"Buäääh..."
Ich mache Vollbremsung, erkenne in der Dämmerung die Lehrerinnen-Nachbarin grinsend vor mir stehen. "Elternabend, hm?".
"Äh, ja, war nicht so gemeint."
Nachbarin lacht, findet diese Veranstaltung wohl auch nicht so dolle. Ob sie wusste, was wir zu entscheiden hatten?
Preisfrage des Abends: müssen 7.-Klässler unbedingt einen 180-Euronen-Taschenrechner statt eines 90-Euronen-Rechners mit sich schleifen?
Beide sind grafikfähig, zu groß für eine Tasche und tragen drei Buchstaben als Namen. Der billigere Rechner (xyz) wäre kostenlos auf Lager, vom Teureren (zyx) würde die Firma einen Teil spenden, den Rest der Summe (unerhebliche 8.000 Euro) müsste die Elternschaft finanzieren. Macht, wenn alles gut läuft (??) 100 Euro pro Eltern. Der Elternsprecher weist zurecht daraufhin, dass wir Lehrmittelfreiheit haben und laut gerichtlichem Beschluss die Zumutbarkeit bei 1 Euro liegt.
Ein Vater führt uns gedanklich in's Abitur, das dann den Namen des teureren Rechners haben wird. Ein zyx-Abitur...
Ob unsere Kinder bis dahin noch den aufwändig finanzierten zyx haben werden? Der sei versichert. Ich kenne Kinderversicherungen aus Erfahrung. Wenn der Täter ein Kind ist, zahlen sie nur, wenn es unbeaufsichtigt war. Ab dem Alter, in dem die Aufsichtspflicht erlöscht, zahlen sie nur, wenn das Kind beaufsichtigt ist... Äh, damit der zyx versichert ist, müsse man noch eine Garderobenversicherung abschließen. Was wir bisher nicht machen, weil die nur zahlt, wenn die Garderobe beaufsichtigt ist.
Auf meine Frage nach dem Unterschied zwischen den Rechnern außer dem anders lautenden Abi hin, faucht mich eine Mutter an: "Wollen Sie etwa mit einem PC arbeiten, der 12 Jahre alt ist?"
Unsere Kinder sind zufällig auch 12 Jahre alt... Ich will sogar in einem Häusle wohnen, das 70 Jahre alt ist... wie alt wird zyx in 6 Jahren sein? - denke ich so in mich hinein. Zu Wort komme ich eh nicht mehr, die Dame faucht den nächsten Vater an. Dieser wagt zu fordern, dass die Kids wenn überhaupt, dann mit einem PC arbeiten sollen, statt sich jahrelang durch ein zyx-Spezialmenü zu quälen, das außer ihnen bis dahin ohnehin niemand mehr kennt.
Menü-gesteuert? Ich denke an mein Auto-Handy-Menü, da beantwortet Vater Finanzierungsmodell schon die dabei aufkommende Frage: "Nein, Eltern könnten die Kinder bei den Hausaufgaben mit xyz nicht mehr unterstützen" Hat er xyz gemeint oder zyx? Die Experten-Väter einigen sich, dass beide Menüs zu kompliziert für Eltern sind. Das ist gut, wieder ein Fach weniger, in dem der Lehrer den Eltern die Hausis aufgibt.
Jetzt kommt die Gleichstellungsfrage: "Ja, das Leistungsgefälle der Kinder würde mit zyx erfahrungsgemäß ausgeglichen." Das beruhigt uns Eltern immer und ungemein. Alle Kinder haben gleich große Schwierigkeiten, aus den Tiefen des Menüs wieder an die Oberfläche zu gelangen. Und das konsequent bis zum zyx-Abitur.
Ich schreibe kurz mein privates Wörterbuch um:
Lehrmittelfreiheit--> CharityMathematik--> Veralternde SpezialmenünavigationElternabend--> Taschenrechner-Butterfahrt
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