Montag, 26. März 2007

Vom Eiszapfen zum Glühwürmchen - in nur 2 Tagen

Samstag hatte Frau Holle wohl Wechseljahrbeschwerden. Um 4:45 Uhr sah noch alles fein abgetaut aus, keine 5 Minuten später fing sie an wie eine Wahnsinnige ihre Wäsche auszuschütteln. Versuche, diesen Unfug zu ignorieren, scheiterten an der Bau(m)stelle. Die betagte Nachbarschaft geht samstags gerne früh einkaufen. Rennmausschaft war mit UG beschäftigt, Wunderwaffe zerhackte Fliesenboden, Raketen I und II schleppten Eimer in den oberen Container.

Vermisstenanzeige: unsere Schneeschaufel fehlt. Schnell die von Lieblingsnachbar geliehen und ab ging die Post. Schneckenpost. Ächz, nasser Schnee ist schwer. Zu schwer für alte Bau(m)herrinnen. Dafür ist der zu uns gehörende Gehweg umso länger.

Vor dem Altbau half das Gefälle, aber um die Ecke beim Westwald verspürten wir eine leichte Steigung. Nur nicht aufgeben - zu viel Publikum. Zwei Meter schieben, dann das tonnenschwere Häuflein auf die Straße - Bau(m)herrin fällt fast hinterher. So, jetzt noch Salz streuen. Der Eimer ist beinahe so schwer wie das Schneehäuflein. Wie soll das erst werden, wenn wir dort leben? Wir hatten übersehen, dass die Frequenz des Publikumsverkehrs vor unserem Häusle locker mit der Strandpromenade Westerlands mithalten kann.

Wunderwaffe hat im Altbau einen riesigen Heizer aufgestellt - wunderbar. Im Nähkästchen zücken wir die Heißluftpistole und rücken der lackierten Fensterbank auf den Leib. Puh, das mieft. Nein, es stinkt. Es stinkt bedrohlich ungesund. Wir öffnen ein, zwei, drei Fenster. So werden wir keinen blower-door-Test bestehen, wir heizen die Umwelt, aber Hauptsache, wir leben noch.

Die Heißluftpistole funzt abgesehen von den unappetitlichen Dämpfen prima. Kurz auf den Lack halten, bis er Blasen schlägt. Mit der Schachtel kratzen, Pistole mit linker Hand auf rechter Spachtelhand setzen, dann fährt sie mit und wärmt gleich die nächsten 15 cm.

Im westlichen Eck riecht es auf einmal wunderbar nach Skiurlaub, ganz gesund und prasselnd. Oh, kleines Malheur: ein Fitzel des unter dem Lack dort klatschnassen Holzes setzt sich auf der Spachtel fest und fängt munter an zu brennen. Sicherheitshalber tragen wir jetzt Schutzhandschuhe.

Pistole vorsichtig auf Kopf in eine Ecke gestellt, jetzt ist Multischleifer dran. Hm, die Westfensterbank können wir wohl aufgeben, sie befindet sich Viertel vor Torf. Multi denkt natürlich nicht dran, auch nur annähernd in die Regenrinne zu schlüpfen. Bau(m)herrin denkt sehnsüchtig an ihr Schleifaufsatz-Arsenal im Mietkeller. Am Gerät selber fehlen anscheinend nur die Kohlesteinchen oder wie die heißen. Die werden wir irgend woher besorgen, und wenn wir zwei Baumärkte und einen Elektrofachhandel dafür auf den Kopf stellen müssen.

Zur Mittagszeit klingelt Eiszapfen-Alarmglocke, Bau(m)herrin packt Maschinen ein und fährt nach Mietheim. Dort baut sie sich im Gäste-WC eine kleine Werkbank (Ikea-Waschtisch) vor die Toilette, klappt den Deckel runter und bearbeitet mittels Multischleifer und Dremel diverse Einzelteile der Garderobe.

Blinde Kuh
Der Raum ist trotz wirklich beachtlicher Saugleistung des Multi-Mikro-Dingsbumsteils zu klein, Atemmaske ist nötig. Jetzt schlägt das Metall auch noch Funken - Sicherheitsbrille aufgesetzt. Wo kommt der Nebel her? Oh, Brille beschlägt wegen Atem aus Maske. Atem anhalten funktioniert nicht lange genug. Versuche, die Brille anders zu positionieren (Nasenspitze, eigeklappte Seitenteile...) bringen auch nichts.

Hat jemand einen Tipp?

Heute, zwei Tage später stehe ich im ärmellosen T-Shirt auf der Terasse, entlacke die Einbauchschrank-Türen und...

... schwitze wie ein Glühwürmchen. Petrus in der Midlife-Krise, Frau Holle in den Wechseljahren -> Bachblüten, Feng-Shui oder Aromatherapie? Am besten alles!

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