Dienstag, 20. März 2007

Juhu I bis II

Ja, nochmals danke liebes Wetter, genauso hatten wir es erwartet. Schnee und Frost und bibberschnatter.

Gestern am späteren Vormittag machen wir uns an Paris, nachdem alles bürokratische erstaunlich schnell erledigt ist. Die Heizung ist ausgefallen. Meisterarchitekt wird in drei Tapetenbahnen kommen. Um zwei Tapetenbahn klingelt Handy, die grüne Taste ist bereits tapetenvermatscht. Also noch mal eine Schicht draufgematscht. Meisterarchitekt meldet Schneetreiben auf der Straße. Blick aus dem Fenster: Huch, jetzt ist klar, warum der Handschuh an der Tapete anfrieren will. Eine Mischung aus Schnee und Hagel bladdert auf die Blütenlandschaft im Garten.

Um vier Tapetenbahn sind der Zauber weggeschmolzen und Meisterarchitekt angekommen. Drempel-Balken werden begutachtet, Wunderwaffe öffnet Lattung im Dachboden an vorbestimmten Stellen, Ergebnisse werden detailiert fotografiert. Die aufliegenden Balken sprechen für 'nicht tragend', die Verankerung des horizontalen Balkens für 'tragend'. Meister Statik wird an Hand der Bilder eine Differentialdiagnose erstellen.

Weiterer Rundgang ergibt folgende Punkte. Bau(m)herrin ist entzückt von Lichtspiel, das aus Anfeuerungsstelle auf Flurboden fällt. So richtig sieht man es erst, wenn es dunkel ist, dennoch hier eine Andeutung dessen, was gemeint ist:

Meisterarchitekt seinerseits ist inspiriert durch erste Einrichtungsansätze im Häusle. Volvic für Bau(m)herrin, Wundergetränkeautomat für Rennmausschaft, Tapetenlöser (schnell und gut) für jeden, der Lust auf etwas anderes hat. 88 Meter Brautschleier warten auf weiteren Einsatz. Oh, und nicht zu vergessen: vor dem gelben Becher der historische Klopapierhalter. Nein, er wird nicht zur Mausefalle umfunktioniert!

Hier der Konferenztisch:


Die Sprudelquelle wird bestaunt, saubere Arbeit, Wunderwaffe! Und dann, juhu I, bremst Meisterarchitekt Wunderwaffen-Elan: bevor verputzt wird, muss noch eine Stelle ausgesucht werden, an der das Mauerwerk offen bleiben darf. Bau(m)herrin hüpft vor Freude auf und ab, plant für 2015 bis 2018, mit Mörtelentferner an Mauer festzukleben. Nach vollendetem Werk könnte man ja die empflindliche Stelle mit Isolierglas wärmedämmen. Oder so...

Aber das war noch nicht alles aus Meisterarchitekten-Wundertüte. An der Sprudelquelle bemerkt Bau(m)herrin so ganz nebenbei, dass ihre geliebten Sollnhofer Solnhofener bisher alle Aktionen überlebt haben. Meisterarchitekt hat trotz falscher Bau(m)herrinen-Schreibweise die Solnhofener-website ergoogelt und will sich erkundigen, ob man die Fliesen zum Trommeln in's Werk schicken kann. Er rechnet damit, ca. 70 Prozent unserer Solnhofener dann als Bruchplatten verlegen zu können. Juhu II, ähnliche Überlegungen hatte Bau(m)herrin auch schon angestellt. Was Meisterarchitekt wohl letztendlich überzeugt hat? Der Urvogel oder die Römer:
Ein sehr harter und dichter, Kalkstein des Oberen Jura, oft mit dekorative Dendriten auf den Spaltflächen.

Einer der härtesten und dichtesten Kalksteine überhaupt. Entstanden in einer flachen Lagune (max. 40 m Wassertiefe) zwischen Ries und Regensburg. Berühmte Fossilfundstelle (insgesamt ca. 755 Arten!), z.B. Flugsaurier, Insekten, Fische und der bekannte "Urvogel" Archäopteryx lithographica (bisher sind sieben Exemplare oder Teile gefunden worden).

