Nach einschlägigen S142B - Erfahrungen hatten wir uns geschworen, den "Hilfe-ein-Kunde-Baumarkt" nicht mehr zu konsultieren. Auf dem Weg zu einer besseren Alternative wurde Bau(m)herrin durch französische Grammatik derart abgelenkt, dass magische Kräfte sie klammheimlich auf den leeren Parkplatz eben dieses Baumarktes lockten.
Spätestens als die Eingangsschiebetüren sich nur zur Hälfte öffneten, nämlich exakt auf lichtes Maß Einkaufswagen, dieser aber mit lahmendem rechten Vorderrad nur da durch wollte, wenn eine vorne zog und die andere hinten schob, hätten wir wieder umkehren sollen. Aber Bau(m)herrschaften wollen es bekanntlich immer genau wissen. Das neue Statussymbol haben wir ohne Beratung ausgewählt - das Modell mit dem umfangreichsten Zubehör.
Nebenbei trickste Kind (mal wieder) das unaufmerksame Mütterlein aus und legte eine Schutzbrille von UVEX in den Stotterwagen. Die sei auch gut für's Skifahren. Bau(m)herrin war zu vertieft in Atemmasken, um die Falle zu erkennen. Hier ein leuchtendes Beispiel, dass dieses Tagebuch ein nicht zu unterschätzendes Controlling-Instrument für's Bauen ist. Verspätete Nachricht Bau(m)herrin an Bau(m)herrschaftenkind: "Nix da, Skifahren steht dieses Jahr definitiv nicht auf dem Programm, Skibrille muss halt zum Tauchen eingesetzt werden. "
Nächstes Kapitel: Schleifer. Delta, Schwing, Multi, Vario... wo ist dieses famose Teil, mit dem wir anno duzemal die Wohnung renoviert haben? Damals hat es kurz vor Ende den Geist aufgegeben, aber kein anderes hat so viele schicke Aufsätze. Und wenn wir dreimal das Gerät ersetzten müssen, das ist immer noch günstiger, als das im Keller schlummernde Arsenal an Aufsätzen und Schleifpapierchen wegzuwerfen.
Handy klingelt, Wunderwaffe klingt seltsam:
"Wo sind Sie?"
"Im Baumarkt."
"Aha."
"Äh, hallo, Wunderwaffe, ist etwas?"
"Na ja, der UG ist voll mit Wasser."
"Wie?? Wo? Wo kommt das her, aus dem Kanal oder durch die Fenster, der Schnee, himmelsapperlott, das muss das Tauwasser vom Westwald sein..."
"Weiß nicht."
Warum spricht der so komisch? Jetzt grunzt er auch noch... Nein, er kichert, prustet, gröhlt...
Adrenalin schaltet von Panik auf Empörung. Wunderwaffe prustet etwas von 'verrücktes Telefon' - na warte, Du Schlingel, Dich erwisch ich noch...
"Eigentlich habe ich gute Nachricht. Hauptmieter war da, hat gelacht und gelobt. Ich dachte, das freut Sie."
Yep, das freut uns,Empörungsadrenalin entweicht mit erleichtertem Kichern. Aber erst, nachdem wir aufgelegt hatten.
Wir irren grinsend und kopfschüttelnd durch die Gänge, suchen nach Personal. Ah, da packt ein Pärchen Waren in die Regale, an der abweisenden Körperhaltung erkennen wir eindeutig: das ist Hilfe-ein-Kunde-Personal. "Entschuldigung, XY-Schleifgerät?"
"XY steht da hinten rechts im Gang."
Hatten wir glatt übersehen. Das hier ist der Micro-Schleifer, wir wollen den größeren. Drei Anrufe bei "Wünschen Sie Beratung? Wählen sie die 20" arten in sportlichen Wettbewerb aus. Motto: wie lange erträgt der noch so am Hilfesten-ein-Kunde-Mensch ein klingelndes Telefon?
Resultat: Ewigkeiten. Zwar wird der Gesichtsausdruck der quer durch die Halle erspähten, gänzlich untätigen Infotheken-Frau sichtlich genervter, doch sie muckt sich nicht. Zwischenzeitlich gesellen sich zwei kaugummikauende verschleierte Damen zu uns und staunen in breitestem Schwäbisch mit.
Das wird heut nichts mehr. Also zur Kasse, keine Schlange, wir werden schnell abgefertigt. Auf das Problem angesprochen erhalten wir einiges Achselzucken und zwei Mal "Na und?". Wäre die freundliche Dame nicht so sprachfaul gewesen, hätte sie uns sicher aufgefordert, uns jetzt doch endlich zum Konkurrenzbaumarkt zu begeben und sie nicht mehr so unerhört zu belästigen.
Im Konkurrenzbaumarkt steht ein Stand mit Schleifmaschinen und... man glaubt es kaum... ein aufmerksam wartendes Männlein in grüner Uniform. Die Maschinen sind auch grün. Eigentlich wollten wir blau, wegen des Arsenals. Aber das wird angesichts eines beratungswilligen Menschen stillschweigend beerdigt - bis zum nächsten Hausbau. Jetzt geht es ratzfatz - wir nehmen Multi, den Zungeneinsatz gleich dazu, die farblich abgestimmten Schleifblätter und an die Kasse. Uih 1: da sind lange lange Schlangen. Uih 2: die arbeiten hier nicht nur schnell, sie sind auch noch freundlich.
Zu Hause angekommen Überraschung Nummer 1: das tolle Zubehör zum Mülleimerverformen ist nicht in der Kiste. Links drüben ums Eck entdecken wir das ganz Kleingedruckte: "Zubehör nicht enthalten." Danke.
Überraschung Nummer 2: das zum Schleifer besorgte Zünglein liegt bereits in der Schachtel. Jetzt haben wir zwei Zungen, was noch fehlt ist der Lamellenschleifeinsatz. Internetsuche ergebnislos, nicht einmal der Herrsteller selbst führt ihn. Ob das was wird mit den Fensterläden?
Jetzt testen wir unser Statussymbol und entdecken schnell, warum Bau(m)herrin jetzt heißen soll wie dieses Früchtchen. Es wirkt im Gegensatz zu anderen Baustellen-Rattermaschinen sehr, äm, behäbig. Dagegen ist unser Haarfön ein Vollblutpony. Aber Achtung, wer es unterschätzt, verbrennt sich granatenmäßig die Finger.
Wer es noch nicht geahnt hat: Rennmausschaft hat Bau(m)herrin in "Heißluftpistole" umgetauft.
Hm...
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