Donnerstag, 8. März 2007

Putzlappenherrin und der Elefantenfuß

Für heute blieb Kamera in Mietheim, denn

a) muss sie Akkus für wichtigeren Einsatz aufladen und
b) muss Bau(m)herrin putzen und ist nur bedingt multi-tasking-fähig.

Bevor sie sich zur Bau(m)stelle schwingt, Anruf des Verkäufers. Bau(m)herrin berichtet, dass sie ab jetzt Ordnung halten will, weil sie noch nie so plastisch erlebt hat, wieviel Wertgewinn eine Entrümpelung bringt. Verkäufer ist erschöpft, aber plant, bei sich selbst demnächst mit Entrümpelung weiterzumachen.* Bau(m)herrin fragt, ob Heizung wegen Thermostatschaden ausgestellt sei. Noi noi, wenn sie welled, mached Sie sie wieder an. Bau(m)herrin ist noch nicht Besitzerin, weiß aber sicher, dass sie den falschen Knopf drücken wird. Verkäufer wird Heizung anstellen und angefragtes Dokument auch in Haus legen. Prima.

* Liebe verzweifelte Eltern unordentlicher Kinder: Es ist sinnlos, Euch bei unserem Projekt anzumelden. Erstens ist es zu spät und zweitens muss man für derartige Erkenntnisblitze Hausbesitzer sein.

Heute endlich kam Lieblings-Raumpflegerin zum Zuge. Seit Januar stand sie in den Startlöchern, war weder durch Warnungen noch durch Photos von ihrem Vorhaben abzubringen. "Frau Bau(m)herrin, ich komme aus dem Kosovo. Sie wissen ja gar nicht, wie es dort aussieht..."

Heute morgen Putzutensilien in Kofferraum gepackt - wir eröffnen die Phase des "was steht in welchem Haus". Nachdem die Bau(m)herrin ihre Begabung im Hantieren mit drei Hausschlüsseln bewiesen hat, kann es nur noch besser werden.

An Baumstelle angekommen legen wir gleich los. Raumpflegerin übernimmt Staubsaugen der unbeleuchteten Trembel oder Drempel oder so. Der Staubsauger stand im Haus und sah stark aus. Bau(m)herrin will sich dem Nikotin-Raum widmen, als erstes der Doppeltüre. Nach eingehender Analyse der Verschmutzung und der Putzmittel stellt sie fest, dass das so nicht funktionieren wird.

Wasser ist kalt (ebenso wie die Heizung). Schnell in den Neubau gehuscht - der UG-Geruch ist immer noch nicht lecker. Aber es gibt warmes Wasser, Eimer gefüllt und rübertransportiert. Dann noch schnell in Nachbarschafts-Laden gehuscht und Putzhandschuhe sowie Frosch-Reiniger in drei Aggressionsstufen gekauft. Orange-Zitrone-Essig.

Auf dem Rückweg seltsame Geräusche an linker Hausseite. Da klopft jemand im Garten rum. Häusle umkurvt, das Geräusch kommt von oben. "Knusper-Knusper-Knäuschen" - was ist das denn? Da ist niemand sichtbar, es klingt wie ein Riesen-Holzwurm. Bau(m)herrin stellt sich unter die Stelle und horcht: neben dem Holzwurm läuft ein Staubsauger... Das ist Raumpflegerin!

Oje, sollen wir die Drempel wirklich freilegen? Die sind geräuschtechnisch nicht nur völlig ungedämmt, irgendwo ist ein Verstärker eingebaut.

Gerade hat sie die Handschuhe übergezogen und will loslegen, da ruft Verkäufer ihren Namen. Erklärt ihr Dokumente, eines ist unangenehmer Natur, das andere witzig: Architektenentwürfe für einen Dachgeschossausbau (große Stehgaupe) und eine falsch platzierte Garage. Bau(m)herrin zieht Handschuhe wieder aus. Verkäufer staunt, warum Bau(m)herrin die Türe putzen will. Erläuterung folgt später.

Lieblings-Raumpflegerin taucht auf: der Staubsauger zieht nicht mehr. "Oh, das ist der letzte Staubsack, die waren sehr schwierig zu besorgen", meint Verkäufer. Versuche, den Sack zu leeren, scheitern kläglich. Staub rieselt auf den Boden, die Spinnen wollen nicht wieder raus. Also widmet sich Raumpflegerin jetzt dem Küchenboden.