Verwendung früher als Lithographiestein , Bodenplatten (bereits im römischen Lager Biriciana bei Weißenburg) und Dachstein, heute hauptsächlich spaltrau oder geschliffen zu Wand- und Bodenplatten, Treppen, Tischen.
Im Keller bedrängt Meisterarchitekt die Heizung so lange mittels Störungsknopf, bis sie nach viel Gestöhne und Gezeter doch losdröhnt. Die Lage des provisorischen Waschbeckens im Technikraum wird festgelegt, dann tauchen Meisterarchitekt und Wunderwaffe in die schimmeligen Tiefen des Neubau-UG ab. Bau(m)herrin erfriert indessen draußen vor der Tür. Studiert das Treppenhaus und versucht, den Meisterarchitekten-Entwurf zum Übergang zwischen Altbau-UG und Neubau-UG nachzubauen. Klappt, wir können sogar Hauptmieter-Zugang optisch (und akkustisch?) abtrennen.

Eine seltsame Kreatur mit Turnschuhen, Rucksack und rotem Schlapphut schlendert an der Straße vorbei. Bleibt stehen, gafft Bau(m)herrin an, Bau(m)herrin antwortet mit fragendem Blick. Was soll das? Ich bin kein Kinoplakat, sondern ein lebendiger Mensch. Roter Schlapphut (weiblich?) läuft vier Schritte weiter, dreht sich um und starrt schon wieder. Drei Starr-Runden später steht sie auf der Treppe und gafft erneut. "Wenn Du jetzt nicht sofort aufhörst, klau ich Dir den Schlapphut und paniere ihn mit Tapetenmehl." Sie verbröselt sich endlich.

Wunderwaffe lässt sich durch nichts so leicht aus der Fassung bringen. Aber auch er findet inzwischen, dass die Gafferei hier unangenehme Formen annimmt. Vielleicht sollten wir den Hänsel-und-Gretel-Wald wieder reinstallieren, damit wir mit Tapeteneimer von Bäumchen zu Bäumchen huschen können, wenn wir von Altbau nach Neubau müssen.

Kurz bevor Bau(m)herrinnen-Körper von Schnattern auf Heftigzittern umschaltet, fahren wir zur Entwurfsbesprechung zu Stamm-Italiener. Meister-Architekt hat die Gaffer-Situation gut umgesetzt - Garage + Box + Carport ergeben mindestens 40% weniger Starrer-Einblick. Die Hemmschwelle zur Altbau-Treppe ist deutlich erhöht. Wir werden austesten, ob dann noch ein Tor nötig sein wird, denn das ist (mal wieder) teuer.

Die im Grundriss angedeutete Abgrenzung Richtung Osten übersetzt Bau(m)herrin stillschweigend in eine drei Meter hohe Mauer. Und wenn sie selbst das Ding bauen muss, wir haben ja von 2018 bis 2021 nichts zu tun.

Nach Baustellen-Uhr ist 14:30 Uhr der späte Nachmittag. Folglich war es in tiefer Nacht, als Bau(m)herrschaft mit Kind im Schneetreiben noch eine Baubegehung vornahm. Kind war am meisten fasziniert von den dicken, fetten Schneeflocken am Himmel. Hmpf. Immerhin waren die Balken noch cool und das Drempel-Fenster an der richtigen, weil einbeinigen Seite geplant. Im Räucherzimmer wurde immer noch die Nase gerümpft. Bau(m)herrin steht am Fenster und bewundert auf Befehl die Schneeflocken. Da kommt ihr die Erleuchtung: der Miefgeruch kommt aus dem (wieder und noch erwärmten) Heizkörper. Puhhh, kann morgen jemand ein paar Mal 100 Meter bohren bitte?

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