www.elektroland24.de/shop/pi-349330872.html?categoryId=581
Unschwäbisch ist auch die Berker-Serie. Und wenn weiß, dann doch eher die Manufactum-Popzellan-Variante.
Hallo strenger Tom :-) ,
danke für den Link zu den Alternativen. Warum ist Berker unschwäbisch? Drehschalter gab es damals auch im Schwobaländle.
Ist gar nicht so einfach mit den Altbauten, Du kannst das sicher nachvollziehen. Wir wollen ja kein Museum der 30er-Jahre errichten. Wenn Lichtschalter vorgeben, aus dieser Zeit zu sein, obwohl sie im nächsten Jahrtausend produziert wurden - ist das noch ehrlich?
Dann wieder betrachte ich die Kunststoffschalter in meinem 8 Jahre alten Miet-Neubau, sehe die Bakelit-Kameras daneben und weiß ganz genau, was ich in zwanzig Jahren sehen und pflegen möchte. Und sei es noch so schwarz.
Heute beim Schrubbeln kam mir ein weiterer Gedanke: hätten nicht in den 20er Jahren manche das Bakelit mit genau denselben Argumenten kritisiert wie Du heute das Feinsteinzug? Beide sind von Menschenhand gemischt, genauso wie Kunststoff.
Ich nahm an "unschwäbisch" bezog sich auf den Preis? Das Feinsteinzeug habe ich garnicht pauschal kritisiert. Ich finde das durchaus praktisch und unkompliziert weil weniger empfindlich als manch Naturstein. Auf grob gedruckete Muster oder schlecht imitierte Strukturen sollte man trotzdem dankend verzichten.
Nee nee, das mit den Schwaben und dem Preis ist ein Missverständnis.
Schwaben haben immer wenig gekauft, aber wenn, dann musste es halten. Das beweisen auch die Solnhofener, die schon damals nicht billig waren und in jedem vernünftigen schwäbischen Altbau vorzufinden sind.
Ich war nicht immer besonders schwäbisch, aber mit zunehmendem Alter entwickelt man sich weiter. Deshalb die Vorliebe für Feinsteinzeug (wohl bemerkt, von der alt eingesessenen Firma) und Bakelit.
Sachsen sind meines Wissens den Schwaben in Deutschland am ähnlichsten.
Kommentar veröffentlichen