Verkäufer weist sie auf die Feinstaub-Politik-Entwicklung hin. Guter Hinweis, wird auf To-Do-Liste gesetzt: checken, ob man voraussehbare Steuerbelastung durch Einbau von Filtern senken kann. Wir begeben uns auf Rundgang, die Brandstätte bleibt rätselhaft. Dafür hat Verkäufer die Lösung des Elefantenfuß-Rätsels: das ist der untere Teil eines feucht gewordenen Zementsacks.

In der Küche meldet Raumpflegerin, dass vorhandenes Putzgerät für dieses Projekt nicht angemessen ist. Sie läuft in Nachbarsladen und besorgt Schrubber. Verkäufer verabschiedet sich und Bau(m)herrin kann endlich ihren Putzmitteltest durchführen. Sie beginnt bei Zitrone, da steht hinten drauf etwas von besserem Geruch.

Lieblings-Raumpflegerin will wissen, ob sie die Fliesen in der Küche machen soll. -> nur den gröbsten Schmutz weg.

Nach drei Durchläufen ist der obere Türrahmen vom Gröbsten befreit, aber auch nur vom Gröbsten. Der Geruch hat sich gebessert, deshalb will Bau(m)herrin jetzt nicht den Essig einsetzen. Sie stibietzt der Raumpflegerin das Viss, wechselt von Frotteelappen zu grüner Seite des Scotchpads und die Sache gewinnt an Tempo. Abgewischt wird mit der bewährten Zitrone. So klappts, eine Stunde und vier geleerte Eimer später ist die Türe annehmbar. 70 Jahre Nikotin und Ofenausdünstungen sind nicht so attraktiv wie ebenso alte Schlake(l).

Jetzt geht's an das Fensterputzen. Was da alles draufklebt... Bau(m)herrin sprüht und poliert und sprüht und wischt und sprüht und schrubbelt. Lieblings-Raumpflegerin protestiert: "wie soll ich denn nur das Gröbste wegmachen, das halt ich nicht aus. Wenn, dann richtig!"
"Denken Sie immer daran, dass die rausgerissen werden."
Raumpflegerin betrachtet Tür: "Und Sie dürfen so schön polieren!"
"Von wegen, schaun Sie mal genau hin."
"Also, so was hab ich noch nie gesehen, dieser Mann sah so sauber gekleidet aus. Wie konnte er nur so leben. Nicht mal im Kosovo sieht es so aus."
"Äh, Moment, der Verkäufer hat hier nie gewohnt, er ist ein Erbe des verstorbenen Besitzers."
"Oh, um Gottes Willen, wie konnte ich ihm nur so etwas... Sagen Sie ihm bitte meine Entschuldigung!"
"Nicht nötig, er hat sie ja nicht gehört."
"Das hier ist unglaublich, haben Sie schon die Seite von dieser Tür gesehen?"

Immerhin versteht Lieblings-Raumpflegerin jetzt, warum wir putzen, bevor die Baustelle eröffnet ist. Sie hat sich vorgenommen, die Sollnhofer zu retten - noch zwei Durchgänge, und sie ist überzeugt, dass sie nicht mehr rausfliegen müssen.

Und ich habe keine Außenfenster geputzt, sondern die Gläser der Doppeltüre. Von denen Wunderwaffe neulich meinte, die müssten unbedingt erneuert werden.

Meisterarchitekten und -handwerker sind auch nur Menschen, und der Überlebensinstinkt schlägt ab einem gewissen Grad der Verschmutzung gnadenlos zu. Diesen Grad haben wir weit überschritten. Jetzt wollen wir wissen, was wirklich nicht mehr erhaltbar ist. Und Bau(m)Putzlappenherrin lernt ihre Besitztümer beim Putzen näher kennen...

Sehr weit sind wir nicht gekommen, aber wir werden weiter kämpfen. Abends noch einen Getränkeautomat (so nennt man das heute) und Beschallung für Putzstelle gekauft. Und ein paar Gartengeräte - hihi.

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