11:00 Uhr- Treffen mit Landschafts-Meister. Die Hiobsbotschaft zu Anfang löste aus, was Bau(m)herrin sich eigentlich strikt verboten hatte: Anruf auf Architekten-Handy in der Fasnets-Woche. Er war nicht zu erreichen, woraufhin Landschaftsmeister seinerseits das Handy zückte, außer Hörweite lief und beschwörende, drängende, bettelnde (in exakt dieser Reihenfolge) Töne von sich gab. Mit resigniertem Kopfschütteln kam er zurück: keine Chance, sein Baumfäll-Experte war ausgebucht. Ach ja, die Hiobsbotschaft: 1. März ist definitiv der Termin, danach kann die Anzeige eines Nachbarn oder vorbeikommenden Spaziergängers bis zu 1.000 Euro pro Baum kosten. Habe ich erwähnt, dass ich in einer grünen Gegend lebe?
Langsam dämmert, was das Fingerspitzengefühl zu bedeuten hat. Wir fassen uns und beginnen die Begehung. Den Buchen kann man die Chance einer Hecken-Zukunft einräumen, indem man sie auf 30cm kürzt. Im Garten sind zwei Obstbäume noch erhaltbar. Diverses kleineres entpuppt sich als explosives Gemisch: Weide zwei Meter vom Haus entfernt wird demnächst mit Walnuss vier Meter vom Haus entfernt den Kampf der Giganten ausrufen. Dahinter stehen bereits zwei gigantische Walnüsse.
Die meisten der ausgewachsenen Bäume sind krank weil zu viele und zu eng oder falscher Standort. Bau(m)herrin beginnt rückwärts zu zählen: nicht mehr die, die weg müssen, sondern die, die bleiben können. Bei Umrundung des Altbaus sage ich das obligatorische Sprüchlein auf: das Haus wollen wir eigentlich schon erhalten.
Fünf Baum-Kandidaten sind so hoch, dass sie nur von Seilkletter-Spezialisten gefällt werden können. Den Rest wird Landschaftsmeister versuchen, mit seiner Mannschaft Anfang nächster Woche zu erledigen.
Bau(m)herrin übernimmt den Auftrag, einen Seilkletterer zu organisieren. Die Chancen stünden schlecht. Zu Hause werden alle gelben Seiten durchgegangen, die Gespräche sind informativ aber nicht sehr zukunftsweisend. Ausbeute nach drei Stunden: ungezählte Absagen und eine Zusage für Samstag, wenn Bau(m)herrin mit Landratsamt abklärt, dass es ok ist. Die meisten warnen, dass eine solche Bitte um Genehmigung auch darin resultieren kann, dass der ein oder andere Kandidat für immer stehen bleiben wird. Bau(m)herrin hält erschöpft inne und fragt sich, wieviel 1.000 € mal viele wohl ergeben mag. Sie ruft ihre besten Bau-Verwandten an und schluchzt, dass vieltausend Euro auf dem Spiel stehen.
Die besten Bauverwandten unterstützen mit Mischung aus Verständnis, Zuversicht und Nummern aus ihren gelben Seiten. Jetzt kommen Rückrufe von Seilkletterern, bei denen nur Nachricht auf AB hinterlassen werden konnte. Darunter eine Engelsstimme: Termin jetzt gleich vor Ort. Auf Weg dorthin ruft Landschaftsmeister an: er schafft es mit seinen Mannen doch nicht Anfang der Woche... Also nicht nur die fünf Riesen, die ich Seil-Engel genannt hatte, sondern alle - viele.
Der Engel eröffnet das Gespräch damit, dass er inzwischen mit Landratsamt abgeklärt hat, bis Samstag arbeiten zu dürfen. Kann das wahr sein? Wir haben kaum mehr Licht, aber seine Diagnose gleicht der vom Vormittag. Er hat ein Messerchen, mit dem er mir den Pilzbefall und die abgestorbenen Teile zeigt. Die große Zeder muss wirklich schön sein.
Der Engel nennt die Konditionen und Aufwandeinschätzungen, wir notieren fleißig. Zum Glück ist es so dunkel, dass Engel nicht mal die obligatorische Frage nach Abriss des Altbaus stellt. Daheim fasst Bau(m)herrin alles in ein Fax und bestätigt den Auftrag. Der Engel will Mittwoch beginnen, wird versuchen, einen Tag Anfang der Woche einzuschieben.
Der Verkäufer ist informiert und hat mit den anderen Partnern abgeklärt, dass Bau(m)herrschaft in Vorleistung gehen darf, wenn schriftlich versichert wird, dass sie die Haftung für die Aktion übernimmt. Kein Problem. Er hat etwas Bedenken wegen der Entrümpler, die Dienstag beginnen wollen. Die Tatsache, dass der Weg links vom Haus dann frei sein wird, so dass die Entrümpler leichter den Garten frei bekommen, gefällt jedoch auch ihm.
Samstag kurzer Rückruf, Schrecken: kann er jetzt doch nicht? Nein, zwei Angaben im Fax waren falsch - schnell korrigiert und beruhigt das Treffen mit Baumschulen-Meister angegangen.
Dieser nimmt sich viel Zeit, mit ihm machen wir das Fein-Tuning. Welche der beiden Linden? Welche Kastanie? Welcher Standort kommt für welchen Ersatz in Frage? Auch er sagt ganz klar und deutlich: wenn nichts unternommen wird, ist keiner der Bäume zu retten. Ach ja, und das Haus wollen wir eigentlich schon erhalten.
Bau(m)herinnen-Fazit
- Ein Emergency-Room für Bäume ist nicht so dringend notwendig. Bäume scheinen wie Menschen - zuviele auf engem Raum oder an falschem Ort gedeihen nicht.
- Leiser Zweifel: sind sie wirklich alle so krank?
So, und jetzt darf die geneigte Leserschaft sich selbst ein Bild machen. Wagt jemand eine virtuelle Diagnose?
Das ist der Altbau und ja, wir wollen ihn eigentlich erhalten.
Rechts der Anbau mit darmzerstörenden Kiefer und Ahorn.
Links vom Altbau geht es so weiter:
Die Herrschaften heißen Douglasie und bedrohten bei Kyrill das Schlafzimmer der Nachbarn.
Das bräunliche im unteren Vordergrund sind Haselnüsse
etwas weiter nach rechts geschaut,
vorne die Korkenzieher-Weide, hinter den Stöcken der erhaltenswerte Birnbaum
vorne die Korkenzieher-Weide, hinter den Stöcken der erhaltenswerte Birnbaum
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